Attila - Die Welt in Flammen
Gelächter von Männern hörte, fuhr er mit dem Beten fort. Am Eingang stand ein Mann mit einem Schwert in der Hand; seine gelben Augen blitzten begierig, als er den hilflosen Mann vor sich sah.
Hinter ihm redete Orestes auf ihn ein. «Geh da nicht rein. Das Erdbeben, von dem wir gehört haben … bestimmt hat es beträchtlichen Schaden angerichtet.»
Doch Attila ließ sich nicht abbringen. Er lächelte.
Endlich wandte sich der Priester um und bekreuzigte sich bei dem Anblick.
Attila stürmte in die Kapelle. Orestes senkte den Blick, die Hand noch immer auf dem Türknauf.
«Ihr habt versucht, mich umzubringen!», fuhr Attila mit rauer Stimme den erschrockenen Priester an, der bereits den Kopf schüttelte. Doch er fiel nicht auf die Knie oder bettelte um Gnade. Er streckte nur den Arm aus und nahm die hölzerne Ikone ab, um sie sodann an seine Brust zu drücken. Attila sah den bestürzten Priester durchdringend an, seine Augen loderten. «Diese Untat muss gesühnt werden. Diese römischen Ratten haben mich nicht einmal auf offenem Feld herausgefordert, sondern einen Mörder zu mir geschickt, eine Schlange in einem stinkenden Korb. Jetzt werden sie meinen Zorn zu spüren bekommen, wir werden sie nicht schonen, jetzt müssen alle für Roms Feigheit und Schwäche büßen. Wie sehr ich mich freue, dass sie mich gereizt haben, Zorn ist wie ein süßes Feuer!
Wenn ich nach Süden reite, wirst du wieder zu Atem kommen, du Christenschwein, und denken, nun ist es vorüber. Doch es ist nicht vorüber. Nachdem ich Byzantium zerstört und dem Erdboden gleichgemacht und all seine kostbaren Schätze in käufliche Ware verwandelt habe», er bleckte die Zähne, «werde ich zurückkommen zu dir, du Eunuch von einem Priester!»
Der Priester schüttelte den Kopf. Dieser Mann war verrückt. Es ergab keinen Sinn. Einer seiner Kameraden, ein kahlköpfiger hellhäutiger Kerl, stand hinter ihm und rief seinen Namen, doch er schien es nicht zu bemerken, so gebannt war er von seinen eigenen Worten und Vorstellungen. Er zitterte sogar ein wenig in seinem Furor.
«Hör mich an, Priester!», brüllte der skythische Kriegsherr, «und wisse, wie Attila feige Mörder bestraft! Ich werde Konstantinopel zerstören. Ich werde seine Bürger nicht versklaven, ich werde sie schlachten! Und auf den Ruinen der Stadt werde ich eine Pyramide aus einer Million Totenschädeln errichten. Und ihr, ihr könnt nichts dagegen tun.» Er drehte sich zu Orestes um. «Siehst du, wie dieses Christenschwein sich an das Geschmier von seinem Gott klammert? Als könnte es ihn beschützen!» Er schaute wieder den Priester an. «Betest du zu deinem Gott? Zu dem da, diesem bleichen Kerl?» Er riss dem Mann die Ikone aus den Händen. Der Priester versuchte, sie festzuhalten, doch Attila versetzte ihm einen nachlässigen Hieb, sodass er ins Schwanken geriet.
«Herr», sagte Orestes mit Nachdruck. «Wir vergeuden hier unsere Zeit.»
Attila hörte ihn nicht mehr. Er starrte auf die Ikone in seinen Händen. «Euer blutender, gefolterter Gott, ist er so mächtig? Er wirkt gar nicht so mächtig, finde ich. Wie viele Bataillone hat er denn?» Er zückte sein Schwert. Orestes war verschwunden. «Wenn er Gott ist, dann soll er mich töten, wenn ich ihn gleich verstümmele.» Er hob mit der Spitze des Schwerts die goldene Schicht der Ikone an, und der Priester stöhnte auf. «Was, das ist der Sohn Gottes? Warum gebietet sein allmächtiger Vater mir nicht Einhalt? Ist das Blasphemie?» Er bohrte die Schwertspitze ins rechte Auge von Christus – der Priester heulte auf –, dann ins linke. Dann stach er damit in den ausgezehrten herabhängenden Körper, ganz blauweiß in seiner Todesstunde. «Das ist eine heilige Ikone, sagst du. Ich glaube, dein Gott ist ziemlich schwach!» Er zog das Schwert heraus und ließ das verstümmelte Bild auf den Boden fallen. Er lächelte. «Ich glaube, du solltest dir wohl einen anderen Gott suchen, denn dieser hier, der sogar zu schwach ist, um dieser Verstümmelung Einhalt zu gebieten, wird sicherlich nicht eingreifen, um die stinkende Stadt Konstantinopel zu retten.»
Der Priester krabbelte auf allen vieren zu der Ikone hinüber, hob sie auf, streichelte sie und weinte dabei. Attila trat ihn heftig in die Rippen, worauf er keuchend um Atem rang. Dann schob er das Schwert in den Gürtel zurück, stürmte in die Nacht hinaus, sprang auf sein Pferd und gab ihm die Sporen. Orestes sagte kein Wort.
Stattdessen lenkte Geukchu sein Pferd an seine
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