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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bettcouch lagen, und eilte zur Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um und blickte haßerfüllt auf Marianne, die zitternd im Zimmer stand. »Ich spreche heute abend noch mit Pedro. Und wenn du wieder auf dem Gut erscheinen solltest – ob mit oder ohne Dr. Faber –, werde ich die Jagdhunde auf dich hetzen, und niemand, kein Pedro, wird mich daran hindern können.«
    Die Wut sprach aus ihm, sonst wäre ihm selbst auch klar gewesen, wie lächerlich er übertrieb.
    Er warf die Tür hinter sich ins Schloß. Marianne hörte seine Schritte auf der Treppe verhallen, dann sah sie ihn über die Straße gehen … elegant, beherrscht, ganz Gentleman, der Herr Baron von Aarfeld, ein Adeliger vom Scheitel bis zur Sohle.
    Da schlug Marianne die Hände vors Gesicht und fiel weinend auf ihre Couch. Immer und immer wieder wurde ihr Körper von heftigem Schluchzen durchgerüttelt.
    »Pedro«, stammelte sie, »ich habe dich verloren, es ist vorbei, für immer vorbei … vorbei … vorbei …«
    Sie vergrub ihr tränennasses Gesicht in den Kissen und lag so, bis sie vor Erschöpfung einschlief. Aber selbst im Schlaf noch zuckte bisweilen ihr Körper und kam ein leises Wimmern von ihren bebenden Lippen. Und plötzlich schrie sie auf und schlug wild um sich. Jagdhunde verfolgten sie im Traum.

3
    Die Unterredung zwischen den beiden ungleichen Brüdern fand wirklich noch am gleichen Abend statt, nur verlief sie anders, als Siegurd von Aarfeld sich das gedacht hatte. Und nicht er war derjenige, welcher diese Unterredung herbeiführte, sondern sein Bruder Pedro, der schon den ganzen Tag in einer freudigen Hochstimmung herumgelaufen war und mit Humor und guter Laune seine Leute auf dem Gut völlig durcheinandergebracht hatte. Selbst Lulatsch, der sich in seinem langen Dienerleben bereits an allerhand gewöhnt hatte, fand es äußerst bemerkenswert, daß ihm der Herr Baron freundlich auf die Schulter klopfte und sagte: »Lulatsch, du kannst heute abend eine Flasche aus meinem Keller trinken, diesmal mit meinem Wissen und meiner Erlaubnis.« Dabei zwinkerte er, und Lulatsch wurde ganz rot. Teufel, Teufel, dachte er, als er sich entfernte, der weiß also, daß ich ab und zu ein Fläschchen für mich abzweige, und hat mich trotzdem noch nicht zur Rede gestellt. Verdammt großzügig von ihm. Famoser Mensch.
    Als Siegurd auf dem Gut eintraf und seine Wohnung aufsuchen wollte, kreuzte Lulatsch seinen Weg und teilte ihm mit, daß sein Bruder ihn im Herrenzimmer zu sehen wünsche.
    »Da bin ich«, sagte Siegurd zu Pedro. »Was gibt's?«
    Pedro wirkte etwas feierlich. Siegurd war überrascht. Der Duft einer guten Zigarre durchdrang das Zimmer.
    »Willst du mir etwa mitteilen«, fuhr Siegurd fort, »daß du die Absicht hast, dich ganz deiner Malerei zu widmen und mir das Gut an den schmerzenden Hals zu hängen?«
    Das Lächeln, das seine Worte begleitete, war alles andere als echt.
    Pedro blickte ihn kurz an, paffte eine Zigarrenwolke in die Luft und erwiderte: »Nein, im Gegenteil, ich setze dich hiermit davon in Kenntnis, daß ich heiraten werde. Die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, sind dir bekannt.«
    Siegurd hatte kaum mit Überraschung zu kämpfen.
    »Wen«, fragte er lauernd, »willst du heiraten? Die Klett?«
    Nun war aber Pedro perplex. »Woher weißt du das?«
    »Die ganze Umgebung spricht doch schon davon, wie sie dich umgarnt.«
    »So?«
    »Sie will sich dich unter den Nagel reißen, sagen alle.«
    Pedro legte die Zigarre auf den Aschenbecher, atmete tief ein und erwiderte dann mit drohendem Unterton in der Stimme: »Ich möchte jedem raten, ab sofort nicht mehr so von meiner zukünftigen Frau zu sprechen. Das kannst du allgemein bekanntgeben.«
    »Pedro«, sagte Siegurd, der erkannte, daß hier schweres Geschütz aufgefahren werden mußte, »ich muß dir über die die Augen öffnen …«
    »Wie bitte?«
    »Ich kenne sie besser als du, ich komme soeben aus ihrer Wohnung.«
    »Aus Ihrer Wohnung? Wie kommst du in ihre Wohnung? Was hast du überhaupt mit ihr zu schaffen?«
    »Dumme Frage. Sie hat es eben auch auf mich angelegt, und zwar schon länger.«
    Aus Pedros Gesicht wich die Farbe. Langsam erhob er sich.
    »Bist du bereit«, fragte er, »deine Behauptungen auch vor Fräulein Klett zu wiederholen?«
    »Selbstverständlich. Sei aber nicht überrascht, wenn sie alles ableugnet. Das ist doch das übliche. Du wirst dich dann entscheiden müssen, wem du glaubst: deinem Bruder oder dieser Person.«
    »Fräulein Klett ist

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