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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Aëtius nickte und gestattete sich endlich einmal ein Lächeln. Wenn die Hunnen angriffen, würden die Mauern zwar nicht mehr so sein wie früher. Doch vielleicht hielten sie ja stand. Abgesehen davon löste die gemeinsame Tat eine unglaubliche Begeisterung bei der Bevölkerung aus. Taten machen Menschen mutig, Untätigkeit lässt sie furchtsam werden. Das Erdbeben hatte die Mauern zerstört – aber nun hatte es auch sein Gutes, was man freilich keineswegs auf den ersten Blick sehen konnte. Es hatte die Bürger mit einem neuen, außergewöhnlichen Kampfgeist beseelt. Nun erwarteten sie den Beginn des Kampfes mit der Inbrunst des Hauptmanns Andronicus. Zum ersten Mal hatte Aëtius das Gefühl, nicht allein dazustehen. Sie hatten eine Million Menschen hinter sich – ein gutes Gefühl.
    Schließlich, am Ende jenes Sonntagabends, kamen die Blauen und die Grünen am Sankt-Romanus-Tor zusammen. Zwischen ihnen bestand keinerlei Feindschaft mehr. Zusammen hatten sie wahre Wunder bewirkt, und abgesehen davon waren sie zu müde für Feindseligkeiten. Sie umarmten einander wie Brüder und setzten sich dann, verschwitzt, hustend und mit schmerzenden Gliedern, auf die Erde, ganz ockerfarben vor lauter Steinstaub; sie hatten kaum noch Kraft, um zu essen und zu trinken. Dann trat ihr geliebter Patriarch Epiphanius vor sie und predigte aus dem Buch Hesekiel. Er hatte angeordnet, dass derselbe Text in jeder Kirche und auf jedem öffentlichen Platz der Stadt gepredigt werden solle.
    Er predigte von Gog und Magog, den Dämonen in Hesekiels Visionen, die aus dem Norden kamen, und er sagte, die Zeit sei nun da, Gog und Magog seien unter ihnen. Doch der Herr der himmlischen Heerscharen werde sein Volk Israel nicht im Stich lassen. «Und wirst kommen aus deinem Ort, vom äußersten Norden, du und viele Völker mit dir, alle zu Ross, ein großer Heerhaufe und eine gewaltige Macht, du wirst heraufziehen gegen mein Volk Israel wie eine Wolke, die das Land bedeckt. Am Ende der Zeit wird das geschehen. Ich will dich aber dazu über mein Land kommen lassen, dass die Heiden mich erkennen, wenn ich an dir, Gog, vor ihren Augen zeige, dass ich heilig bin.
    Und die Berge sollen niedergerissen werden und die Felswände und alle Mauern zu Boden fallen. Und ich will über ihn das Schwert herbeirufen auf allen meinen Bergen, spricht Gott der Herr, dass jeder sein Schwert gegen den andern erhebt. Und ich will ihn richten mit Pest und Blutvergießen und will Platzregen mit Hagel, Feuer und Schwefel über ihn und sein Heer und über die vielen Völker kommen lassen, die mit ihm sind.
    Siehe, ich will an dich, Gog, der du der Fürst bist von Rosch, Meschech und Tubal. Siehe, ich will dich herumlenken und herbeilocken aus dem äußersten Norden und auf die Berge Israels bringen und will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und die Pfeile aus deiner rechten Hand. Du sollst auf freiem Felde fallen; denn ich habe es gesagt, spricht Gott der Herr.»
    Bei diesen Worten brandete großer Jubel im Volk auf: «Der Herr der Heerscharen ist mit uns!» Prinz Thorismund sagte, er komme sich vor, als lebe er in der Zeit Josuas, Gideons und Davids und der mächtigen Helden von damals.

18. EIN HEILIGER MANN
    A ëtius wies diese so unerwartet aus dem Nichts entstandene Zivilarmee rasch ein. Er teilte sie in Bürgerwehren auf, und gleich schienen sie von einem gemeinschaftlichen Kampfgeist erfüllt. Die Hälfte von ihnen teilte er den Männern auf der Stadtbefestigung zu, der Rest waren Reservisten an vier bestimmten Punkten, die entstehende Lücken innerhalb kürzester Zeit zu füllen hatten. Ihre Geschütze waren Steine und Geröll, ihre Waffen jedwedes eiserne Gerät, dessen sie habhaft werden konnten – ob Spaten, Hufeisen oder Gemüsemesser –, doch sie blickten allesamt ganz militärisch und grimmig drein.
    «Dies wird eine grausame Schlacht», unterwies Aëtius sie. «Aber das kann euch ja gleichgültig sein, denn ihr seid unbarmherzige Kämpfer.» Sie stießen ein lautes, selbstzufriedenes Geheul aus. «Ihr werdet oben auf dem inneren Wall stehen. Die beiden unteren Wälle werden unbemannt sein, und die Wilden werden sich wie eine Flutwelle über sie hinwegsetzen. Wie werdet ihr reagieren? Ich sage es euch: Erst einmal werden sich eure Gedärme entleeren.
    Dann wird ein Mann hier heraufklettern, um euch zu töten. Er wird einen Schild auf dem Rücken tragen, einen Speer, ein Schwert und einen Dolch, und er wird viele, viele Menschen vor euch getötet

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