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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu sein glaubte. Dies mußte erst bereinigt werden.
    Über dem See stand hell die Sonne. Das Wasser glitzerte wie bewegliches, flüssiges Silber. Dunkel ragten die hohen Tannen empor, standen wie Wächter, welche die Unberührtheit zu bewachen hatten.
    »Marianne …«
    Sie wandte den Blick vom Fenster. Seine Stimme hatte leise geklungen, traurig.
    »Du sagst also nein, Marianne. Warum?«
    »Das stimmt nicht. Ich muß dich nur bitten, zu warten.«
    Beide duzten sich plötzlich und merkten es nicht einmal.
    »Warten heißt ›nein‹, Marianne«, sagte er dumpf. »Ich fühle das, nein, ich weiß es, ich mache mir da nichts vor.«
    Er senkte den Kopf und blickte zu Boden.
    »Du irrst dich!« rief Marianne mit leidenschaftlicher Stimme, doch als er sie daraufhin spontan in seine Arme reißen wollte, hob sie abwehrend die ihren. »Noch nicht, Ralf … nein, Pedro!«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann dir das nicht erklären, du würdest mich nicht verstehen, gerade du nicht, weil bei dir alles so einfach, so natürlich, so unkompliziert ist. Aber ich verspreche dir, daß du nicht mehr lange warten mußt.«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Nein.«
    »Handelt es sich – verzeih meine Frage – um einen anderen Mann?«
    Sie schüttelte den Kopf. Als sie sah, wie er befreit aufatmete, wandte sie sich ab. Ich habe ihn belogen, durchzuckte es sie. Und er ist glücklich über diese Lüge, weil er sie glaubt. Er kann sich gar nicht vorstellen, daß ich ihm nicht die Wahrheit sage. Um wieviel ist er besser als ich! Oh, wie schlecht bin ich, wie abscheulich feige und kleingläubig …
    Pedro fuhr fort, glühende Kohlen auf ihrem Haupt zu sammeln. »Ich vertraue dir. Hauptsache, kein anderer hat Rechte auf dich. Alles andere ist für mich unwichtig. Ich erhalte jedoch mein Angebot aufrecht, dir bei der Lösung jedes Problems behilflich zu sein.«
    »Danke, Pedro.«
    »Glaube aber nicht«, sagte er lachend, »daß ich dich lange in Ruhe lassen werde. Meine ständige Frage wird dich verfolgen: ›Warum sagst du nein – warum immer noch?‹ Jede Woche werde ich dir damit mindestens einmal in den Ohren liegen – bis zu dem Tage, an dem du ja sagst.«
    Sie schämte sich innerlich und verfiel deshalb auf die Frage: »Wie lange soll nun das Wasser noch kochen?«
    Auf diese Weise ging es vier Eiern – für jeden zwei – doch noch an den Kragen. Das Mahl vervollständigten zwei Scheiben Knäckebrot pro Nase, und Salz, soviel jeder haben wollte. Marianne fragte auch nach Pfeffer. Pedro mußte sie enttäuschen.
    Marianne zog aus allem lachend das Resümee: »Deshalb sind also deine Bilder so gut.«
    Pedro antwortete: »Ich sehe keinen Zusammenhang. Was willst du damit sagen?«
    »Du verwöhnst hier draußen deinen Magen nicht. Und es heißt, daß der Hunger die Künstler schon immer zu ihren größten Werken in der Kunstgeschichte beflügelt hat.«
    Sie alberten eine Weile herum. Pedro fühlte sich glücklich, Marianne auch, sie vergaß fast ganz auf Siegurd und das Problem, das mit ihm zusammenhing. Schließlich entschlossen sie sich noch einmal zu einem Spaziergang um den See herum, und Marianne schlüpfte wieder in ihre Stiefel.
    Sie erreichten eine von Büschen dicht umgebene Landzunge, die etwas in den See hineinragte, und blickten hinaus aufs Wasser, auf dem lautlos die Blätter trieben, die der Herbst bunt in den See streute.
    »Hier will ich ein Haus bauen«, sagte Pedro und deutete auf den Platz dicht am Ufer. »Ein kleines Haus mit vier oder fünf Räumen. Darin möchte ich leben. Um das Gut mag sich dann ein Verwalter kümmern. Die Leute werden mich zwar sicher für verrückt halten, denn in ihren Augen dürfte es sich gewissermaßen um den Tausch eines Schlosses gegen eine Hütte handeln, doch das soll mir egal sein. Leichten Herzens werde ich den Majoratsherrn ablegen, um nur noch Maler zu sein …«
    »… und Jäger«, sagte da eine tiefe Stimme hinter ihnen.
    Sie fuhren herum, etwas erschrocken, doch dann stieß Pedro einen erfreuten Laut aus und trat auf den großen Mann im Lodenmantel zu, der aus den Büschen kam, mit einem Gewehr auf dem Rücken.
    »Sie verstehen sich aufs Anschleichen.« Pedros Zeigefinger war in gespielter Drohung erhoben. »Aber das müssen Sie mir nicht erst beweisen.«
    Und zu Marianne gewandt, sagte Pedro: »Das ist Peter Recke, mein Förster. Ein Recke von Gestalt, Namen und Gemüt.«
    Der Förster wollte auch den spaßhaften Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen.
    »Herr Baron«, sagte er,

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