Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
an eine Karriere bei der Polizei gedacht … ich meine, ist doch nur logisch nach einer Laufbahn beim Militär.«
»Sind Sie denn nicht mehr dabei? Nicht mehr Captain?«
Sie lächelte. »Captain bleibe ich immer, aber ja, ich bin aus dem Dienst ausgeschieden.« Sie hielt inne. »Na, dann geh ich mal wieder. Wenn ich länger hier im Ort bleiben will, muss ich mir eine preiswertere Wohnung suchen – das Hotel, in dem ich wohne, macht mich bankrott.«
Corrie lächelte. »Das Gefühl kenne ich.«
»Ich wollte mich nur vorstellen und Ihnen sagen, dass ich das, was Sie hier tun, großartig finde.« Bowdree wandte sich zum Gehen.
»Nur eine Minute.«
Bowdree drehte sich um.
»Möchten Sie später im Starbucks noch einen Kaffee mit mir trinken?« Corrie gestikulierte mit ihrem Becher. »Ich würde den Gefallen gern erwidern – wenn Sie nichts dagegen haben, dass es etwas später wird. Ich habe vor, hier einen langen Tag zu machen, vorausgesetzt, ich erfriere vorher nicht.«
Bowdrees Miene hellte sich auf. »Das wäre super. Was halten Sie von neun Uhr?«
»Gern. Also um neun.«
27
M rs. Betty Brown Kermode nippte an ihrer Tasse Earl Grey und blickte aus dem Panoramafenster ihres Wohnzimmers über das Silver-Queen-Tal. Von ihrem Haus oben am Grat – in den ganzen Heights gab’s kein besseres Grundstück – hatte man eine spektakuläre Aussicht. Höher und höher stiegen die umliegenden Berge in Richtung der hoch aufragenden Gipfel von Mount Elbert und Mount Massive, dem höchsten und dem zweithöchsten Berg in Colorado, die zu dieser nächtlichen Stunde lediglich als Schatten zu erkennen waren. Das Haus selbst war eher schlicht – trotz aller gegenteiligen Annahmen der Leute lag ihr nicht daran, aufzufallen –, im Grunde sogar eines der kleinsten im Wohngebiet. Außerdem war der Bau traditioneller als die anderen, aus Naturstein und Zedernholz errichtet und von vergleichsweise intimer Größe. Dieser ultra-zeitgenössische, postmoderne Stil war nicht ihr Fall.
Und von dem Fenster hatte man auch eine ausgezeichnete Sicht auf den Pistengeräteschuppen. Aus ebendiesem Fenster hatte Mrs. Kermode nicht ganz zwei Wochen zuvor am späten Abend das verräterische Licht im Schuppen gesehen. Sie hatte sofort gewusst, wer sich darin befand, und Schritte eingeleitet.
Die Tasse klirrte auf der Untertasse, als sie sie abstellte, und sie schenkte sich noch eine ein. Auf einer Höhe von knapp 2600 Metern, wo Wasser bei 91 Grad Celsius kochte, war es gar nicht so leicht, eine anständige Tasse Tee aufzubrühen, und sie hatte sich nie an den faden Geschmack gewöhnt, egal wie viel Mineralwasser sie verwendete, egal wie lange sie den Tee ziehen ließ oder wie viele Beutel sie ins Wasser tat. Sie schürzte die Lippen, gab Milch und eine Spur Honig dazu, rührte um und trank einen Schluck. Mrs. Kermode war seit jeher Abstinenzlerin – nicht aus Gründen der Religion, sondern weil ihr Vater gewalttätiger Alkoholiker gewesen war und sie deshalb Alkoholgenuss mit abscheulichem Benehmen und, schlimmer noch, mangelnder Selbstbeherrschung assoziierte. Mrs. Kermode hatte Beherrschung zum Herzstück ihres Lebens gemacht.
Und jetzt war sie wütend, leise zwar, aber wütend über die demütigende Störung ihrer Kontrolle durch dieses Mädchen und ihren FBI -Freund. So etwas war ihr noch nie passiert, und sie würde das nie vergessen und erst recht nicht vergeben.
Sie trank noch einen Schluck Tee. The Heights war die begehrteste Lage in Roaring Fork. In dieser Stadt voll vulgärer Neureicher handelte es sich um eines der ältesten geschützten Wohngebiete. Es repräsentierte Geschmack, brahmanenhafte Beständigkeit und einen Hauch aristokratischer Überlegenheit. Sie und ihre Partner hatten zu keinem Zeitpunkt zugelassen, dass es verfiel, so wie das in den Skigebieten mit anderen Wohnanlagen aus den Siebzigern geschehen war. Das neue Spa samt Clubhaus würde einen wesentlichen Beitrag leisten, um das Wohngebiet frisch zu erhalten, und der Beginn von Bauphase III – dreißig 20 Hektar große Grundstücke zum Preis von 7 , 3 Millionen Dollar aufwärts – versprach, den ursprünglichen Investoren einen enormen Geldregen zu bescheren. Wenn nur die Sache mit dem Friedhof gelöst werden könnte. Der Artikel in der
New York Times
war schon ärgerlich gewesen, aber nichts im Vergleich zu den Elefant-im-Porzellanladen-Possen dieser Corrie Swanson.
Dieses Miststück. Es war ihre Schuld. Und sie würde dafür
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