Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
die kastanienbraunen Haare ungekämmt. Corrie nahm Platz und griff zur Speisekarte. Drei Dollar für einen Orangensaft, zehn für Bacon-and-Eggs, achtzehn für Eier Benedict. Sie legte die Karte zurück auf den Tisch: Sie konnte sich nicht mal eine Tasse Kaffee leisten. Als die Kellnerin herbeikam, bestellte sie ein Glas Wasser. Stacy dagegen bestellte die belgischen Waffeln mit einer doppelten Portion Schinken und einem Spiegelei. Und schob dann ihren Kaffeebecher vor. »Nur zu.«
Corrie grummelte ein »Danke«, trank einen kleinen, dann einen großen Schluck. Mein Gott, wie sie das Koffein brauchte! Sie trank den Becher aus und schob ihn zurück. Sie wusste nicht recht, wo sie anfangen sollte.
Zum Glück begann Stacy das Gespräch. »Wir müssen reden, Corrie. Über diesen Drecksack, der dein Leben bedroht.«
Okay. Wenn du da anfangen willst, schön.
»Es macht mich ganz krank, was Jack angetan wurde.«
Stacy legte eine Hand auf ihre. »Und darum ist das hier kein Scherz. Die, die das getan haben, sind böse,
böse
Menschen. Die meinen es absolut ernst. Die sehen in dir eine Riesenbedrohung. Hast du irgendeine Idee, warum?«
»Ich kann nur vermuten, dass ich irgendwo bei meinen Recherchen in ein Hornissennest gestochen habe. Dass ich irgendetwas nahe gekommen bin, das jemand unter dem Teppich halten will. Wenn ich nur wüsste, was.«
»Vielleicht haben wir es mit diesem Heights-Verein und dieser Zicke Kermode zu tun«, sagte Stacy. »Die sieht aus, als wäre sie zu allem fähig.«
»Das glaube ich nicht. Das alles ist geklärt, der neue Standort für den Friedhof ist bewilligt, und die sind jetzt damit beschäftigt, verschiedene Nachfahren ausfindig zu machen und eine Genehmigung zu erhalten – und am wichtigsten: Du bestehst nicht mehr darauf, dass dein Vorfahr auf dem ursprünglichen Boot-Hill-Friedhof bestattet wird.«
»Also gut. Glaubst du, der Täter könnte mit dem Brandstifter identisch sein?«
»Nein, der Modus Operandi ist ein ganz anderer. Für mich liegt der Schlüssel darin, herauszufinden, welche Informationen ich habe, beziehungsweise bekommen habe, die diesen Leuten so große Angst einjagen. Sobald ich das weiß, kann ich sie vermutlich identifizieren. Aber ich glaube wirklich nicht, dass die mich umlegen werden – sonst hätten sie’s schon getan.«
»Corrie, sei nicht naiv. Jeder, der einen Hund enthauptet, ist absolut imstande, einen Menschen zu töten. Und darum werde ich von nun an nicht mehr von deiner Seite weichen. Weder ich noch …« Stacy tätschelte die Stelle, wo sie ihren 45 er trug.
Corrie wandte den Blick ab.
»Was ist denn?« Stacy schaute sie besorgt an.
Jetzt sah Corrie keinen Grund mehr, sich zurückhalten. »Ich hab dich gestern Abend mit Ted zusammen gesehen. Das Mindeste, was du mir hättest sagen können, war, dass du vorhast, mit ihm auszugehen. Das macht man nicht unter Freundinnen.« Sie setzte sich zurück.
Auch Stacy lehnte sich zurück. Ein undurchdringlicher Ausdruck trat in ihre Züge. »Mit ihm auszugehen?«
»Na ja – ja.«
»Mit ihm
auszugehen?
Himmel noch mal, wie kannst du so etwas auch nur denken?« Stacy hatte die Stimme erhoben.
»Na ja, was soll ich denn glauben – wenn ich sehe, wie ihr beide in dieses Restaurant geht –«
»Weißt du, warum wir da reingegangen sind? Weil Ted mich zum Essen eingeladen hat, um über
dich
zu reden.«
Corrie blickte sie erstaunt an.
»Ja, dich! Er ist total verknallt in dich und macht sich Sorgen, dass er etwas Falsches tut, weil er glaubt, er hat dich verstimmt. Er wollte mich darüber befragen – den ganzen verdammten Abend haben wir über dich und nichts anderes gesprochen. Glaubst du, es hat mir Spaß gemacht, aus dem Bett aufzustehen und mit einem Brummschädel in die Stadt zu fahren, um irgendeinem Kerl zuzuhören, der den ganzen Abend über eine andere Frau redet?«
»Tut mir leid, Stacy. Ich habe da wohl voreilige Schlüsse gezogen.«
»Da hast du verdammt noch mal recht!« Plötzlich war Stacy aufgesprungen, ihre Miene war eine Mischung aus Vorwurf und Verrat. »Es ist immer der gleiche Scheiß! Da freunde ich mich mit dir an, beschütze dich, kümmere mich um deine Interessen auf Kosten meiner eigenen – und was kriege ich dafür? Beschissene Beschuldigungen, ich würde dich mit deinem Freund betrügen.«
Stacys jäher Wutausbruch machte Corrie Angst. Die wenigen anderen Gäste im Frühstücksraum wandten die Köpfe. »Sieh mal, Stacy«, sagte Corrie in beruhigendem Tonfall. »Es
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