Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
in seine Schleuderkugeln einritzte, erregte seine Aufmerksamkeit, und er blieb hinter ihm stehen.
    Tatullus spähte ihm über die Schulter.
«Hic ede, equifutor»,
lautete die poetische Botschaft.
«Friss dies, Pferdeficker.»
    «Sehr witzig, Soldat», knurrte der Zenturio. Der junge Mann zuckte vor Schreck zusammen, stand eilig auf und salutierte. «Falls du hier lebend rauskommst, könntest du sicher ein gutes Auskommen als Steinmetz finden, der die Grabsteine reicher Leute nach ihrem Ableben mit lauter schönen Lügen vollmeißelt. Aber bis dahin, verdammt nochmal, widmest du dich irgendeiner nützlichen Arbeit!»
    «Herr!»
    Der nächste Soldat erregte den Unmut des Zenturio mit seinem Schild, an dem einiges zu beanstanden war. Tatullus pflückte es dem Mann aus der Hand und wirbelte es herum, um sich die Rückseite anzusehen.
    «Ein römischer Schild hat einen stabilen Griff in der Mitte zu haben, genau hinter dem Buckel», sagte er. «Was also ist das hier? Ein Armriemen mit einem Griff nahe am Rand. Wozu soll das gut sein, Schwachkopf?»
    Der Soldat stierte verlegen vor sich hin.
    «Dient dein Schild zum Angriff oder zur Abwehr?»
    «Zur Abwehr, Herr.»
    «Unsinn! Er dient beiden Zwecken. Du wehrst damit Pfeile ab, klar, aber außerdem dient er dir dazu, den Gegner mit einem kräftigen Stoß mit dem Buckel von den Zinnen zu befördern. Wie soll das denn gehen, wenn du deinen Schild nur kraftlos zur Seite wedeln kannst? Willst du den Feind damit kitzeln? Schnall sofort diesen Armriemen los, Soldat. Und dann bring den Griff direkt hinter dem Buckel an. Decurio! Sorge dafür, dass keiner der Männer seinen Schild am Armriemen trägt. Das ist nur etwas für Memmen. Wem der Schild auf Dauer zu schwer wird, der stellt ihn am Boden ab und kauert sich dahinter. Kümmere dich darum.»
    Er kehrte zu Sabinus zurück und erstattete ihm Bericht. In seiner Stimme lag Mitgefühl, wie er es seinen Leuten gegenüber niemals offen gezeigt hätte.
    «Sie sind hundemüde. Normalsterbliche eben. Kein Mensch kann ununterbrochen kämpfen. Seit fünf, sechs Stunden müssen sie jetzt schon kämpfen, und das nach einer durchwachten Nacht.»
    Sabinus verstand sehr wohl, worauf sein Zenturio mit dem eisernen Herzen hinauswollte: Eine Hälfte der Männer sollte ausruhen dürfen, während die andere Hälfte Dienst tat. Mit nur zweihundert Mann aber ließen sich die Mauern nicht ausreichend bestücken, schon vierhundert reichten dazu kaum aus. Und das wusste sein
primus pilus
so gut wie er. Alle vierhundert mussten sich wohl oder übel aufraffen, um weiterzukämpfen. Der Legat war selbst so übermüdet und gereizt, dass seine Antwort ziemlich grob ausfiel.
    «Schlafen können sie auch noch auf Charons Fähre.»
    Einige waren vor Ermattung schon halb eingedöst, als es in der Ferne dumpf pochte und kurz darauf der Südwestturm ein neuerliches Mal heftig erzitterte. Der nächste Volltreffer.
    «Auf eure Posten, aber im Eilschritt!»
    Vor Müdigkeit brennende, trockene Augen wurden ruckartig aufgerissen. Erschöpfte, schmutzige Männer schleppten sich mit schweren Schritten die Steintreppen hinauf und die bewehrten Mauern entlang zurück auf ihre Posten, um dort ihre undankbare Pflicht zu tun.

9. DIE OFENJUNGS
    D iesmal ging der hunnische Kriegsherr kein Risiko ein. Er hielt seine zahllosen Reiter außer Reichweite zurück und setzte stattdessen die Onager ein. Eine gute halbe Stunde lang war nur das ferne Kreischen und Knarren der gewaltigen Torsionsfedern und das dumpfe Pochen der Wurfarme zu hören. Ein Geschoss nach dem anderen schlug wuchtig in den Südwestturm ein und ließ den gesamten Bau mitsamt der angrenzenden Mauer, die durch den Rammbock ohnehin geschwächt war, erzittern.
    So begann der lange, zermürbende Nachmittag.
    Die Siebte Legion hatte über die Belagerungstürme und den Rammbock triumphiert, richtig. Aber nur, weil die Hunnen es falsch angegangen waren und nicht auf breiter Front angegriffen hatten. Hätten sie die Belagerungstürme und den Rammbock gleichzeitig und an verschiedenen Mauern zum Einsatz gebracht und ihren Gerätschaften dabei vollen Feuerschutz von ihren Pferden aus gegeben, wäre Viminacium möglicherweise bereits gefallen, und die gesamte Besatzung säße längst auf Charons Fähre, die sie über den Styx beförderte. Über die Onager aber konnte die Siebte nicht triumphieren, weil sich diese Ungetüme hoffnungslos außer Reichweite ihrer Geschütze befanden. Mit den Riesenkatapulten der Belagerer

Weitere Kostenlose Bücher