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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Wieder schrie Cropsey auf und taumelte, versuchte, den Mann abzuschütteln, der mit Fingernägeln und Zähnen an ihm zerrte und alles abriss, was er zu fassen bekam: Ohren, Lippen, Nase; auf einmal spritzte arterielles Blut aus Cropseys Hals, und er sackte zusammen. Die Bestie war noch immer auf ihm. Die Sturmlampe fiel zu Boden und zersprang.
    Gleichzeitig, mit nur einem Ziel vor Augen, begannen die anderen vier zu schießen, wobei sie wild in die Dunkelheit feuerten. Im Schein der Mündungsblitze waren weitere Gestalten zu erkennen, sie brüllten wie Stiere und rannten, hinter der Ecke des Durchstichs hervorkommend, auf sie zu: ein Handgemenge inmitten des wüsten Kugelhagels. Aufgerüttelt durch den Lärm, kamen die beiden Späher durch den Stollen gerannt und gaben ihrerseits Schüsse ab. Immer wieder ertönten laute Entladungen, die Lichtblitze zuckten in Wolken grässlichen grauen Qualms auf, und dann war auf einmal alles still. Einen Augenblick lang herrschte nur Finsternis. Dann war zu hören, wie ein Streichholz am Felsgestein angerissen wurde; noch eine Sturmlampe wurde entfacht. Und dann erhellte ihr trüber Lichtschein mehrere Leichen mit abgespreizten Gliedern. Jetzt waren die vier Kannibalen nur noch zerfetzte Leiber, die in dem Stollen verteilt lagen. Die großkalibrigen Kugeln hatten sie auseinandergerissen, ihre Körperteile lagen gleich einer klebrigen Masse auf dem zerfetzten Leichnam von Shadrach Cropsey.
    Aus, vorbei.
     
    Eine Viertelstunde später schlug Pendergast die Augen auf. Im Zimmer war es kühl und still. Er erhob sich, staubte seinen schwarzen Anzug ab, zog seine dicke Winterkleidung an und trat aus dem Hintereingang des Saloons. Das Unwetter war in vollem Gange, der Wind fegte die Main Street hinunter und schüttelte die Weihnachtsdekorationen, als wären es Spinnweben. Er raffte den Mantel zusammen, schlang sich den Schal fester um den Hals, senkte den Kopf zum Schutz gegen den Wind und begab sich durch die sturmgepeitschte Stadt zurück ins Hotel.

54
    U m elf Uhr am selben Morgen – es war der Heilige Abend –, nachdem sie zweihundert Scheiben Toastbrot bestrichen, die doppelte Menge Teller und Tassen zweimal gespült und die Küche von Wand zu Wand gefeudelt hatte, begab sich Corrie zurück auf ihr Zimmer, zog ihren dicken Daunenmantel an und wagte sich hinaus in den Sturm. Die Vorstellung, dass Kermode oder ihre Verfolger bei diesem Wetter draußen sein und ihr auflauern könnten, war ziemlich weit hergeholt; dennoch spürte sie eine kribbelnde Angst. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie sich auf dem Weg zum sichersten Ort in der Stadt befand – der Polizeistation.
    Sie hatte sich entschlossen, Pendergast zur Rede zu stellen. Also, eigentlich nicht zur Rede stellen, sondern eher, noch mal zu versuchen, ihn dazu zu bewegen, ihr die Informationen mitzuteilen, die er anscheinend durch seine Fahrt nach Leadville gewonnen hatte. So wie sie die Sache sah, war es unfair von ihm, die zurückzuhalten. Sie hatte schließlich den Zusammenhang mit Swinton aufgedeckt und ihm den Namen mitgeteilt. Wenn er Informationen über die alten Mordfälle ausgegraben hatte, müsste er ihr mindestens erlauben, sie in ihre Semesterarbeit aufzunehmen.
    Als sie auf die Main Street bog, schlugen ihr der Wind und der herumwirbelnde Schnee mit Wucht entgegen. Sie stemmte sich dagegen und hielt ihre Mütze fest. Das Geschäftsviertel von Roaring Fork war vergleichsweise kompakt, aber in einem Schneesturm war es trotzdem ein verdammt weiter Weg.
    Die Polizeiwache ragte vor ihr im wirbelnden Schnee auf, aus den Fenstern drang ein gelblicher Lichtschein, ungemein einladend. Offenbar waren alle bei der Arbeit, trotz des Unwetters. Sie ging bis zu den Eingangsstufen, fegte sich im Windfang ab, schüttelte den Schnee von Wollmütze und Schal und betrat das Gebäude.
    »Ist Special Agent Pendergast da?«, fragte sie Iris, die Dame am Empfang, mit der sie sich in den vergangenen zehn Tagen angefreundet hatte.
    »O je«, seufzte sie. »Er meldet sich weder an noch ab – und arbeitet zu den merkwürdigsten Zeiten. Ich komme da einfach nicht mehr mit.« Sie schüttelte den Kopf. »Gehen Sie einfach in sein Büro und schauen Sie nach.«
    Corrie stieg in den Keller hinab und war diesmal dankbar für die Wärme. Seine Tür war geschlossen. Sie klopfte an; keine Antwort.
    Wo konnte er nur stecken, bei so einem Schneesturm? Nicht im Hotel Sebastian, dort hatte sie angerufen, ihn aber nicht erreicht.
    Sie

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