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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Fleisch kleiner Kinder nährten und das mit Wein vermischte Blut von Fledermäusen tranken. Viele Bürger flohen über den Bosporus nach Kleinasien. Andere beteten zwanzig Stunden am Tag zur Heiligen Mutter Gottes. Eine Panik ging in der Stadt um, so ansteckend wie die Pest.
    Theodosius flehte Aëtius an, Truppen aus dem Westen anzufordern, und der General schrieb pflichtschuldig einen weiteren Brief an den Kaiser in Ravenna. Verbunden mit der Warnung jedoch, dass die Zeit inzwischen knapp war, und dass Valentinian, nachdem er nun über die Schlagkraft der Hunnen Bescheid wusste, es vorziehen könnte, seine Legionen zum Schutz seines eigenen Reiches zu behalten: die Grenzlegionen ebenso wie die Feldarmee.
    Die Antwort traf postwendend auf dem Seeweg ein. Es würde keine Unterstützung geben. Theodosius verfluchte seinen Vetter und wünschte ihn in die tiefste Hölle hinab.
    «Dann sind wir ihm also schutzlos ausgeliefert. Diesem Attila, der über uns kommt wie eine Strafe Gottes. Inwiefern aber haben wir so arg gesündigt, um eine solche Strafe heraufzubeschwören? Ich weiß es nicht.» Er seufzte tief, als hätte er bereits alle Hoffnung aufgegeben. «Erst wird er ganz Moesia und Illyrien verheeren, Thessalien und Thrakien, und dann wird er über diese Stadt herfallen. Mit nur ein paar Hundertschaften schlecht ausgebildeter Hilfstruppen und der Garde haben wir ihm nichts entgegenzusetzen. Wir werden verhandeln müssen.»
    «Wir haben immer noch die Mauern», gab Aëtius zu bedenken.
    «Wir befinden uns nicht alle hinter den Mauern.»
    «Stimmt», räumte Aëtius ein. «Die Bewohner der Provinzen müssen zusehen, wie sie alleine zurechtkommen. Aber die Stadt wird verschont bleiben. Und seine Untaten werden nicht ungestraft bleiben, das verspreche ich Euch. Wenn Attila sich nach Westen wendet, gegen Rom, hat es mit den leichten Siegen für ihn ein Ende.»
    «Du verstehst mich falsch», sagte der Kaiser mit stockender Stimme. «Es befindet sich nicht die … gesamte kaiserliche Familie hinter den Mauern.»
    Aëtius runzelte die Stirn. «Sprecht Ihr von Prinzessin Honoria?»
    Theodosius lächelte freudlos. «Nein, die steht weiter unter der Aufsicht meiner Schwester Pulcheria. Ich meine … Kaiserin Eudoxia.»
    Die Kaiserin. Athenais. Seit Jahren hatte er sich nicht gestattet, diesen Namen auch nur zu denken.
    «Ist sie in Jerusalem?»
    «Wenn es doch so wäre. Nein, sie weilt gerade auf Besuch im Nonnenkloster zu Azimuntium.»
    «Nie davon gehört.»
    «Eine kleine Stadt in den Hügeln unweit der pontischen Küste, schon sehr alt, einst von den Thrakern gegründet. Von einigen unserer herausragendsten Mythographologen wird sogar die Auffassung vertreten, ihr Name könnte etymologisch auf jenen Ort zurückgeführt werden, der bei Homer –»
    «Liegt dieser Ort auf Attilas Weg?»
    Die Stimme des Kaisers nahm wieder einen dumpfen Klang an. «Ja, er liegt, wie du es ausdrückst, ‹auf Attilas Weg›.»
    «Warum erfahre ich erst jetzt davon?»
    «Deine Dienste wurden hier benötigt – und das gilt auch nach wie vor. Die Heilige Stadt bedarf weitaus dringender der Verteidigung als …»
    «Als die Kaiserin.»
    «Urteile nicht vorschnell.» Es klang drohend, als Theodosius den General scharf anblickte. «Ich durchschaue dich, Gaius Flavius Aëtius. Du hältst dich selbst für ungleich mutiger als mich. Ein Kaiser aber muss seine Entscheidungen stets sorgsam abwägen, besonders in Kriegszeiten.»
    Aëtius neigte leicht den Kopf.
    «Den uns vorliegenden Berichten nach befindet sich die Kaiserin nach wie vor wohlauf und in Sicherheit im Kloster der Heiligen Jungfrauen und Märtyrerinnen Perpetua und Felicitas, beschützt von den starken und hohen Mauern dieser ehrwürdigen alten Stadt in den Hügeln. Im Umland aber herrscht Gesetzlosigkeit, und die Hunnen rücken täglich näher. Sie wird einen Geleitschutz benötigen. Die Kaiserliche Garde ist hier unentbehrlich, aber ich dachte da vielleicht an deine … rotbackigen Freunde aus Gotland?»
    Aëtius lächelte über die Ausdrucksweise des Kaisers. Für jemanden wie Theodosius würden die Goten für alle Zeiten die barbarischen Zuwanderer bleiben, die siebzig Jahre zuvor die Katastrophe von Adrianopel herbeigeführt hatten.
    «Gut», sagte Aëtius. «Ich nehme meine Wolfskrieger mit.»
    «In einer Woche erwarte ich euch zurück.»
    Aëtius verbeugte sich.
    * * *
    Kurz vor seiner Abreise gab es noch einmal Neuigkeiten. Aus Attilas Lager trafen zwei hunnische Gesandte

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