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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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auch das nur stärker. Frieden lässt sich so nicht erkaufen. Attila verachtet den Frieden und liebt die Macht. Gold ist für ihn bloß ein Mittel, noch mehr Waffen, Rüstungen und Pferde anzuschaffen, noch mehr umherschweifende Marodeure als Söldner in Dienst zu nehmen.»
    Der Kaiser sah noch immer verwirrt und ablehnend drein.
    Aëtius trat so dicht auf ihn zu, wie eben noch statthaft, und blickte ihn eindringlich an. «Majestät, stellt Euch einfach vor, dass Attila Euch eine Nachricht gesandt hat, die schlicht besagt: ‹Wir wollen nichts von euch. Wir wollen euch vernichten, das ist alles.›»
    «Aber der Angriff auf ihr Lager, den sie zum Anlass ihres Rachefeldzugs genommen haben, ist doch auf Geheiß des Westreiches erfolgt.»
    «Und das Westreich wird auch noch an die Reihe kommen. Ausgeführt hat den Angriff aber eine Legion des Ostreiches, die inzwischen ihrerseits restlos vernichtet wurde. Adam hat Eva die Schuld gegeben, Eva wiederum hat die Schlange beschuldigt. Bestraft aber hat der Herrgott sie alle.»
    «Ihr vergleicht Attila mit
Gott

    «Nicht ich. Attila selbst maßt sich das an. Nennt sich Attila
Taschur-Astur
 –
‹Flagellum Dei›

    Theodosius schwieg versonnen. Da öffnete sich die Tür, und Pulcheria kam hereingerauscht, die überfromme ältere Schwester des Kaisers, eine Frau von über fünfzig mit säuerlichem Gesicht, deren Name, die Schöne, einigermaßen in die Irre führte. Begleitet wurde sie von einem engen Berater, dem hageren, düsteren Chrysaphius, und einem kleinen, drahtigen Menschen namens Vigilas. Sie richtete leise das Wort an den Kaiser, der Aëtius gleich darauf mit einem Wink entließ. Es zeichne sich bereits eine diplomatische Verständigung ab, erklärte er beflissen, trotz der «Schwarzseherei» und «negativen Einstellung» des Generals; weitere Ratschläge von ihm würden nicht mehr benötigt.
    * * *
    Der Kaiser ließ die hunnischen Gesandten zu sich führen. Der eine, ein intelligent wirkender Anführer namens Geukchu, war keineswegs, wie zu erwarten war, in eine Tracht aus Fell und Leder gehüllt, sondern in ein Gewand aus edler Seide; der andere, ein stiller, sehr höflicher Mann mit schütterem Haar, Grieche von Geburt, stellte sich als Orestes vor. Theodosius hatte schon bald das Gefühl, die beiden im Griff zu haben. Sie überreichten dem Kaiser eine Reihe erlesener, kostbarer Geschenke, darunter einen cimmerischen Leoparden in einem Käfig; erwiesen ihm die schuldige Ehrerbietung, indem sie auf die Knie fielen und den Saum seiner Purpurrobe küssten; und erklärten auf Anfrage, dass eine byzantinische Gesandtschaft ihrem König im Gegenzug jederzeit willkommen sei. Sie äußerten sich zuversichtlich, dass man in dieser unseligen Angelegenheit schon eine Einigung erzielen könne.
    Theodosius warf Chrysaphius, der hinter den beiden stand, einen verstohlenen Blick zu, und der Berater nickte unmerklich.
    An jenem Abend speisten und tranken Geukchu und Orestes bis tief in die Nacht mit Chrysaphius und Vigilas. Am Morgen schieden sie in brüderlichem Einvernehmen voneinander.
    * * *
    Der Kaiser wischte die Vorbehalte des Generals beiseite und bestand darauf, dass Aëtius die byzantinische Gesandtschaft zu den Hunnen anführte; im Anschluss an diese Mission, so Theodosius, konnte er dann ja die Kaiserin sicher nach Konstantinopel zurückgeleiten. Des Weiteren bestimmte er Chrysaphius und Vigilas zu Gesandten, wobei der Berater die eigentlichen Verhandlungen führen sollte. Die Aufgabe, das historische Zusammentreffen zu protokollieren, übertrug er seinem zuverlässigen Obersten Sekretär des Konsistoriums, dem bescheidenen Priscus. Zum Schutz der Gruppe wurde eine kleine Garde abgestellt. Aëtius äußerte den Wunsch, die beiden visigotischen Prinzen und ihre fünfzig Wolfskrieger, in voller Bewaffnung, ebenfalls auf die lange, gefahrvolle Reise mitzunehmen. Der Kaiser stimmte widerstrebend zu. Diese Wolfskrieger waren ungeheuer gefräßig, es sprach also eigentlich nichts dagegen, sie eine Weile loszuwerden.
    Aëtius wurde heimlich ein Brief Prinzessin Honorias zugespielt, herausgeschmuggelt mit Hilfe eines, in welcher Form auch immer, bestochenen Sklaven. Die entehrte und in Ungnade gefallene Tochter Galla Placidias, die in den Frauengemächern praktisch als Gefangene gehalten wurde, schrieb spöttisch, sie würde ebenfalls gerne mitreiten und diesen Attila kennenlernen; er scheine ein interessanter Mann zu sein. Aëtius schmunzelte belustigt,

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