Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
auslegen.»
    * * *
    Das Tempo, mit dem sich die Piraten näherten, ließ vermuten, dass sie ihre Rudersklaven gerade halb zu Tode peitschten. Das erste Schiff war jetzt nur noch eine halbe Meile entfernt, das zweite noch doppelt oder viermal so weit, aber es kam rasch näher.
    «Lass mit Höchstgeschwindigkeit rudern.»
    «Wir werden es nicht schaffen, ihnen zu entkommen.» Der Schiffsführer hatte recht. Das erste Piratenschiff setzte bereits zu einer Drehung an, um ihren Bug beschießen zu können.
    «Ich habe auch nicht vor, ihnen zu entkommen. Ich will sie zum Kampf stellen.»
    Die Ruderer wurden zu größerer Eile angetrieben.
    Von dem herankommenden Piratenschiff flogen ein paar erste Pfeile herüber, landeten aber noch im Wasser. Am Bug konnten sie den Kapitän sehen, der mit zusammengekniffenen Augen herüberspähte. Er war sehr groß und schlank, fast mager, und sein langes, strähniges Haar war von der Sonne ausgebleicht. Mit nacktem Oberkörper stand er da, den Hals mit einem dicken Goldreif geschmückt, angetan mit einer zerschlissenen Kniehose und einem breiten Schwertgürtel, das Schwert bereits in der Hand. Oben auf der Rah saßen einige seiner Seeräuber, bewaffnet mit Pfeil und Bogen.
    Die
Cygnus
pflügte stetig durchs Wasser, unerbittlich verfolgt von dem Freibeuterschiff, das immer näher kam. Rechts von ihnen lag die kleine, sonnenbeschienene Insel Melos. Die visigotischen Kämpfer kauerten unter Deck, neben den losgeketteten Sklaven. Der Abstand der beiden Schiffe auf dem ruhigen, weiten Meer verringerte sich zusehends.
    Ohne das feindliche Schiff aus den Augen zu lassen, fragte Aëtius die beiden Brüder, die neben ihm standen: «Schwimmen könnt ihr doch, oder?»
    Sie schüttelten bekümmert die Köpfe.
    «Dann könnte es sein, dass ihr das heute lernen müsst – oder ihr sorgt mit dafür, dass wir nicht untergehen. Seht zu, dass ihr eure Wolfskrieger gut befehligt.»
    Das Piratenschiff war nun dicht herangekommen. Es hieß
Draco
und war am Rumpf mit einem roten Drachen bemalt. Rufus spähte blinzelnd zu dem zweiten Schiff hinüber, das von achtern herankam: In seinen Bug waren grobe Runen eingeschnitzt.
    «Die Schriftzeichen der Vandalen», kommentierte Aëtius.
    «Sieht aus wie ‹Halfisch› oder so ähnlich.»
    «Haifisch.» Er brüllte nach unten: «Wolfskrieger, haltet euch bereit!»
    Der Schiffsführer machte keinen glücklichen Eindruck.
    Auf einmal schwenkte die
Draco
mit heftig arbeitenden Rudern in einem weiten Bogen herum und setzte sich breitseits vor dieses hilflos fliehende Handelsschiff, um ihm den Weg zu versperren.
    «Diese Piraten scheinen noch sehr unerfahren», murmelte Aëtius. «Rammgeschwindigkeit – jetzt!»
    Sofort gab der Hortator unter Deck auf seiner Trommel einen geradezu rasenden Takt vor, und die Peitsche des Bootsmannes sauste durch die stickige Luft. Die Sklaven gaben ihr Letztes, rissen mit blutigen, blasenübersäten Händen an den Rudern, so schnell sie nur konnten, und die
Cygnus
schoss vorwärts, direkt auf die
Draco
zu.
    Die Piraten starrten verdattert das Schiff an, das auf einmal voll auf sie zuhielt. Die
Haifisch
änderte wieder ihren Kurs, um mit ihnen Schritt zu halten.
    «Das war’s dann wohl», brummte ein alter Seebär. «Jetzt sind wir erledigt. So gut wie versenkt.»
    «Richtig.» Aëtius verschränkte lächelnd die Arme vor der Brust und begab sich ans Heck, um den Wolfskriegern unter Deck noch einmal Mut zuzusprechen. Sie saßen eingezwängt an den Seiten, hielten kampfbereit ihre Speere umklammert, und sahen doch aus wie Männer, die gleich nackt und unbewaffnet in die Arena hinausmussten, oder so, als stünde ihnen ihre Hinrichtung bevor. Aëtius nickte ihnen zu. Er schärfte ihnen ein, keine Angst zu haben, und erklärte, worin jetzt ihre beste Überlebenschance bestand. «Legt eure Speere beiseite. Hier müsst ihr mit dem Schwert kämpfen.» Er griff zu einem Vergleich. «Stellt euch vor, ihr würdet eine Burg stürmen. Misslingt euch die Einnahme, müsst ihr ertrinken. Dann ertrinken wir alle – und werden von den Haifischen hier gefressen.»
    Die Wolfskrieger zogen ihre Schwerter.
    Auf dem Piratenschiff war man hektisch bemüht, sich mit einer weiteren Drehung vor diesem erschreckend aggressiven Beuteschiff in Sicherheit zu bringen, während gleichzeitig die zerlumpten Bogenschützen Pfeile auf die ungeschützten Decks abfeuerten, ohne jedoch irgendein Ziel zu treffen. Der bronzene Rammdorn der
Cygnus
, in diesen Zeiten mehr

Weitere Kostenlose Bücher