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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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gekünstelte Bewunderung in ihre Stimme.
    Das löste einen weiteren Schwall von Prahlereien aus und lieferte die Auskunft, dass er die Bronzemedaille gewonnen hätte, wenn die Pistenverhältnisse, die Temperaturen, die Kampfrichter nicht so schlecht gewesen wären – Corrie hörte auf zuzuhören, nickte und lächelte aber weiter.
    »Das ist echt cool«, sagte sie, als ihr klarwurde, dass er zum Ende gekommen war. »Ich bin noch nie einem Olympiasportler begegnet.«
    Zu dem Punkt hatte Wynn Marple noch viel mehr zu sagen. Nach fünf, zehn Minuten hatte Corrie vor lauter Verzweiflung einem Date mit ihm für Samstagabend zugestimmt – und im Gegenzug den vollständigen und uneingeschränkten Zutritt zum Archiv erhalten.
    Wynn trottete hinter ihr her, während sie sich durch die gediegenen, aber verfallenen Räume schlängelte, die randvoll mit Papier waren. Zu ihren Problemen kam hinzu, dass die Unterlagen nur grob chronologisch sortiert waren, ohne dass man sich bemüht hatte, sie nach Themen zu ordnen.
    Während der plötzlich ungemein emsige Wynn die Akten holte, setzte sich Corrie an einen langen, mit grünem Filz bedeckten Tisch und begann, die Zeitungen durchzusehen. Alle waren ungeordnet und durcheinander, voll mit belanglosen und falsch abgelegten Materialien. Außerdem wurde offensichtlich, dass, wer immer die Ablage gemacht hatte, entweder schlampig oder ein Idiot war. Während sie einen Stapel nach dem anderen durchging, erfüllte der Geruch nach modrigem Papier und altem Wachs den Raum.
    Aus Minuten wurden Stunden. Der Raum war überhitzt, das Licht schummrig. Allmählich zuckten ihr die Augenlider. Schließlich war es sogar Wynn leid, von sich selbst zu reden. Die Zeitungen waren spröde, und bei jedem Umblättern staubte es von den Seiten. Da waren ganze Berge von undurchschaubaren juristischen Schriftstücken, Anträgen, eidesstattlichen Aussagen, amtlichen Bekanntmachungen und schriftlichen Beweisfragen, Prozessmitschriften, Anhörungsabschriften, Protokollen von Geschworenengerichten, vermischt mit Bebauungsplänen, Gutachten, Ergebnissen von Erzproben, Verträgen zwischen Partner- von Minengesellschaften, Gehalts- und Inventurlisten, Arbeitsanweisungen, wertlosen Börsenaktien, Rechnungen und völlig irrelevanten Plakaten und Handzetteln. Gelegentlich gab die Flut von Dokumenten ein farbenprächtiges Theaterplakat frei, das die Ankunft einer vollbusigen Burlesk-Queen oder einer Slapstick-Comedy-Truppe bekanntgab.
    Hin und wieder stieß Corrie auf ein Dokument von geringem Interesse – eine Strafanzeige, die Abschrift eines Mordprozesses, »Wanted«-Plakate, Polizeiakten, betreffend die Unerwünschten und Durchreisenden, die im Verdacht standen, Straftaten begangen zu haben oder deren angeklagt waren. Aber da war nichts, das hervorstach, keine Bande von Verrückten, niemand mit einem Motiv, elf Bergleute zu ermorden und zu verspeisen.
    Der Name Stafford tauchte regelmäßig auf, vor allem in den Akten, die sich mit den Beschäftigten befassten, die in der Verhüttung und der Raffination arbeiteten. Diese Akten waren besonders abscheulich; da gab es Verwaltungsbücher, die die umgekommenen Arbeiter auflisteten, als handelte es sich um beschädigte Maschinen, neben Summen, bezahlt an die Witwe oder Waisen, die sich nie auf mehr als fünf Dollar beliefen, wobei überwiegend die Summe 0 . 00  Dollar aufgeführt war mit dem Vermerk »Keine Zahlung/Fehler des Arbeiters«. Da gab es Akten über Arbeiter, die sich am Arbeitsplatz Verkrüppelungen, Vergiftungen oder Verletzungen zugezogen hatten und anschließend ohne jede Abfindung oder Ausgleichszahlung fristlos entlassen wurden.
    »Was für ein Haufen Drecksäcke«, sagte Corrie leise und reichte Wynn wieder ein Bündel von Dokumenten.
    An einem Punkt tauchte ein Handzettel auf, der sie innehalten ließ.
     
    ZUR THEORIE DES ÄSTHETIZISMUS
     
    Ein Vortrag von
    Mr. Oscar Wilde aus London, England.
     
    Zur praktischen Anwendung der Prinzipien der Theorie des Ästhetizismus, mit Betrachtungen zu den feinen Künsten, der persönlichen Verschönerung und der Dekoration von Häusern.
     
    ORT DES VORTRAGES : DIE GROSSE GALERIE DER
    SALLY - GOODIN - MINE
    SONNTAGNACHMITTAG , 2 . Juni
    UM HALB DREI UHR
    EINTRITTSKARTEN FÜNF CENT
    Corrie musste beinahe lachen über die eigenartige Formulierung der Ankündigung. Das musste der Vortrag sein, bei dem Wilde die Geschichte über die Grizzly-Morde gehört hatte. Und angeheftet an den Handzettel war ein Packen,

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