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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch nicht vollständig.
    »Du sollst auf die Asche aufpassen«, wiederholte Mathilde. »Gleich fällt sie runter, das macht mich nervös.«
    »Bring mir einen Aschenbecher«, sagte er faul.
    Wortlos kam sie der Aufforderung nach, lief mit nackten Füßen über den Teppich und zog sich wieder in ihren Sessel zurück.
    »Wie weit bist du mit Pedro?« fragte er sie.
    Ein verächtlicher Laut, den sie ausstieß, war die einzige Antwort.
    Siegurd drehte das Gesicht, mit dem er empor zur Decke geblickt hatte, hinüber zu ihr und sagte: »Was heißt das? Schaffst du ihn nicht?«
    »Suche die Schuld nicht bei mir!« fauchte sie ihn an. »Dein Bruder ist wohl schwul. Ich habe eine Situation heraufbeschworen, habe mich hineingekniet, daß mir jeder normale Mann die Kleider vom Leib gerissen hätte.«
    »Wo war das? Hier in deinem Haus?«
    »Das betritt er ja nicht. Nein, im Auto.«
    »Im Auto?« Siegurd lachte schallend. »Das glaube ich, daß du damit bei dem nicht ankommst. Geschlechtsverkehr im Auto ist nichts für den.«
    »Für dich schon.«
    »Soll das ein Vorwurf sein? Dann müßtest du mich im gleichen Atemzuge der mehrfachen Vergewaltigung, begangen an dir, anschuldigen. Aber davon kann wohl nicht die Rede sein.«
    »Laß uns nicht streiten. Weißt du, was ich gemerkt habe?«
    »Was?«
    »Die vom Faber ist hinter deinem Bruder her.«
    »Wer die?«
    »Die neue Sekretärin, du weißt schon.«
    »Die Klett?«
    »Ja, die kann den Blick nicht von ihm wenden.«
    »Das bildest du dir ein.«
    »Willst du mir abstreiten, daß ich ein Auge für so etwas habe?«
    Siegurd richtete sich auf, schwang die Beine von der Couch und sagte, als er saß: »Mach mich nicht schwach, du meinst das wirklich?«
    »Wirklich und wahrhaftig.«
    »Aber du solltest doch in der Lage sein, ohne weiteres ein solches Gänschen auszustechen.«
    Mathilde von Bahrenhof warf arrogant den Kopf zurück. »Bei einem normalen Mann ohne weiteres, ja. Dein Bruder scheint aber kein normaler Mann zu sein, wie ich dir schon sagte.«
    »Hör mit diesem Unsinn auf!«
    »Unsinn? Bist du sicher?«
    »Absolut.«
    »Schön, dann frage ich dich, was wir machen sollen. Die Situation ist nicht ungefährlich.«
    Siegurd dachte kurz nach, dann entschied er: »Für dich gilt das gleiche wie bisher: Heiz ihm ein! Um die Klett kümmere ich mich.«
    »Was hast du vor mit ihr?«
    »Sie mir zu meiner Geliebten zu machen.«
    »Siegurd! Das verbiete ich dir!«
    »Thildchen, denk an deine Schulden«, sagte er trocken, und sie steckte auch prompt zurück: »Mußt du denn gleich ins Bett steigen mit ihr? Du weißt doch, wie eifersüchtig ich bin, Siegurd.«
    »Nun gut«, lenkte er ein, »vielleicht genügen notfalls auch ein paar Küsse, um sie für einen spanischen Bastard zu erledigen.«
    »Gegen ein paar Küsse hätte ich nichts einzuwenden.«
    »Dazu wäre es auch zu spät«, lachte er.
    »Was heißt das?« fuhr sie hoch.
    »Das heißt, daß die Küsse schon über die Bühne gingen.«
    Mathilde sprang auf. »Wann? Wo? Du Schuft! Du Lump! Das hättest du mir nie gesagt, wenn dich die Situation jetzt nicht mehr oder minder dazu gezwungen hätte. Sei vorsichtig, ich habe dich in der Hand.«
    »Wer hat wen in der Hand, du mich oder ich dich?«
    »Ich dich, täusch dich nicht.«
    »Wieso du mich?«
    »Weil ich, wenn du zu weit gehst, nicht zögern werde, deinem Bruder die Augen zu öffnen und ihm das Komplott zwischen uns beiden aufzudecken. Kapiert, mein Lieber?«
    Er war so perplex, daß er nur hervorstoßen konnte: »Du bist ja verrückt!«
    Doch er machte sich keine Illusionen und setzte hinzu: »Aber zuzutrauen wäre dir das.«
    »Absolut!« schwor sie ihm.
    Die allgemeine Stimmung war verdorben, und er sah kein anderes Mittel als das altbewährte, mit dem vor allem Mathildes Laune wieder aufzubessern war, und so waren die paar Sachen, die jeder von ihnen nur anhatte, rasch ausgezogen …
    Im Wald war es völlig still. Wie ausgestreute Perlen hing der Tau an den Farnen und Gräsern der Lichtungen. Der weiche Waldboden roch herb nach Pilzen, verfaulendem Laub und dürren Tannennadeln.
    An den Beinen dicke Gummistiefel und eingehüllt in ihren weiten, langen Lodenmantel, stapfte Marianne Klett neben Pedro von Aarfeld durch den herrlichen Forst. Stiefel und Mantel hatten Aufgaben des Schutzes zu erfüllen. Daneben konnten sie nicht auch noch die Aufgabe erfüllen, die Schönheit dessen, was sie schützten, zu unterstreichen. Beine und Figur wurden von ihnen verdeckt, nicht

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