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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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verzweifelt.
    «Tötet sie! Zieht die Ramme zurück! Am Tage seines grimmigen Zorns wird Astur die Erde restlos vernichten! Arbeitet, Sklaven!»
    Aber es waren die Worte eines Wahnsinnigen. Es waren keine Sklaven mehr übrig, die ihm hätten gehorchen können.
    «Zweite Salve», sagte Sabinus. «Gebt ihm den Rest.»
    Der im Wahn rasende Reiter wurde von zwei weiteren Bolzen getroffen, sein Pferd ebenso. Ein Bolzen prallte klirrend von seinem runden Metallhelm ab. Er schüttelte den Kopf, und aus seinen langen schwarzen Haaren sprühte das Blut in grellroten Tropfen – Sabinus musste an das Haupt der Medusa denken. Dann warf er seine Peitsche aus der Hand, zog seinen langen Krummsäbel und ritt in seiner blutigen Raserei zu dem Rammbock hinüber, wo er zum Entsetzen der Zuschauer oben auf der Mauer damit anfing, die unter der mittlerweile lichterloh brennenden Schildkröte festgebundenen Gefangenen abzuschlachten. Schreiend sanken sie nieder, die Hände an ihre klaffenden Kopfwunden gelegt. Arapovian, der nun zwischen den an die Ramme gefesselten Gefangenen und dem rasenden Hunnen in der Falle saß, schnitt so viele der noch lebenden Gefangenen los wie möglich, worauf der Krieger sein Pferd jedoch herumriss und den Fliehenden nachsetzte, um sie mit dem Säbel niederzumachen. Arapovian mahlte vor Zorn mit den Zähnen und hielt sich an einem anderen Hunnen schadlos, einem Antreiber, den er mit seinem Schwert durchbohrte. Dann schwang er sich wieder auf den Balken und hieb erneut auf die Aufhängeseile ein, bis endlich eins der dicken Seile so weit ausgefranst war, dass es riss; worauf der Rammbalken mit solcher Wucht nach unten krachte, dass der plumpe Bronzekopf halb im Staub versank, während das hintere Ende in die Höhe schnappte. Arapovian wurde abgeworfen wie von einem bockenden Pferd, rollte sich bei der unsanften Landung aber gewandt ab und rappelte sich im Nu wieder auf. Er verzog kurz das Gesicht und schüttelte sich.
    «Es ist vollbracht!», brüllte Sabinus. «Trompeter, ruf die Männer zurück! Blas, was deine Lunge hergibt!»
    Er wandte sich zur anderen Seite. «Rollt auch noch das letzte Teerfass von der Mauer. Ich will sehen, wie diese Schildkröte zu einem Klumpen zerschmilzt!»
    Angesichts der Niederlage verlor der tödlich verwundete, blindlings mit dem Säbel um sich schlagende Hunne endgültig den Verstand. Er hieb seinem blutenden Pferd die Hacken in die Flanke, als wollte er gegen das Kastell selbst anreiten, preschte auf die Mauer zu und drosch wie von Sinnen mit dem Säbel auf das Mauerwerk ein, dass die Funken sprühten. Von den Zinnen ließ jemand einen Stein auf ihn hinabfallen. Er taumelte und starrte durch eine Maske aus Blut blicklos nach oben, mit verdrehten Augen, von denen nur noch das Weiße zu sehen war. Dann aber richtete er sich schwankend in dem vorne hochgezogenen Holzsattel auf, wendete sein Pferd und trat den Rückzug an. Unter der Schildkröte kam ein letzter Gefangener zum Vorschein, der jetzt zu entkommen hoffte, ein halbwüchsiger, rußbedeckter Junge. Der Krieger schlug ihn fast beiläufig mit dem Säbel nieder und galoppierte dann über die Ebene davon, zurück zu seinen Leuten. Obwohl schlaff in sich zusammengesunken, mit zur Seite hängendem Kopf und in der linken Hand lose baumelndem Säbel, war er immer noch irgendwie am Leben.
    Die Männer auf der Mauer schwiegen betroffen.
    «Bei den Zähnen Gottes!», knurrte Sabinus.
    «Bei der jüdischen Vorhaut Petri», schloss Faustriemen sich an.
    Tatullus und Arapovian befanden sich längst wieder in Sicherheit oben auf der Mauer, als die kokelnde, demolierte Schildkröte leise erzitterte und in den Staub krachte. Der Rammbalken brannte lichterloh. Da erst sahen sie mit Bestürzung, dass Malchus noch unten neben dem qualmenden Trümmerhaufen stand, blutbesudelt und sichtlich benommen. Tatullus brüllte dem jungen Reiteroffizier zu, sich in Sicherheit zu bringen, aber dieser schien ihn gar nicht zu hören.
    Die Reiter kamen unaufhaltsam näher. Malchus hatte zu lange gezögert. Er wankte, offenbar konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Er grinste. Er hatte zu viel Blut verloren, um an dem Netz die Mauer hinaufzuklettern und sich über die Brustwehr zu schwingen.
    Arapovian streckte ihm auf halber Höhe verzweifelt den Arm entgegen und rief ihm beschwörend zu: «Auf geht’s, Mann, das letzte Stück!»
    Malchus wandte sich um und schaute zu ihm hoch, seltsam lächelnd und wie abwesend. Mit blutiger Hand hob er sein

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