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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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die hunnischen Reiter über dich hinweggestürmt sind.»
    Malchus dachte kurz nach. «Stell dir vor», sagte er dann, «du wärst einer von zweihundert Reitern, die auf einen einzelnen Mann zugaloppieren. Wie soll man je sicher wissen, wer ihn bei dem Ansturm getötet hat? Oder ob das überhaupt einem von euch gelungen ist?»
    Sie schüttelten die Köpfe. Tatullus, der in der Nähe lag und bereits schlief, wurde von ihren Stimmen wieder geweckt.
    «Man muss sich bloß rechtzeitig hinwerfen, ehe sie auf einen draufknallen. Das ist die ganze Kunst.»
    «Und dann galoppieren zweihundert Pferde über einen hinweg.»
    «Riskant ist das schon, zugegeben. Man rollt sich so zusammen, wie einst im Mutterleib.» Er krümmte sich zur Veranschaulichung zusammen, kein Kinderspiel mit all seinen Schnittwunden, weshalb er auch das Gesicht verzerrte. «Und legt sich schützend die Arme um den Kopf. Ihr wisst ja, dass kein Pferd gern auf ein Lebewesen drauftrampelt, nicht mal diese hässlichen Hunnenviecher.» Er lächelte wieder. «Na ja, vielleicht hab ich auch nur Glück gehabt. Meine Beine haben ein paar blaue Flecken abgekriegt, aber ansonsten – da bin ich. Und seht mal.» Aus einer ledernen Satteltasche brachte er nacheinander eine geplünderte Flasche Wein, einen Laib Brot, sehr trocken zwar, aber noch genießbar, und etwas Ziegenkäse, in Lindenblätter eingewickelt, zum Vorschein.
    «Dem Heiland sei Dank», knurrte Faustriemen und wollte nach der Weinflasche greifen.
    Arapovian kam ihm zuvor und brachte die Flasche neben sich in Sicherheit. «Der wird erst zu Heilzwecken gebraucht. Diese Wunden müssen gespült und neu vernäht werden.» Er fing an, seinen Dolch zu schärfen, den Blick sorgenvoll auf Malchus’ Wunden gerichtet.
    Malchus sah ihn entrüstet an. «Was soll das heißen? Die sind in Ordnung so.»
    «Unsinn. Das ist Pfusch», sagte Arapovian.
    Später nahm Malchus, komplett frisch vernäht, einen tiefen Zug aus der Flasche und reichte sie an Faustriemen weiter, nicht ohne ein leises Zusammenzucken.
    «Ich dachte, du hättest dem Trunk abgeschworen», ließ sich Tatullus aus dem Dunkel vernehmen.
    «Der Schwur ist außer Kraft gesetzt», gab Faustriemen zurück. «Unvorhergesehener Umstände halber.» Er genehmigte sich einen tüchtigen Schluck.
    Das Brot und den Käse hielt Arapovian für die Kinder in Verwahrung, damit sie am Morgen etwas zum Frühstück hatten, und stellte nach einem Blick auf Faustriemens ansehnliche Wampe fest: «Du verhungerst schon nicht so schnell.»
    Sie tranken mehr Wein aus der hochwillkommenen Flasche.
    Faustriemen gähnte und rülpste. «Im Namen des Ewigen. Dieser Wein ist mir doch glatt in meinen Herrn und Meister gefahren. Weiß jemand, wo das nächste Freudenhaus ist?»
    «Das würde dich einen ganzen Monatssold kosten», sagte Malchus. «So, wie du momentan aussiehst und miefst.»
    «Guck dich mal selber an», brummte Faustriemen. «Ich jedenfalls hab in Carnuntum so manch gebrochenes Herz zurückgelassen, so lieb hatten die Damen dort mich und meine mehr als stattlich bemessenen Reize gewonnen.»
    Malchus schnaubte ungläubig. Selbst Tatullus konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
    «Zugegeben, als Jüngling hatte ich nur das eine im Kopf», sinnierte der Hüne aus dem Rheinland und trank einen weiteren großen Schluck Wein. «Hätte meine eigene Großmama hergegeben, um die Nächste vernaschen zu können. Aber man wird älter und weiser. Vielleicht überstehe ich die Nacht ja auch ohne Bumsen oder Blasen.»
    Arapovian verzog angeekelt das Gesicht, während er Holz aufs Feuer nachlegte. «Such dir bloß einen Schlafplatz schön weit weg von mir!»
    Faustriemen zog die Augenbrauen hoch. «Bild dir mal nichts ein. Mein Herr und Meister ist wählerisch, da läuft nichts ohne eine gewisse Äthse … Äthes …»
    «Ästhetik.»
    «Genau.»
    Malchus streckte sich lang aus und betrachtete versonnen die Mondsichel, die durch die dichten Kiefern blinkte. Die Luft duftete herrlich frisch und harzig. Seine Wunden waren gesäubert und sachkundig versorgt, Entzündungen waren nicht mehr zu befürchten. Vom Wein war ihm angenehm warm. Und sie hatten überlebt. Das Leben war schön. Tatullus war vor Trauer um seine Legion noch immer wie erstarrt, aber Malchus genügte der Sieg, am Leben zu sein. Ein dünner, länglicher Wolkenfetzen zog über den Nachthimmel, silbrig von Mondlicht beschienen. Eine Eule schrie.
    «Ist es nicht überwältigend?», sagte er

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