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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Ansturm setzte von neuem ein.
    Bald kam ein Decurio angerannt, völlig außer Atem. «Ich komme aus dem Wachraum im ersten Stock, Herr. Ein Stein ist mitten durchs Mauerwerk eingeschlagen. Der Turm steht noch, aber das Dach zeigt bedenkliche Schräglage.»
    «Lass das Loch mit Sandsäcken verstopfen. Und lass den Männern dabei Feuerschutz geben.»
    «Keine Bogenschützen mehr, Herr.»
    «Was soll das heißen, ‹keine Bogenschützen mehr›? Die gehören doch zu deiner Einheit. Wo sind sie?»
    «Meine Einheit besteht nicht mehr, Herr. Weiß nicht, ob sie im Himmel sind oder in der Hölle. Die feindlichen Pfeile kommen nur so herabgeregnet.» Er rang keuchend um Atem und wedelte hilflos mit den Händen. «Ihre Reiterei ist unter den Mauern. Ein Strom, der einfach nicht abreißt. Es hat jeden einzelnen Mann unter dem offenen Dach erwischt. Liegen jetzt da oben wie die Stichlinge, Herr.»
    «Mein Gott.»
    Tatullus resümierte für seinen Befehlshaber die Lage. «Die Belagerungstürme waren kein Problem. Auch die leichten Reiter können uns nichts anhaben, egal, wie viele Pfeile sie auf uns abschießen. Der Rammbock ist zerstört. Nun müssen wir irgendwie die Onager ausschalten, und zwar rasch. Lange hält der Südwestturm diesem Beschuss nicht mehr stand. Wenn es so weitergeht, müssen wir am Ende auf den Trümmern Mann gegen Mann kämpfen.» Er verzog das Gesicht. «Und das in hoffnungsloser Unterzahl. Einer von uns gegen hundert von ihnen.»
    Sabinus musste sich der Lagebeurteilung seines Zenturio anschließen. Die mächtigen Onager, die da draußen auf der staubigen Ebene, eine halbe Meile weit weg, unermüdlich ihre zentnerschweren Geschosse abfeuerten und dabei ruckartig nach hinten auskeilten wie die Wildesel, nach denen sie benannt waren, sie waren der Feind. Und dieser Feind würde ihre Mauern zum Einsturz bringen, das war nur noch eine Frage der Zeit. Da, der nächste dumpfe Einschlag. Die bereits lädierte und angeschlagene Westmauer erzitterte, ein weiterer Riss bis in die Grundfesten klaffte im Mauerwerk auf, und oben taumelten Männer, halb erstickt vom aufwirbelnden Staub, hustend von den Zinnen zurück. Die Onager gaben einfach keine Ruhe, unablässig schnellten ihre Wurfarme vor. Nein, sie durften nicht untätig zusehen, wie das Kastell sturmreif geschossen wurde. Nicht, nachdem es nun schon so viele Jahre unerschütterlich standgehalten hatte.
    Wenn erst eine Bresche ins Mauerwerk geschlagen war und die Barbaren hereingeflutet kamen, dürfte es wohl ein kurzer Kampf werden. Die Bauern der Hilfstruppe würden das Weite suchen und seine Läufer sich auf ihre größte Stärke besinnen und davonlaufen. Nur seine letzten dreihundert Mann würden, wie einst die Spartaner des Leonidas, bis zum bitteren, blutigen Ende kämpfen. Davon war er überzeugt. Vielleicht gelang es ihnen noch, unter Wutgebrüll eine doppelte Anzahl Feinde mit sich in den Untergang zu reißen und zum Teufel zu schicken. Sechshundert erschlagene Krieger, das verschmerzte der Feind leicht. Auf das Leben Einzelner kam es bei denen doch nicht an. Zehntausende wären noch übrig, die umgehend über die Landstraße nach Naissus ziehen würden. Dann weiter nach Sardica? Nach Adrianopel? Und schließlich zur Hauptstadt selbst? Wie eine Welle, eine borstige, zottige, monströse Welle würden diese bis an die Zähne bewaffneten Wilden unaufhaltsam über Europa hinwegfegen.
    Endlich legten die Onager eine Pause ein. Die Reiter unten zogen sich wieder zurück, um sich neu zu gruppieren und ihre Pfeilköcher aus den hunnischen Munitionskarren aufzufüllen, die oben auf der Hügelkette standen.
    Jetzt.
    «Trompeter! Gib der Kavallerie das Sturmsignal!»
    Sogleich kam Bewegung in die Truppe, die unten am Südtor wartete. Die Lanzenreiter, bereits in voller Rüstung, schwangen sich auf ihre mächtigen Schlachtrösser mit den zottigen Hufen und rückten herum, bis sie festen Sitz in den vorne hochgezogenen Sätteln mit den aus allen vier Ecken aufragenden Bronzekolben hatten: gepanzerte, massige, kaum noch menschlich wirkende Gestalten. Ihr Anführer war Andronicus. Kein Dummkopf – aber leider auch kein Malchus. Sie überprüften ihre langen Kavallerieschwerter, ließen sich ihre geschmückten Schilde hochreichen, schoben die langen Lanzen aus Esche in die Speerhalter und formierten sich am Tor in einer langen teutonischen Kolonne, jeweils vier Reiter nebeneinander. Genau diese Einheit hatte seinerzeit die Strafexpedition zu dem Hunnenlager

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