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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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desolaten Zustand und ist möglicherweise einsturzgefährdet. Wir müssen umsichtig sein.«
    Sie betraten den Salon und blieben im Türdurchgang stehen, während Pendergast mit der gedämpften Taschenlampe in das Zimmer leuchtete. Es bot sich ihnen eine Bild der Unordnung. In einer Ecke stand ein hochkant gekipptes Klavier, Partituren waren vom Notenständer und der umgestürzten Bank zu Boden gefallen; auf mehreren, von Schimmelpilz überzogenen Kartentischen lagen aufgegebene Puzzlespiele und halb zu Ende gespielte Partien Monopoly und Halma. Auf den Stühlen und Sofas waren wahllos Zeitschriften ausgebreitet.
    »Allem Anschein nach hat Leticia Wilkes ihren Schützlingen freien Lauf gelassen«, meinte Pendergast abfällig.
    Im Rest des Erdgeschosses sah es ganz ähnlich aus. Spielzeug, Krimskrams, achtlos hingeworfene Jacketts, Badehosen und Slipper – und überall der gleiche grässliche Teppich, den Pendergasts abgeschirmte Taschenlampe zu einem fürchterlichen Karmesinrot erhellte.
Kein Wunder, dass der National Trust das Haus hat verfallen lassen,
dachte Kleefisch bei sich. Er konnte sich gut vorstellen, wie irgendein bedauernswerter Mitarbeiter den Kopf ins Haus steckte, sich kurz darin umschaute und dann die Tür wieder schloss, weil er die Renovierung scheute. Er betrachtete die Paisley-gemusterte Tapete, das abgewetzte und fleckige Mobiliar, um irgendeinen geisterhaften Hinweis auf das verwunschene Cottage zu finden, in dem vor langer Zeit Conan Doyle geschrieben und Lesungen veranstaltet hatte. Aber er fand keinen einzigen.
    Im Keller waren nichts als leere Lagerräume, ein kalter Heizkessel und tote Käfer. Danach stieg Pendergast vor ihm die bedrohlich knarrende Treppe in den ersten Stock hinauf. Sechs Zimmer führten vom großen Flur ab. Das erste war ein begehbarer Wäscheschrank, der Inhalt von Zeit und Motten zerfressen, das zweite ein gewöhnliches Badezimmer. Die nächsten drei Türen führten in Schlafzimmer. Eines, das recht ordentlich aussah, war offenbar das von Leticia selbst gewesen. Die anderen hatten offensichtlich ihre Nichte und ihr Neffe bewohnt, wie die Dion- und Franki-Valli-Poster im einen Zimmer und die zahlreichen Ausgaben der Zeitung
The Sun,
alle auf Seite drei aufgeschlagen, im anderen nahelegten.
    Mithin blieb nur noch die eine, geschlossene Tür am hinteren Ende des Flurs übrig. Kleefisch verließ der Mut. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er sich der Hoffnung hingegeben hatte, dass die verschollene Holmes-Geschichte zu guter Letzt tatsächlich gefunden werden könnte. Doch er war ein Narr gewesen zu glauben, er würde Erfolg haben, wo so viele seiner Mitstreiter bereits gescheitert waren. Und vor allem in diesem Durcheinander, dessen gründliche Durchsuchung eine Woche in Anspruch nehmen würde.
    Pendergast griff nach dem Türknauf, öffnete die letzte Tür – und so schnell wie Kleefisch der Mut verlassen hatte, schöpfte er wieder Hoffnung
    Der dahinterliegende Raum unterschied sich vom übrigen Haus wie der Tag von der Nacht. Er glich einer Zeitkapsel aus einer Epoche, die vor weit über hundert Jahren untergegangen war. Es handelte sich um ein Arbeitszimmer, sparsam, aber geschmackvoll eingerichtet. Nach dem furchtbaren Durcheinander im übrigen Haus kam es Kleefisch wie ein frischer Lufthauch vor. Er sah ein Schreibpult und einen bequemen Stuhl. An den Wänden hingen Drucke und Daguerreotypien mit Sportmotiven in schlichten Rahmen; in der Nähe stand ein Bücherregal, nahezu leer. Außerdem ein einzelnes Rautenfenster, hoch oben. Hier und da an den Wänden hingen dekorative Kunstwerke, von strenger Formgebung, aber geschmackvoll.
    »Ich denke, wir können es riskieren, ein wenig mehr Licht zu machen«, sagte Pendergast leise. »Ihre Sturmlampe, bitte.«
    Kleefisch hielt die Lampe ausgestreckt, ergriff das Gleitblech und schob es einen Spalt auf. Augenblicklich war das Zimmer deutlicher zu erkennen. Mit Bewunderung registrierte er den wunderschönen Holzfußboden aus poliertem Parkett, das in einem altmodischen Muster verlegt worden war. In der Mitte des Zimmers lag ein kleiner quadratischer Teppich, von der Art, die man damals Läufer nannte. Vor einer der gegenüberliegenden Wände und zwischen den Bildern stand eine Chaiselongue, die wohl auch als Tagesbett gedient hatte.
    »Glauben Sie –?«, fragte Kleefisch und wandte sich in Richtung Pendergast. Beinahe hatte er Angst, die Frage zu stellen.
    Wie zur Antwort deutete Pendergast auf eine der Daguerreotypien an

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