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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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unsere Richtung aufzunehmen … Das Segel bläht sich.»
    Und sie hatten den Wind auf ihrer Seite. Das erste Schiff war jetzt nur noch eine Meile entfernt, eher weniger. Es würde in wenigen Minuten bei ihnen sein.
    «Wir könnten Kurs nach Süden nehmen, mit dem Wind, und versuchen, ihnen zu entkommen – vielleicht Kreta ansteuern.»
    Ein solches Manöver zog Aëtius nicht einmal in Betracht.
    «Horator, Taktzahl verdoppeln! Legt euch ins Zeug da unten, ihr Sklaven! Alle Krieger, ihr verzieht euch unter Deck und wartet dort, bis ich das Signal gebe. Bring mir mein Schwert hoch, Junge. Theoderich und Thorismund, ihr Prinzen kommt hoch zu mir aufs Achterdeck – und bringt ein paar Bogenschützen mit. Schiffsführer, du hältst weiter Kurs auf Osten. Dann werden sie von der Sonne geblendet, falls sie uns von hinten oder von Backbord zu erwischen versuchen. Nein, du kretischer Possenreißer, runter mit dir unter Deck! Deine verflixten Feuerkugeln können wir jetzt nicht gebrauchen. Wir rufen dich, wenn der Kampf vorüber ist.»
    Die Prinzen kehrten bald darauf mit ihren besten Männern an Deck zurück, behelmt und gegürtet. Beim Anblick des Helms, der Prinz Theoderichs blonde Locken zierte, verengte Aëtius die Augen.
    «Was in des Teufels Namen hast du da auf dem Kopf?»
    Thorismund und die Wolfskrieger trugen schlichte Spangenhelme aus Eisen oder Bronze. Theoderichs Helm dagegen war mit Einlagen aus buntem Glas verziert, die aus der glänzend polierten Bronze funkelten. Der Prinz nahm ihn ab. Er war sichtlich gekränkt.
    «Das ist ein Erbstück meiner Familie, das immer vom ältesten Sohn im Kampf getragen wird.»
    Aëtius nahm ihm den Helm aus der Hand. «Ja, und sieht auch sehr hübsch aus. Diese Glaseinlagen erleichtern es dem Feind ungemein, einen gezielten Schwertstreich zu führen. Der mitten hindurchgeht. Sehr praktisch. Warum kämpfst du nicht gleich ohne Helm, bietest einem Angreifer dein Haupt ungeschützt dar? Womöglich noch auf den Knien?»
    Theoderich blickte missmutig drein.
    «Das ist kein Kampfhelm, Junge.» Er reichte ihm das Stück zurück. «Besorg dir einen einfachen Spangenhelm, wie deine übrigen Männer.»
    «Und was soll ich mit dem hier machen?»
    «Mit dem?» Aëtius verzog ungeduldig das Gesicht. «Den kannst du meinetwegen deiner Großmama schenken, als Nachttopf. Wir sind hier nicht zum Spielen.»
    Thorismund musste sich das Lachen verbeißen. Theoderich kehrte wieder unter Deck zurück.
    * * *
    Nach zwei Wochen an den Riemen waren die Ruderer erschöpft und ausgelaugt, doch jetzt würde es gerade auf sie ankommen. Der Wind flaute weiter ab, die beiden Dromonen aber kamen lautlos und unaufhaltsam näher. Auf einmal schien das Meer unnatürlich still, eine tückisch glitzernde, ebene Fläche aus Wasser. «Wein-dunkel», nun ja, dachte Aëtius, während er sich am Achtersteven festhielt und beobachtete, wie der Steuermann das große Ruder herumwuchtete. Der Wind ließ sie zunehmend im Stich. Blut-dunkel wohl eher. «Wein-dunkel», das war Homers poetische Umschreibung. Aber Homer war blind gewesen.
    Das herannahende Schiff besaß eine einzelne Reihe Ruder und ein Hauptsegel, ganz wie die
Cygnus
, war dazu aber, zum Schutz vor Geschossen, mit besonders hohen Armierungen und einem stabilen, erhöhten Deck über den Ruderern versehen.
    Der Schiffsführer sah Aëtius bestürzt an. «Bei direktem Beschuss sind wir denen heillos unterlegen. Sie überragen uns bei weitem, wie auch das zweite Schiff dort.»
    «Gott sei Dank, dass es nur zwei sind», brummte Aëtius.
    «In der Gegend könnten ganze Geschwader lauern», sagte der Schiffsführer. «Habt Ihr gehört, was sie auf der Insel Zakynthos angerichtet haben? Von dort haben sie säckeweise abgeschlagene Köpfe an ihren König geschickt, an Geiserich.»
    «Wir werden Konstantinopel erreichen. Wir haben dort zu tun. Ich verlasse mich darauf, dass unsere Ruderer weiter zu Rammgeschwindigkeit in der Lage sind?»
    «Rammgeschwindigkeit?», knurrte der Schiffsführer. «Ihr habt den Verstand verloren.»
    Aëtius ließ ihm die dreiste Bemerkung mit einem Grinsen durchgehen. Sein Vorhaben war riskant, das war ihm durchaus bewusst. Die stattlichen, hoch aufragenden Galeeren von einst waren stets anfällig für Rammattacken durch niedrige, wendige Liburnen und Dromonen. Diese schmalen Raubschiffe aber waren leicht unschädlich zu machen, indem man große Steinbrocken auf sie hinabfallen ließ, wodurch sie umgehend leckschlugen. Bei heutigen

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