Attentat auf Georgia
Lieblingsmelodie auf einem Harmonium spielen.«
Charlie Dunn steckte seine
Waffe ein und näherte sich Kay Steinway. Sie wich zurück, bis sie gegen die
Wand hinter der Bar stieß und nicht weiterkonnte.
»Das ist eine
Gratisvorstellung, Wheeler«, sagte Fargo, »aber wohlgemerkt, nur solange Sie
Publikum sind. Wenn Sie versuchen mitzuspielen, werden Sie im Leichenschauhaus
landen.«
»Da müßte ich schon ein
richtiger Held sein«, erwiderte ich, »mit zwei unbezahlten Versicherungsraten!«
»Bravo.« Fargo grinste. »Seien
Sie vernünftig, dann haben Sie auch Aussicht, mit dem Leben davonzukommen.«
»Gestatten Sie, daß ich mir
noch einen Schnaps einschenke. Schreien macht mich nervös.«
»Bitte sehr!« sagte Fargo
großzügig.
Dunn hatte die Kante des
Bartisches erreicht. Er leckte sich geistesabwesend die Lippen. »Ich präge mir
ein, wie du jetzt aussiehst, meine Süße«, sagte er mild. »So wirst du nie
wieder aussehen.«
Kay wimmerte leise, ihre Augen
glitzerten vor Angst.
»Warum glaubt ihr mir nicht?«
flüsterte sie heiser. »Ich sage die Wahrheit.«
»Das hat auch Coates
behauptet.« Fargo schnitt eine verächtliche Grimasse. »Sie sehen, was ihm
passiert ist — und dabei hat er wirklich die Wahrheit gesagt! Sie haben mehr
Glück als er — Ihnen winkt eine letzte Chance.«
Dunn ging hinter den Bartisch
und näherte sich Kay. Er kehrte mir den Rücken, als ich nach der Whiskyflasche
griff.
Dunns Finger packten die
Aufschläge des Bademantels und rissen ihn der Länge nach auf.
Meine Hand umkrampfte den
Flaschenhals, ich warf die Flasche in Fargos Richtung und ließ mich
gleichzeitig rücklings vom Hocker zu Boden fallen.
Sowie ich unten landete, wältze
ich mich einige Male hin und her und zog meine 38-Millimeter-Pistole aus dem
Futteral: da knallte Fargos Pistole.
Ein Holzsplitter streifte meine
Wange — die Kugel hatte einen halben Meter von meinem Kopf entfernt den
Fußboden getroffen. Ich erhob mich auf die Knie, stemmte den Ballen meiner
rechten Hand fest gegen den Solarplexus, um nicht zu wackeln, und drückte ab.
Fargo ließ seine Waffe fallen
und taumelte nach hinten. Mit der linken Hand griff er sich an die Schulter.
Ich hörte Kay Steinway aufschreien
und drehte mich zu ihr um.
Dunn hatte sie gegen die Wand
geschleudert und zielte mit seiner Pistole auf mich. Wir schossen gleichzeitig.
Ich erhielt einen Schlag gegen den Kopf, und es wurde plötzlich finster.
Diesmal fiel ich um, ohne daß es weh tat...
Ich schlug die Lider hoch und
blickte in zwei feuchte graue Augen, in denen kein bißchen Grün mehr zu sehen
war.
»Ich habe schon geglaubt, Sie
sind tot«, murmelte Kay mit zitternder Stimme.
»Ich auch«, sagte ich.
Es gelang mir, mich
aufzusetzen. Vorsichtig betastete ich meinen Scheitel. Meine Finger wurden
klebrig.
»Die Kugel hat Sie wohl nur
gestreift«, sagte Kay. »Ich habe die Wunde gewaschen. Sie blutet nicht sehr,
aber der Arzt wird jeden Augenblick hier sein.«
»Soll ich mir den anderen
ansehen«, fragte ich.
Sie schauderte. »Er ist tot.
Ihre Kugel hat ihn zwischen die Augen getroffen. War das Ihre Absicht?«
»Ich hatte mir nichts
Besonderes vorgenommen. Meiner Meinung nach muß man Glück haben, wenn man mit
einer Achtunddreißiger etwas treffen will. Und Fargo?«
»Er ist davongelaufen«,
antwortete Kay. »Ihr erster Schuß hat ihn getroffen, und da fing er zu laufen
an.« Sie verzog die Unterlippe. »Ich wußte nicht, daß er so feige ist.«
»Ihnen kann man diesen Vorwurf
nicht machen«, sagte ich.
Ich krabbelte hoch. Die Wände
wackelten ein wenig, dann aber beschlossen sie, sich anständig zu benehmen, und
blieben in »Hab-acht«-Stellung stehen.
»Ich habe die Polizei
verständigt«, sagte Kay Steinway. »Sie ist unterwegs.«
»Wie lange war ich bewußtlos?«
»Etwa fünf Minuten.«
»Ist die Whiskyflasche
zerbrochen?«
»Ich habe noch eine. Wollen Sie
einen Schluck?«
»Amen.«
Sie goß mir einen Whisky ein,
aber sie hütete sich, hinter die Bar zu gehen. Ich stellte fest, warum.
Charlie Dunn nahm sehr viel
Raum ein. Er war in die Knie gesunken, und sein Kopf lehnte an der Innenseite
der Theke. Ich zerrte an seinem Jackettkragen. Er fiel nach hinten und blieb
liegen, einen etwas erstaunten Ausdruck in den Augen. Kay Steinway hatte recht.
Die Kugel hatte ihn zwischen die Augen getroffen.
Ich kehrte an die andere Seite
des Bartisches zurück und griff nach dem Glas, das Kay mir gefüllt hatte. Ich
hatte es zu zwei Dritteln geleert,
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