Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

trockenes Lachen.
    »Ich finde das gar nicht lustig. Jedenfalls rufe ich nicht deshalb an. Sondern weil dieses Mädel – Corrie Swanson – den Zusammenhang zwischen den Kermodes und den Staffords hergestellt hat.«
    »Das ist doch kein Staatsgeheimnis.«
    »Daniel, sie hat im Griswell-Archiv rumgeschnüffelt und ist auf den Schatz von Dokumenten gestoßen, die mit dem damaligen Minen- und Hüttenbetrieb zusammenhängen.«
    Stille. Und dann hörte sie, wie ihr Cousin am anderen Ende der Leitung einen vornehmen Fluch ausstieß. »Gibt’s noch was anderes?« Plötzlich klang seine Stimme weniger flapsig.
    »Nein. Wenigstens noch nicht.«
    Wieder Stille. »Wie gut kann sie recherchieren?«
    »Sie ist ein verdammter Terrier, sie schnappt mit ihren scharfen kleinen Zähnchen zu und lässt nicht locker. Noch scheint sie den Zusammenhang nicht hergestellt zu haben, aber wenn sie weitergräbt, schafft sie’s.«
    Wieder lang anhaltendes Schweigen. »Ich hatte den Eindruck, dass die relevanten Unterlagen entfernt wurden.«
    »Es wurden große Anstrengungen unternommen, aber in dem Archiv herrscht ein heilloses Chaos. Da kann alles durchgerutscht sein.«
    »Verstehe. Also, das ist nun wirklich ein Problem.«
    »Hast du, wie versprochen, schmutzige Dinge über sie und die anderen ausgegraben?«
    »Das habe ich. Dieser Pendergast hat eine bewegte Vergangenheit, aber er ist unberührbar. Bowdree ist eine Art Kriegsheldin, mit Auszeichnungen und Orden, weshalb man ihr nur schwer etwas anhängen kann. Außer dass sie aus gesundheitlichen Gründen aus der Air Force ausscheiden musste.«
    »Wurde sie verwundet?«, fragte Kermode. »Sie hat auf mich kerngesund gewirkt.«
    »Sie hat ein paar Monate im US -Militärkrankenhaus in Landstuhl in Deutschland gelegen. Der aktuelle Arztbericht ist unter Verschluss. Die Air Force hütet derartige Akten wie ihren Augapfel.«
    »Und das Mädel, Swanson?«
    »Die ist ein kleiner Teufelsbraten. Ist in einer Wohnwagensiedlung in einer furchtbaren Kleinstadt in Kansas aufgewachsen. Die Eltern stammen aus der untersten Arbeiterschicht, haben sich nach ihrer Geburt getrennt. Die Mutter ist rasende Alkoholikerin, der Vater ein Nichtsnutz, stand einmal wegen Bankraubs vor Gericht. Sie selbst hat ein ellenlanges Vorstrafenregister. Sie ist nur aus einem Grund so weit gekommen, nämlich weil dieser Pendergast sie unter seine Fittiche genommen hat und ihr die Ausbildung finanziert. Kein Zweifel, das ist ein Deal. Das Problem ist nur: Solange Pendergast in der Nähe ist, dürfte man nur schwer an sie rankommen.«
    »Der Polizeichef sagt mir, dass dieser Pendergast gestern Abend nach London abgeflogen ist.«
    »Das ist eine gute Nachricht. Am besten, du handelst schnell.«
    »Und was genau soll ich tun?«
    »Du bist ohne Weiteres in der Lage, meine Liebe, dieses Problem zu lösen, bevor der FBI -Agent zurückkehrt. Ich möchte dich nur daran erinnern, was auf dem Spiel steht. Schlag also fest zu. Und wenn du dich entschließt, jemanden anzuheuern, dann nur den Besten. Was immer du tust, ich möchte nichts davon wissen.«
    »Was bist du doch für ein Feigling.«
    »Vielen Dank. Ich bin durchaus bereit einzugestehen, dass in unserer Familie du den hohen Testosteronspiegel hast, liebe Cousine.«
    Wütend drückte Kermode auf den Knopf für die Lautstellung und beendete das Telefonat.
    Montebello war während des Gesprächs still geblieben und hatte sein Augenmerk scheinbar auf seine perfekt manikürten Fingernägel gerichtet. Jetzt aber blickte er auf. »Überlass mir das. Ich kenne genau den Richtigen für den Job.«

36
    D as
Espelette,
die gehobene Brasserie, die von der Eingangshalle des Hotels Connaught abging, war eine cremefarben-weiße Mischung aus hohen Fenstern und frisch gebügelten weißen Tischdecken. Die klimatische Veränderung gegenüber Roaring Fork kam höchst gelegen. London war bislang mit einem milden Winter gesegnet gewesen. Weiches, nachmittägliches Sonnenlicht durchflutete den leicht geschwungenen Raum.
    Special Agent Pendergast, der an einem großen Tisch mit Blick auf die Mount Street saß, erhob sich, als Roger Kleefisch das Restaurant betrat. Kleefisch war schon als Student in Oxford so gut wie kahl gewesen, deshalb war die glänzende Platte keine Überraschung. Noch immer ging der Mann forschen Schritts, wobei sein Oberkörper nach vorn gereckt war und die Nase mit der gespannten Neugier eines Bluthundes auf einer Fährte die Luft durchschnitt. Eben wegen dieser