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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Regen zu schützen sucht, und rief mit dumpfer, aber gut hörbarer Stimme: «Dieser schwarz verhangene Himmel verdüstert sich mehr und mehr!»
    * * *
    Gegen Abend ritt ein alter, weißhaariger Krieger mit einem edlen grauen Schnauzbart an den Rand des Lagers, um die sechs Rückkehrer an den grob gezimmerten Kreuzen in Augenschein zu nehmen. Ihre fahlen Gesichter waren qualvoll verzerrt, ihr Atem ging schwer und röchelnd. Er ritt ins Lager zurück, um seinen langen Speer aus seinem Zelt zu holen, und erlöste sie dann von ihren Qualen, einen nach dem anderen. Die Letzte war eine Frau mit rundem Gesicht. Sie hätte jemandes Ehefrau sein sollen. Als der Speer in ihr Herz eindrang, entspannten sich ihre gequälten Züge, und ihre Augen schlossen sich, beinahe friedlich.
    Er saß vom Pferd ab, säuberte den Speer im Gras und rammte ihn dann in die Erde. Mit dem Rücken zu den Toten, die an den Kreuzen hingen wie verdorrte Früchte an laublosen Bäumen, hockte er sich neben den Speer und ließ den Blick nach Süden über die sanften Hügel schweifen.
    Wenig später tauchte noch ein Mann auf und kauerte sich unweit von ihm ins Gras. Lange hockten sie so in der Abenddämmerung, ohne etwas zu sagen.
    Schließlich murmelte Chanat: «In letzter Zeit träume ich genauso verrücktes Zeug wie du, alter Schamane.»
    Kleiner Vogel rupfte summend am Gras herum.
    Der alte Krieger legte sich die großen, knochigen Hände um den pochenden Schädel. Dünn wie ein Vogelschädel war er inzwischen. Das Alter ließ ihn dünner und dünner werden.
    «Es ist nicht mehr so, wie es mal war», sagte er mit stillem Ekel in der Stimme. Er deutete über seine Schulter auf die gekreuzigten Toten und auf die rauchenden Überreste der Stadt. «Sieh dir an, was wir vollbracht haben.»
    «Er ist Taschur-Astur, die Geißel Gottes», erwiderte der Schamane in leierndem Singsang. «Ein Narr mag zwar mit Gott streiten, aber Gott wird ihm nicht antworten.»
    «Das ist also Gottes Urteil über die verderbte Menschheit? Glaubst du das, Kleiner Vogel?»
    Der Schamane wandte den Blick ab. Auf direkte Fragen antwortete er nie, denn, wie er selbst sagte, wie sollte das gehen? Er existierte ja gar nicht.
    «Ich bin nicht hergekommen, um wehrlose Säuglinge zu skalpieren», knurrte Chanat.
    Er dachte daran zurück, wie er Candac in den rauchenden Trümmern von Margus gesehen hatte. Wie er stumm das Gemetzel und die Verwüstung um sich herum betrachtet hatte, mit einem schwer zu deutenden Ausdruck auf dem pausbäckigen, kräftigen Gesicht. Als hätte er sein Urteil über all das gefällt und dann beschlossen, zu verschwinden.
    Chanat schnappte jäh nach Luft und presste sich die Hand an die Seite. Vor einer Woche hatte er die Hexe Enkhtuya in ihrem Beisein verflucht. Seither setzten ihm Krämpfe in den Därmen zu. Mit solch kleinlichem Gezänk schlugen sie sich mittlerweile herum. Ihm war, als könnte er die Vornehmheit selbst dahinschwinden sehen wie die letzten Sonnenstrahlen an einem Wintertag. Als würde das kalte und reine Licht über der Steppe von einer schwarzen Rauchwolke verfinstert, die von einer brennenden Stadt aufstieg.
    Kleiner Vogel und Chanat fröstelten.

7. ENDLICH FRIEDEN
    D em kleinen Erfolg der Enttarnung der Spione folgte schon kurz darauf die Katastrophe. Aus Adrianopel erreichte den Kaiserlichen Hof eine kurze, bittere Nachricht.
     
    Die östliche Feldarmee unter dem Oberbefehl General Aspars, Magister Militum per Thraciam, hat sich vom Hauptquartier in Marcianopolis aus in Marsch gesetzt und die Hunnen auf der Ebene beim Flusse Utus zum Kampf gestellt. Überwältigt von der geballten Übermacht der Feinde jedoch, von ihrer Schnelligkeit und Wildheit wie auch von ihrem unvermutet geschickten Einsatz von Geschützen und den verheerenden Sturmangriffen ihrer schweren Reiterei, wurden die sechs Legionen mitsamt all ihren Hilfstruppen vernichtet. General Aspar hat mit größter Tapferkeit heldenmütig zu Fuß weitergefochten, nachdem sein Pferd unter ihm getötet worden war, ist aber am Ende ebenfalls gefallen.
    Die hunnische Streitmacht rückt dem Vernehmen nach weiter nach Süden vor.
     
    Die Hiobsbotschaft traf Konstantinopel wie ein Schock. Unter den Einwohnern machte sich lähmendes Entsetzen breit. Jetzt standen nur noch einige wenige Zenturien der Palatinischen Garde sowie ein paar verstreute Hilfstruppen in Trajanopel und Heraclea zwischen ihnen und dieser Armee aus einer Million heidnischer Reiterdämonen. Die, so hieß es, sich vom

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