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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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schauen uns ein wenig um und versuchen aufzusteigen.«
    »Und wenn wir inzwischen ganz und gar einsacken?«
    Die Infrarottechnik trug nichts zur Klärung bei.
    Auf dem Schirm ballten sich Schatten, der Boden an ein und derselben Stelle schien bald weich, bald fest, bald locker ...
    »Steigen wir lieber aus«, schlug Jurkowski vor. »Dann werden wir schon sehen, was zu tun ist.«
    Er machte sich zum Absprung bereit. Bykow hielt ihn an der Schulter zurück.
    »Was ist denn?« Die Stimme des Geologen klang gereizt. »Unser Leben ist voller Überraschungen«, sagte Bykow. »Ich gehe als Erster.«
    »Warum das?«
    Schweigend wies Bykow auf die Maschinenpistole.
    »Hören Sie auf, den Lord Roxton zu spielen!« Jurkowski schüttelte unwillig Bykows Hand ab.
    »Bykow hat recht«, sagte Jermakow. »Bitte, lassen Sie mich vorbei, Wladimir Sergejewitsch.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Lassen Sie mich und Bykow vorbei. In spätestens drei Minuten sind wir wieder zurück ...«
    Alle wussten, dass Jermakow als Kommandant das Schiff in einer unbekannten Gegend nicht als Erster verlassen durfte. Doch sie verstanden ihn, und Jurkowski trat schweigend zur Seite. Rasch ergriff Bykow die Maschinenpistole und sprang Jermakow nach. Seine Beine versanken knietief in dem klebrigen Morast.

Dritter Teil
    An den Ufern der Urangolkonda
    Im Sumpf

    Sumpf auf der Venus ... Einfach absurd! Absurder als Palmenhaine auf dem Mond oder Kuhherden auf den kahlen Piks der Asteroiden. Dichter Nebel statt glühenden Himmels, zäher Schlamm statt brennend heißen, trockenen Sandes! Das widersprach ganz und gar den althergebrachten Vorstellungen von der Venus und komplizierte die Lage der Expedition außerordentlich; denn es war eine Überraschung, und nichts kann einem ernsten Vorhaben mehr schaden als Überraschungen. Sogar der tapfere Fahrer der Geländewagen in der Gobi, der die in der Wissenschaft herrschenden Theorien über die Venus kaum kannte und deshalb von diesem Planeten so gut wie gar keine Vorstellung hatte, war ziemlich verblüfft: Das wenige, was er rings um die Chius sah, passte so gar nicht zu seiner Rolle als Wüstenfahrer.
    Was die übrigen Besatzungsmitglieder anbetraf, deren Wissen um diese Dinge bedeutend umfangreicher war, so rief die Überraschung in ihnen weit ernstere Befürchtungen hervor. Nicht, dass die Piloten und Geologen auf Komplikationen unvorbereitet gewesen wären, durchaus nicht. Jeder wusste zum Beispiel, dass die Chius bei ihrer Geschwindigkeit genauso gut viele Tausend Kilometer von der Golkonda entfernt hätte landen können; das Schiff hätte im Gebirge niedergehen und zerschellen können. Doch alle diese Komplikationen und Fehlschläge waren vorhersehbar und schreckten darum nicht, selbst wenn sie das Leben kosten konnten. »Große Taten sind immer mit Risiko verbunden«, pflegte Krajuchin zu sagen. »Wer den Tod fürchtet, soll lieber zu Hause bleiben.« Aber ein Sumpf auf der Venus!
    Bei all ihrer Selbstbeherrschung und der reichen Erfahrung verbargen die Raumfahrer nur mit Mühe ihre Besorgnis voreinander. Jeder begriff: Das Schicksal der Expedition und ihr Leben hingen jetzt von einer ganzen Reihe vorläufig noch unbekannter Umstände ab. Immer neue Fragen drängten sich ihnen auf: Ob sich der Sumpf weit ausdehnte? Was war das überhaupt für ein Sumpf? Würde ihn der Knabe passieren können? Drohte der Chius nicht die Gefahr, noch tiefer einzusinken, sich zu drehen und völlig zu versacken? Durfte man es wagen, aufzusteigen und an einer anderen Stelle niederzugehen?
    Kurz vor dem Start hatte Dauge zu Krajuchin gesagt: »Hauptsache, wir landen glücklich, dort gehen wir dann, wenn es sein muss, sogar durch die Hölle.« Sie alle wussten, dass ihrer vielleicht wirklich die »Hölle« harrte, doch wer konnte ahnen, dass diese Hölle so aussah – düster, glucksend, unerklärlich?
    Wie schon gesagt, bewegten Bykow aufgrund seiner Unkenntnis Überlegungen ganz anderer Art. Er bangte nicht um das Schicksal der Expedition, weil er an die wunderbaren Eigenschaften der Chius glaubte und fest auf seine Kameraden vertraute, insbesondere auf Jermakow, dem keine Spur von Unsicherheit anzumerken war. Bykow betrachtete die Überraschung lediglich als ein Abenteuer und war sehr geschmeichelt, dass sich Jermakow in der kleinen Auseinandersetzung mit Jurkowski an der offenen Luke auf seine Seite gestellt hatte.
    Mühsam die Füße aus dem zähen Schlamm ziehend, stapfte Bykow hinter Jermakow her. Nach einigen Schritten

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