Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
abgeschlossen. Sie schob die Tür auf. »Jack?«
    Im Zimmer war es dunkel. Unten am Bett lag eine Gestalt, ringsherum eine sehr dunkle Fläche. Sie schaltete das Licht ein und sah Jacks Kadaver – ohne den Kopf – auf dem Bettvorleger liegen, umgeben von einem karmesinroten Fleck.
    Sie schrie nicht auf. Sie konnte gar nicht schreien, sondern starrte bloß hin.
    Und dann sah sie den Kopf; er war auf der Kommode platziert worden, die Augen offen und starrend, eine Kaskade geronnenen Blutes tropfte an der Front aus Furnierholz herunter. Zwischen den Zähnen steckte ein Blatt Papier. In ihrem fast traumartigen Zustand, der Realität entrückt, so als würde das alles einem anderen widerfahren, griff Corrie nach einem Brieföffner, drückte den Kiefer auseinander, nahm das Blatt heraus und las die Mitteilung.
     
    Corrie Swanson: Verschwinden Sie noch heute aus der Stadt – oder Sie sind tot. Mit einer Kugel durch Ihren süßen kleinen Kopf.
     
    Corrie starrte auf die Zeilen. Es kam ihr vor wie eine abartige Szene aus
Der Pate
 … Und was das Ganze völlig absurd machte, war, dass sie, selbst wenn sie es wollte, die Stadt nicht verlassen konnte.
    Die Nachricht riss sie aus ihrem Gedankennebel. Aber in dieser üblen Woge der Furcht und des Ekels spürte sie auch eine starke Grunddünung der Wut, die ihr selbst Angst machte: Wut über den primitiven Versuch der Einschüchterung, Wut darüber, was dem armen, unschuldigen Jack angetan worden war.
    Die Stadt verlassen? Nie und nimmer. Sie würde bleiben, genau hier, wo sie war.

44
    H ampstead Heath, dachte Roger Kleefisch, hatte sich auf betrübliche Weise verändert seit den Tagen, als Keats es auf seinem Weg von Clerkenwell zum Cottage Cowden Clarke zu durchqueren pflegte, dort seine Gedichte vortrug und über Literatur plauderte; oder seit Walter Hartright, der Zeichenlehrer, tief in Gedanken versunken zu später Stunde mitten über die Heide gegangen und auf einer einsamen Nebenstraße der geisterhaften »Frau in Weiß« begegnet war. Heutzutage wurde die Fläche auf allen Seiten von Greater London, Bezirk North West 3 , eingeklemmt, und ihr Rand war von Bushaltestellen und U-Bahn-Stationen gesprenkelt, wo einst nur Wald gewesen war.
    Nun war es jedoch fast Mitternacht; die Luft war kühl geworden, und die Heide lag vergleichsweise verlassen da. Sie hatten bereits Parliament Hill und den fabelhaften Blick auf die City von London und den Canary Wharf hinter sich gelassen und gingen in nordwestlicher Richtung. Hügel, Teiche und kleine Waldgebiete waren als bloße Schatten unter dem bleichen Mond zu sehen.
    »Ich habe eine Sturmlampe mitgebracht«, sagte Kleefisch, mehr, um sich Mut zu machen, und weniger, um seinen Begleiter zu informieren. Er zeigte die Lampe, die er unter seinem schweren Ulster verborgen hatte. »Irgendwie erscheint sie mir für den Anlass angemessen.«
    Pendergast warf einen Blick darauf. »Anachronistisch, aber möglicherweise von Nutzen.«
    Zuvor, in seiner behaglichen Wohnung, hatte die Planung ihrer kleinen Eskapade Kleefisch in freudige Erregung versetzt. Als es Pendergast nicht gelungen war, Zutritt zu Covington Grange zu erhalten, hatte er erklärt, er werde sich diesen verschaffen, und zwar unter Umgehung des Rechts. Kleefisch hatte begeistert seine Hilfe angeboten. Jetzt aber, da sie das Vorhaben tatsächlich in die Tat umsetzten, war ihm mehr als ein wenig bang zumute. Es war eines, gelehrte Aufsätze über Professor Moriarty, den »Napoleon des Verbrechens«, oder Colonel Sebastian Moran, den »zweitgefährlichsten Mann in London«, zu schreiben. Etwas anderes hingegen war es, wie ihm jetzt klarwurde, tatsächlich draußen auf der Heide zu sein – mit dem Ziel, in ein Haus einzubrechen.
    »Hampstead Heath hat eine Polizeiwache, wissen Sie«, sagte er.
    »Ah ja«, kam die Antwort. »Wie viele Beamte hat sie denn?«
    »Vielleicht ein Dutzend. Einige Polizeihunde gehören auch dazu.«
    Darauf erhielt er keine Antwort.
    Sie gingen an der South Meadow entlang und betraten das dichte Wäldchen im sogenannten Dueling Ground. Nördlich davon konnte Kleefisch die Lichter des Londoner Stadtteils Highgate erkennen.
    »Und dann dürfen wir auch nicht die Hausmeister des National Trust vergessen«, fügte er hinzu. »Es kann immer sein, dass sich einer von denen hier herumdrückt.«
    »In dem Fall würde ich vorschlagen, dass Sie die Lampe gut verborgen halten.«
    Als ihr Ziel in Sicht kam, hinter einer Anhöhe, gingen sie langsamer. Covington

Weitere Kostenlose Bücher