Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
töten, der eine so aufrechte, unbeugsam tapfere Haltung zeigte.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit Arapovian zu, der etwas höher am Hang stehen geblieben war, die Hand an den Gürtel gelegt, gleich neben seinem Schwertknauf. «Du. Du bist aus dem Osten.»
    Arapovian schwieg.
    «Antworte mir, törichter Narr.»
    Aber Arapovian war sichtlich nicht gesonnen, einen Hunnen einer Antwort zu würdigen, mochte auch sein Leben davon abhängen. Er senkte wie beiläufig den Blick und zupfte umständlich eine Klette von seinem Mantel ab.
    «Halsstarriger Orientale», knurrte Chanat. «Vermutlich bist du ein abtrünniger Perser, der sich schimpflich an die Römer verdingt.»
    Das konnte Arapovian nicht auf sich sitzen lassen. Er richtete sich zu voller Größe auf und funkelte Chanat zornig an. «Ich bin ein armenischer
naxarar
von edelstem Geblüt. Ich bin Graf Grigorius Khachadour Arapovian, Sohn des Grafen Grigorius Nubar Arapovian, Sohn des –»
    «Ja, ist er wirklich», bestätigte Faustriemen mit eifrigem Kopfnicken.
    «Und du», wandte sich Chanat jetzt ihm zu. Faustriemen bereute es, nicht den Mund gehalten zu haben. «Ich bin mir fast sicher, dass du der Rohling bist, der den edlen Bela auf der Brücke umgebracht hat.»
    «Den Namen des Wil… des Herrn höre ich heute zum ersten Mal, Euer Gnaden. Aber ich muss sagen, sonderlich freundlich hat er mich bei der Gelegenheit auch nicht behandelt.»
    Chanat zog heftig am Zügel und wendete sein Pferd leicht. «Ist schon gut», sagte er barsch. «So ist eben der Krieg. Nun schweige.» Er musterte sie noch einmal der Reihe nach, ließ das Pferd ein Stück zurücktrotten, betrachtete die Frauen und Kinder und traf dann eine für ihn typische impulsive Entscheidung. «Diesmal dürft ihr am Leben bleiben. Das nächste Mal bringen wir euch um.»
    Mit diesen Worten setzte er sein Pferd in Bewegung, wandte sich dann aber noch einmal um und warf den Gehstock weg. Er landete auf der Straße.
    «Und den könnt ihr auch zurückhaben», rief er lachend. «So gebrechlich bin ich noch nicht, dass ich den bräuchte!»
    * * *
    Bei seinen Gefährten fand diese Begebenheit großen Anklang, als er abends am Lagerfeuer davon erzählte.
    «Großmütig», sagte Attila.
    «In der Tat», stimmte Chanat feierlich zu. «Nicht mal eine der Frauen habe ich für mein Zelt verlangt.»
    «Alter Chanat, dein Herz ist so sanftmütig wie das eines Lämmchens.»
    «So ist es, doch ich fürchte, meine Lenden werden meinem sanftmütigen Herzen nicht so rasch verzeihen. Einige dieser Römerinnen waren gar nicht mal so hässlich.»
    * * *
    Noch ganz verwundert, bei den unberechenbaren Hunnen Gnade gefunden zu haben und mit dem Leben davongekommen zu sein, schlugen die Flüchtlinge am Abend hoch oben in einem Kiefernwald ihr Lager auf. Sie hatten Glück, dass gerade Sommer war, im Winter hätte ihnen die Kälte in diesem Hochland längst tödlich zugesetzt. Dennoch erlaubte Arapovian ihnen, ein kleines Feuer zu entzünden. Die Frauen und Kinder waren bald eingeschlafen, trotz ihres Hungers.
    Sie tranken gerade die letzten Tropfen des stark mit Wasser verdünnten armenischen Branntweins, den Arapovian auf wundersame Weise durch sämtliche Gefahren gerettet hatte, als dieser in der Nähe das Geräusch von Schritten hörte. Ganz leise Schritte, die über die trockenen Kiefernnadeln kamen. Er hob den Zeigefinger.
    Faustriemen runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    Arapovian zog seinen Dolch.
    Und wer tauchte da ganz unbefangen im Feuerschein auf? Hauptmann Malchus.
    Faustriemen riss die Augen auf. «Im Namen Cloacinas, der Schutzgöttin der heiligen Abwasserleitungen von Rom, wie ist es dir …?»
    Malchus grinste. Sein Gesicht und seine Arme sahen schrecklich aus. Er hatte sich seine Wunden mal wieder selbst zusammengeflickt, mit Rosshaar und einer Nadel aus Knochen. Sehr nachlässig leider, es klafften überall Lücken, die dick mit Blut überkrustet waren.
    «So leicht bin ich nicht totzukriegen», sagte er und ließ sich mit untergeschlagenen Beinen am Feuer nieder. «Ich bin euch gefolgt. Habt euch gut geschlagen bei der Begegnung mit den Hunnen, ich war oben auf der Felskuppe, hab alles gesehen. Tut mir leid wegen dem Raben, den hab leider ich aufgescheucht.»
    Sie starrten ihn eine Weile wortlos an, wie um ganz sicherzugehen, dass er kein Gespenst war.
    Schließlich fand Arapovian die Sprache wieder. «Eins verstehe ich immer noch nicht: Wie du draußen vor dem Kastell am Leben geblieben bist, als

Weitere Kostenlose Bücher