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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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drei Jahrzehnte damit zu, Anwälte einzustellen und zu entlassen und unzählige Prozesse zu führen, wobei sie unermüdlich versuchte, die zurückübertragenen Minen und Grundstücke wieder in ihren Besitz zu bringen. Am Ende, als alle ihre juristischen Möglichkeiten erschöpft waren, ließ sie die Fenster der Villa Griswell mit Brettern vernageln und wurde zur Einsiedlerin, die sich sogar weigerte, Grundnahrungsmittel einzukaufen, und von den milden Gaben der Nachbarn abhängig wurde, die es auf sich nahmen, ihr das Essen an die Tür zu stellen. Im Jahr 1955 beschwerten sich die Nachbarn darüber, dass ein schlechter Geruch aus dem Haus komme. Als die Polizisten es betraten, bot sich ihnen ein unglaubliches Bild: Das gesamte Haus war vom Boden bis zur Decke voll von wackligen Stapeln von Schriftstücken und anderem Krimskrams, von denen die Frau viele während der endlosen Prozesse angehäuft hatte. Da waren Bündel von Zeitungen, Leinensäcke mit Erzproben, Bergbau-Dokumente, Theaterkarten, überregionale Zeitungen, Akten, Gutachten über Erzproben, Bergbau-Lizenzen, eidesstattliche Aussagen, Gerichtsmitschriften, Gehaltslisten, Bankauszüge, Landkarten, Minengutachten und dergleichen. Man fand Rosie Anns vertrockneten Leichnam unter einem Berg von Papieren; eine ganze Wand voller Dokumente, untergraben von nagenden Mäusen, war über ihr eingestürzt und hatte sie am Boden festgenagelt. Rosie Ann war verhungert.
    Sie hatte keine Erben, und so erwarb die Stadt das Gebäude. Die gehorteten Dokumente erwiesen sich als historischer Schatz von kaum zu bewältigendem Ausmaß. Über ein halbes Jahrhundert später dauerte der Vorgang des Sortierens und Katalogisierens noch immer an, allerdings in größeren Abständen, und zwar immer dann, wenn die mittellose Historische Gesellschaft von Roaring Fork eine Spende zusammenkratzen konnte.
    Ted hatte Corrie vor dem Zustand der Sammlung gewarnt: Sie sei ganz anders als das gepflegte digitalisierte Zeitungsarchiv, das er leite. Doch nachdem sie die Zeitungen nach Hinweisen auf eine Kannibalen-Bande durchforstet hatte und schließlich mit leeren Händen dastand, beschloss Corrie, sich das Archiv Griswell einmal genauer anzusehen.
    Der Archivar erschien offenbar nur zweimal die Woche an seinem Arbeitsplatz. Ted hatte ihn Corrie gegenüber als echt unqualifiziertes Arschloch beschrieben. Als sie an diesem grauen Dezembervormittag in der Villa eintraf, während ein paar Schneeflocken vom zinkfarbenen Himmel fielen, fand sie den Archivar im Salon der Villa – er saß hinter einem Schreibtisch und spielte mit seinem iPad herum. Der Salon war frei von Papieren, aber durch die offenen Türen, die davon abgingen, erblickte sie bis zur Decke reichende Metallregale und Aktenschränke, die mit Zeug vollgestopft waren.
    Der Archivar erhob sich und streckte ihr die Hand entgegen. »Wynn Marple.« Er war vorzeitig kahl geworden, ein Enddreißiger mit Pferdeschwanz und ersten Ansätzen eines Bierbauchs, aber dem selbstbewussten, augenzwinkernden Gebaren eines alternden Don Juans.
    Sie stellte sich vor und erläuterte ihr Ansinnen – dass sie nach Informationen über das Jahr 1876 , die Grizzly-Morde sowie über Straftaten und mögliche Bandenaktivitäten in Roaring Fork suche.
    Marple antwortete ausführlich, kam dann aber rasch auf sein Lieblingsthema zu sprechen: ihn selbst. Corrie erfuhr, dass er früher Mitglied der olympischen Skimannschaft gewesen sei, die in Roaring Fork trainierte, weshalb er sich in die Stadt verliebt habe; dass er immer noch ein bombiger Skiläufer und auch ein heißer Typ abseits der Piste sei und dass er keinerlei Möglichkeit sehe, sie ohne die erforderlichen Papiere und Genehmigungen ins Archiv zu lassen, von einem weit weniger speziellen und enger gefassten Arbeitsvorhaben ganz zu schweigen.
    »Schauen Sie«, sagte er, »derartige Recherchen sind nicht gestattet. Viele dieser Dokumente sind privat und vertraulicher, kontroverser oder –«, und hier zwinkerte er wieder, »– skandalträchtiger Natur.«
    Die letzten Worte wurden von mehrmaligem Lecken der Lippen und schweifenden Blicken über Corries Körper begleitet.
    Sie atmete tief durch und rief sich in Erinnerung, zur Abwechslung einmal nicht ihr schlimmster Feind zu sein. Viele Typen waren eben Wichser. Außerdem brauchte sie das Archiv. Lag die Antwort nicht hier, war sie vermutlich im Laufe der Zeit verloren gegangen.
    »Sie waren Skiläufer im Olympiateam?«, fragte sie und legte eine

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