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Attentat auf Georgia

Attentat auf Georgia

Titel: Attentat auf Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wahrscheinlich von einer Frau, die
den menschlichen Aspekt betonte.
    Es war nicht schlecht
aufgezogen. Die Hoffnungen und Wünsche des ehrgeizigen Kleinstadtmädchens, das
in die Traumfabrik kommt, um sich dort durchzusetzen. Und gleich zu Anfang
macht ihr der Tod einen Strich durch die Rechnung. Es wurden zwei Briefe
zitiert, die sie an ihre ältere Schwester geschrieben hatte, und aus denen
hervorging, wie wunderbar ihr das Leben in Hollywood vorkam.
    Genau solche Briefe würde man
von einer Fünfzehnjährigen erwartet haben. Eine Rundfahrt... Alle die Sehenswürdigkeiten...
Unter anderem stand in einem der Briefe, daß sie das Wochenende in Long Beach
verbracht habe, aber es wurde nicht erwähnt, bei wem.
    Ich las die Geschichte zu Ende
und griff dann nach dem Glas. Die Gurgel krampfte sich mir zusammen und ich schluckte
mühsam: Meine Schuld — ich hätte sagen sollen, was ich haben will.
Polnik hatte mir einen der von Toni bevorzugten Spezial-Martinis gebracht —
reinen Gin.
    Ich wandte mich dem nächsten
Ausschnitt zu und sah, daß er aus derselben Zeitungsnummer stammte, in der die
Geschichte über Geraldine Morgan erschienen war.
    Auf diesem Ausschnitt waren
lediglich zwei verschmierte Fotos aus der Bildbeilage zu sehen.
    Die kleingedruckte Überschrift
lautete: Der Tod hat ihre Träume erstickt... Der Text unter dem einen
Foto lautete: Die Tote, Geraldine Morgan, 15 Jahre alt — siehe Seite
5, Spalte 5. Der Text unter dem anderen Foto lautete: Mandy Morgan,
Geraldines ältere Schwester.
    Ich betrachtete das zweite Foto
eine ganze Weile lang, und je länger ich hinsah, desto bekannter kam mir das
Gesicht vor. Ich faltete die beiden Ausschnitte zusammen und steckte sie ein.
Dann kehrte ich ins Wohnzimmer zurück.
    Polnik saß behaglich in einem
Polstersessel, in der einen Hand ein großes Glas Gin und in der anderen eine
noch größere Zigarre. Verzückung strahlte aus seinen Zügen.
    Vor ihm stand Toni und tanzte
mit zierlichen Schritten.
    »Verzeihung, wenn ich störe«,
sagte ich und es war beinahe aufrichtig gemeint.
    Polnik blickte zu mir auf,
zwinkerte mit den Augen und erhob sich hastig.
    »Leutnant?«
    »Ich gehe. Sorgen Sie dafür,
daß das Haus dauernd bewacht wird, und warten Sie hier, bis Sie abgelöst
werden.«
    »Ja, Sir, Leutnant!« antwortete
er enthusiastisch. »Fahren Sie jetzt ins Büro des Sheriffs?«
    »Ich glaube kaum«, sagte ich.
    »Was soll ich dem Captain
sagen, wenn er anruft?« Seine Stimme klang bekümmert.
    »Sagen Sie ihm... Nein, lieber
nicht.«
    Ich betrachtete die Aquarien.
Ich hatte das Gefühl, als habe sich in meiner Abwesenheit etwas verändert. Und
nun merkte ich, was es war: Die tropischen Fische schwammen nicht mehr herum.
    »Was ist denn den Fischen
passiert?« fragte ich.
    Toni kicherte laut. »Ich habe
sie eingeschläfert«, sagte sie und zeigte auf die leere Ginflasche, die auf dem
Bartisch stand. »Mir wurde schwindlig von diesem Hinundherhuschen.«
    Plötzlich trat ein kalter
Ausdruck in ihre Augen.
    »Fargo hat sie geliebt«, fügte
sie tonlos hinzu.
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    E s war halb elf, als ich vor dem Starlight Hotel parkte. Ich ging zu Janice Jorgens’ Appartement hinauf
und klopfte an die Tür. Es dauerte eine Weile, bevor sie öffnete, und als sie
mich dann erblickte, schien sie gar nicht erfreut zu sein.
    »Werden Sie es nie aufgeben?«
sagte sie in gereiztem Ton. »Was muß ich tun — etwa polizeilichen Schutz
anfordern?«
    »Sie haben mich an der Nase
herumgeführt«, erwiderte ich vorwurfsvoll. »Nicht wahr — Miss Mandy Morgan?«
    Sie hüllte sich fester in ihren
Morgenrock, ihr Blick wurde mit einem Male trüb.
    »Ich weiß nicht, was Sie
meinen«, murmelte sie.
    »Lassen Sie mich rein — dann
werde ich Ihnen alles erklären.« Es war nicht sehr geistreich formuliert.
    Sie trat von der Tür zurück,
ich folgte ihr. Neben dem Tisch blieb sie stehen und drehte sich zu mir um.
    »Das scheint Ihre
Freizeittechnik zu sein, Leutnant«, sagte sie. »Ich finde Sie nicht sehr amüsant.«
    Ich zog die Zeitungsausschnitte
aus der Tasche und zeigte ihr die beiden Fotos. Sie betrachtete sie, dann hob
sie langsam den Kopf.
    »Mandy Morgan — Janice Jorgens.
Die Namen sind verschieden — aber doch nicht gar so verschieden.«
    Sie kehrte mir den Rücken, trat
ans Fenster und riß es weit auf, als sei plötzlich nicht genug Luft im Zimmer.
Wortlos blieb sie stehen.
    »Wann haben Sie Ihren Namen
gewechselt?« fragte ich. »Gleich nach dem Tod

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