Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
büßen.
Kermode trank ihre Tasse aus, stellte sie ab, atmete tief durch, dann griff sie zum Hörer. Es war schon spät in New York, aber Daniel Stafford war eine Nachteule und zu dieser Zeit am besten zu erreichen.
Er nahm beim zweiten Klingeln ab, seine sanfte, vornehme Stimme erklang in der Leitung. »Hallo, Betty. Wie sind die Skiverhältnisse?«
Eine Welle der Verärgerung. Er wusste ganz genau, dass sie nicht Ski lief. »Man sagt mir, dass die Verhältnisse ausgezeichnet sind, Daniel. Aber ich habe nicht angerufen, um Höflichkeiten auszutauschen.«
»Schade.«
»Wir haben ein Problem.«
»Der Brand? Der ist nur dann ein Problem, wenn man den Kerl nicht schnappt – was sie tun werden. Glaub mir, wenn Phase III vermarktet wird, ist er schon auf dem Weg zum elektrischen Stuhl.«
»Der Brand ist nicht der Grund meines Anrufs, sondern das Mädchen. Und ihr Wichtigtuer von FBI -Agent. Wie ich höre, ist es ihm gelungen, drei weitere Nachkommen auszugraben, die die Erlaubnis erteilt haben, die Gebeine ihrer Vorfahren zu untersuchen.«
»Und wo liegt das Problem?«
»Was soll das heißen:
Wo liegt das Problem?
Es ist schlimm genug, dass diese Captain Bowdree persönlich hier aufgekreuzt ist. Wenigstens will sie die Gebeine ihres Vorfahren irgendwo anders bestatten. Aber was, Daniel, wenn die anderen Nachkommen nun die Wiederbeisetzung auf dem ursprünglichen Friedhof verlangen? Wir haben bereits fünf Millionen Dollar in die Baumaßnahmen gesteckt.«
»Also, ich bitte dich, Betty, beruhige dich. Bitte. Das wird niemals passieren. Wenn irgendwelche dieser sogenannten Nachkommen einen Prozess anstrengen – was sie noch nicht getan haben –, werden unsere Anwälte ihn jahrelang hinauszögern. Wir verfügen über das Geld und die juristischen Mittel, um einen Fall wie diesen ewig in die Länge zu ziehen.«
»Es geht nicht nur darum. Ich mache mir Sorgen, wohin das Ganze führen könnte – wenn du weißt, was ich meine.«
»Dieses Mädchen untersucht nur die Knochen, und wenn sie fertig ist, ist die Sache gegessen. Sie wird nicht dazu führen, wohin sie deinen Befürchtungen zufolge womöglich führt. Wie denn auch? Und wenn sie doch dazu führt, glaube mir, dann kümmern wir uns darum. Dein Problem ist, dass du wie deine Mutter bist; du sorgst dich zu viel und pflegst deine Wut. Mix dir einen Martini und lass es gut sein.«
»Du bist ekelhaft.«
»Vielen Dank.« Ein Kichern. »Und nun pass auf. Um dich zu beruhigen, setze ich meine Leute darauf an, die Vorgeschichte dieser Menschen auszugraben, irgendwelchen Schmutz zu finden. Das Mädchen, der FBI -Agent … sonst noch jemand?«
»Captain Bowdree. Nur für den Fall der Fälle.«
»Schön. Und vergiss nicht: Ich tue das nur, um unser Pulver trockenzuhalten. Wir werden es wahrscheinlich nicht einsetzen müssen.«
»Vielen Dank, Daniel.«
»Für meine liebe Cousine Betty tue ich doch alles.«
28
S ie saßen auf bequemen Stühlen im fast leeren Starbucks. Corrie hielt ihren Becher in beiden Händen, dankbar für die Wärme. Gegenüber an dem kleinen Tisch schaute Stacy Bowdree in ihren Kaffee. Sie wirkte ruhiger, nicht mehr so überschwenglich wie am Morgen.
»Warum also haben Sie die Air Force verlassen?«, fragte Corrie.
»Zunächst wollte ich dort Karriere machen. Nach Nine-Eleven. Ich war auf dem College, meine beiden Eltern waren tot, und ich habe nach einer Richtung im Leben gesucht, also bin ich zur Academy übergewechselt. Ich war wirklich wild entschlossen, total idealistisch. Aber zwei Einsätze im Irak, und dann noch zwei in Afghanistan haben mich davon kuriert. Mir ist klargeworden, dass das Leben als Berufssoldatin nichts für mich ist. Es ist noch immer eine Männerdomäne, ganz egal, was die Leute sagen, vor allem in der Air Force.«
»Vier Einsätze? Wow.«
Bowdree zuckte mit den Schultern. »Das ist nichts Besonderes. Die brauchen da drüben viel Bodenpersonal.«
»Was haben Sie getan?«
»Während des letzten Einsatzes war ich Kommandeur der Kampfmittelbeseitigungskompanie 382 «, erklärte sie. »Wir waren im Feldlager Gardez in der Provinz Paktia stationiert.«
»Sie haben Bomben entschärft?«
»Manchmal. Die meiste Zeit haben wir Gebiete um das Lager geräumt oder Munition zur Schießanlage gebracht und beseitigt. Genau genommen mussten wir jedes Mal, wenn die eine Schaufel in den Boden stecken wollten, zunächst das Areal räumen. Hin und wieder mussten wir auch das Lager verlassen und Sprengfallen
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