Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
aber dann setzte immer heftigerer Regen ein, und die Feuer rauchten und verlöschten schließlich. Die dicht bevölkerte Ebene war wieder in Dunkelheit getaucht.
    Er ging zu den Mauern hinüber, um sie zu inspizieren, beaufsichtigte einige rasch durchgeführte Ausbesserungsarbeiten.
    Gamaliel kam auf ihn zu.
    «Geht es um den Jungen?»
    Gamaliel nickte und lächelte, während er sich die nassen Locken von den Wangen strich. «Sowohl er als auch sein rechter Arm werden überleben.»
    Aëtius atmete aus, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten.
    «Er wird allerdings eine hübsche Narbe bekommen, zur Erinnerung daran, dass aus ihm ein richtiger Mann geworden ist!»
    Vor Erschöpfung vergaß Aëtius jegliche Formalien, packte die dürre Hand des Alten und schüttelte sie. «Gott sei Dank, Gott sei Dank», murmelte er. Gamaliel legte seine Hand auf die von Aëtius, blickte ihm direkt in die Augen und sah darin die Leidenschaft, die hinter eiserner Beherrschung verborgen loderte, und die Sanftheit hinter der soldatenhaften Strenge. Sie trennten sich wieder voneinander. Es gab genug zu tun.
    «Ach, übrigens», rief Gamaliel Aëtius hinterher, «dieser Regen.» Aëtius blieb stehen. «Er wird den Hunnen in ihrem Lager ganz schön zusetzen. Stehende Pfützen, Stechmücken, selbst noch so spät im Jahr …»
    Aëtius zog die Stirn kraus. «Stechmücken? Kleine Biester, gewiss, aber die werden den Hunnen ja wohl nichts ausmachen.»
    «Na ja», sagte Gamaliel, «ich habe da so meine Theorie. Jedenfalls gehen Regen, schlechte Luft und Lagerfieber Hand in Hand.»
    «Du hast recht! Wenn ich das überschlage, brauchen unsere Belagerer ungefähr neuntausend Gallonen Trinkwasser und dreißig Tonnen Nahrung pro Tag, und ihre Leute und ihr Vieh produzieren pro Woche etwa einhundert Tonnen Dung. Das ist leicht auszurechnen. Solche unappetitlichen und unheroischen Tatsachen haben schon ganze Kriege entschieden. Sie werden sich da draußen selbst vergiften. In der Zwischenzeit möchte ich, dass die Stadt absolut sauber gehalten wird. Ach ja», setzte er dann hinzu, «wenn du im Hospiz fertig bist, mach doch einen Kontrollgang durch die Straßen und sieh zu, dass alles in Ordnung ist. Gib der Zivilbevölkerung Anweisungen; sprich mit Portumnus. Gutes, reines Wasser, keine Flüchtlinge, die im Freien schlafen; achte darauf, dass die Abwasserkanäle frei und alle Leichen verbrannt sind. Beim geringsten Verdacht auf Pest oder Ruhr isolierst du die Opfer auf der Stelle und erstattest mir Bericht. Kann ich mich auf dich –»
    Gamaliel war bereits unterwegs.
    * * *
    Kurz vor Morgengrauen setzten die Hunnen zur nächsten Erstürmung an. Diesmal hielten sie sich nicht mit sperrigem Belagerungsgerät auf. Sie verwendeten einzig eine riesige, in den Himmel ragende Sturmleiter mit Netzen und leichte Rohrleitern. Auf diese Weise hofften sie, die ermatteten Verteidiger zu überrumpeln: durch eine wahnsinnige Geschwindigkeit und noch mehr Chuzpe. Doch die Kaiserliche Wache und die Hilfskräfte zeigten sich ein weiteres Mal unermüdlich. Die Wolfskrieger schienen aus Stahl zu sein, und die Bürgerwehr war gar nicht erfreut, die Zinnen verlassen zu sollen, damit die Verstärkung zum Zug kam. Sie waren schon ganz mit Blut verschmiert, einige hatten Wunden, fast alle zitterten vor Erschöpfung, und dennoch waren sie zuversichtlicher denn je. Der Glaube an sich selbst war eine mächtige Waffe. Als die Sonne aufging, grüßten sie den Planeten als ihren Bruder. Himmel und Erde waren auf ihrer Seite.
    Die Hunnen kletterten an den Mauern hoch und stießen auf eine solide Blockade aus Männern und Klingen. Hie und da gelang es ihnen zwar, die Linien der Verteidiger zu durchbrechen; doch sie konnten nicht richtig Fuß fassen oder auch nur einen einzigen Turm erobern. Im dichtesten Kampfgetümmel sah Faustriemen sich plötzlich umzingelt, die Keule wurde ihm aus der Hand geschlagen, und ein schlanker, sehniger Hunne holte mit dem Speer aus, um ihn zu erstechen. Im nächsten Augenblick bäumte sich der Hunne auf und ging ins Hohlkreuz – Arapovian hatte ihm den Rücken aufgeschlitzt. Mit zwei, drei Bewegungen hatte der schweigsame, unerbittliche Armenier den erschlagenen Hunnen von der Brüstung gestoßen, ein weiterer Hunne wurde dabei angerempelt. Arapovian rammte diesem noch im Stolpern das Schwert in den Rücken, ein leichter, aber effizienter Hieb, der ihm erlaubte, die Klinge rasch herauszuziehen und damit den heftigen Stoß eines dritten

Weitere Kostenlose Bücher