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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Stirn, er konnte förmlich spüren, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Je mehr sein Blutdruck sank, desto lauter wurde das Klingeln in seinen Ohren. Bitte, bitte, lass mich nicht ohnmächtig werden, flehte und betete er im Stillen. Nicht um seiner selbst willen, sondern seinen Männern und der Ehre Roms zuliebe. Lass jene von uns, die noch atmen und am Leben sind, Helden allesamt – nach diesem langen Kampf, nach all diesen Verlusten –, lass uns jetzt nicht sterben. Lass bald Rettung kommen. Lass Gerechtigkeit walten.
    Ein reiterloses Schlachtross kehrte gemächlich von der Walstatt zurück, auf der die Kavallerie ausgelöscht worden war, mit schläfrigem Kopfnicken, als hätte es den Tag ganz friedlich auf der Weide verbracht. Als es an einem Haufen ineinander verknäulter toter Hunnen vorbeitrottete, nicht weit vom Kastell, erhob sich daraus auf einmal eine mit schwarz geronnenem Blut überkrustete Gestalt, packte die herabhängenden Zügel, klammerte sich am Sattel fest und hievte sich auf den Rücken des gutmütigen Kaltblüters. In aller Ruhe kamen sie gemeinsam aufs Südtor zugezockelt.
    Es war Malchus! Der Bursche war offenbar unverwüstlich. Vielfach verwundet und niedergeritten von einer Unzahl von Reitern, hatte er sich zwischen den Leichen der Gefallenen verborgen. Er lächelte sogar: Aus der Maske aus schwarzem Blut strahlte das Weiß seiner Zähne hervor.
    Hinter ihm wälzte sich eine gigantische Staubwolke heran, aufgewirbelt von zahllosen Reitern.
    «Jede zweite Einheit, runter von den Mauern und nach unten ans Südtor!», brüllte Sabinus.
    Die Männer, manche vor Müdigkeit so aufgedreht, dass sie wirr vor sich hin lachten, kamen seinem Befehl eilends nach.
    Der Legat presste sich kurz die Hand an die Seite und schickte dann einen der wenigen übrig gebliebenen
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nach unten zu Tatullus.
    Der Zenturio verstand sofort. Malchus musste gerettet werden, ihnen allen zuliebe. Nur auf solche kleinen Wunder kam es nun an; jetzt, wo alles andere verloren schien.
    «Bildet mit euren Spießen eine Abwehrphalanx vor dem Tor! Sie dürfen auf keinen Fall durchbrechen, auf keinen Fall!»
    Tatullus selbst hatte sich mit seiner Lieblingswaffe ausgerüstet, einer Hellebarde mit einer breiten, gebogenen Schneideklinge und einem langen, dünnen Metallstachel, der darunter aus der Seite ragte. Er hätte seinen Männern niemals etwas abverlangt, wozu er selbst nicht bereit war. Ohne Schild trat er vors Tor hinaus, wo ein wie probehalber abgefeuerter Pfeil dicht an ihm vorbeizischte. Er achtete nicht weiter darauf, drückte sich den eng anliegenden Helm fester auf den Kopf und richtete den Blick seiner ruhigen, tief liegenden Augen unerschrocken nach vorne.
    Malchus, ein wenig schief im Sattel hängend, war auf dem gemächlich heranzuckelnden Pferd noch etwa hundert Meter entfernt. Und dann das Donnern von Hufen.
    «Er soll auf jeden Fall hereinkommen! Nicht das Tor schließen!»
    Die erschöpften und zum Teil verwundeten Männer stellten sich in einem Halbkreis vor dem Südtor auf und richteten ihre Spieße, die sie unter den rechten Arm geklemmt und mit dem stabilen Schaft aus Esche in die Erde gestemmt hatten, nach vorne. Mit ihren großen ovalen Infanterieschilden, die sie am linken Arm trugen, bildeten sie eine Mauer vor sich. Kein Pferd würde je in einen solchen Kranz von Spießen laufen. So selbstmörderisch waren nur Menschen veranlagt.
    Da endlich kam Malchus, schwarz überkrustet und blutig, es war gespenstisch anzusehen. Zwei Spieße teilten sich, er ritt wortlos, doch unverändert breit grinsend hindurch und verschwand durchs Tor in den Innenhof, und die Phalanx der Spieße schloss sich wieder. Es gelang den Männern noch, ein paar Schritte zurückzuweichen, näher aufs Tor zu. Dann waren die Hunnen bei ihnen.
    Krummsäbel blitzten in der Luft. Einige Reiter versuchten, tollkühn und jung, mit Messern in der Faust aus ihren Sätteln im hohen Bogen über den Kranz aus Spießen zu hechten, prallten jedoch gegen hochgerissene Schilde oder wurden von den Soldaten in der Luft aufgespießt. Als ein Spieß mit seiner toten Last zu Boden sank, schoss sofort ein Reiter vor, erwischte den nun wehrlosen Spießträger mit seiner Peitsche und riss ihn mit sich. Der Unglückliche stürzte nach vorn über seinen eigenen Schild, und ein dritter Hunne schlug ihm den Kopf ab.
    «In Formation zurückweichen! Pförtner, haltet euch bereit.»
    Die Lage war verzweifelt.
    Immer mehr Hunnen begriffen, dass sie mit

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