Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
mehr erkannt zu werden.«
    »Was willst du hier?« fragte sie ihn schroff.
    »Was für ein Ton! Empfängt man so einen Freund?«
    »Wie bist du hereingekommen?«
    »Wie denn wohl? Durch die Tür.«
    »Ich weiß genau, daß ich sie abgeschlossen hatte.«
    »Wenn du das so genau weißt, dann muß ich sie wohl aufgesperrt haben.«
    Sie blickte ihn fassungslos an. »Mit welchem Schlüssel?«
    »Mit einem der meinen.«
    »Das mußt du mir schon genauer erklären.«
    »Siehst du«, sagte er grinsend, wobei er aus seiner Tasche einen Bund mit sechs oder acht Schlüsseln zum Vorschein brachte, »ich verfüge davon über mehrere Exemplare. Auf Aarfeld, diesem alten Gemäuer, gibt's viele Schlösser, nicht die besten, genau wie das deine hier. Das war meine Theorie. Von ihr ging ich über zur Praxis und startete hier einige Versuche. Schon der dritte führte zum Erfolg.«
    Marianne rang buchstäblich nach Luft. »Siegurd«, sagte sie mit gepreßter Stimme, »du weißt doch, was du da gemacht hast? Du hast eingebrochen!«
    »Welch hartes Wort!« Sein Lächeln war widerlich glatt. »Nimm mich als modernen Troubadour. – Einbruch aus Liebe. – Leidenschaft kennt keine Fesseln. – Ich hatte Sehnsucht nach dir.«
    »Was willst du?«
    Marianne war an der Tür stehen geblieben, jeden Augenblick dazu bereit, die Tür wieder aufzureißen und sich abzusetzen, wenn er sich ihr nähern sollte. Siegurd schien das zu erkennen und blieb sitzen, aber um seinen lächelnden Mund erschien ein grausamer, harter Zug.
    »Diese Frage stellst du jetzt zum zweitenmal. Ich sagte es inzwischen schon: Ich hatte Sehnsucht nach deinen Küssen.«
    »Das ist vorbei. Ich will nicht mehr daran erinnert werden.«
    »Und du meinst, damit ist der Fall erledigt?«
    »Warum nicht?«
    »Weil man einen Baron Aarfeld nicht in dieser Weise abserviert, du Luder«, explodierte er. »Was glaubst du denn eigentlich, wer du bist, du Kröte? Du kannst dein ganzes kleines, miserables Leben lang nur stolz darauf sein, daß dich ein Edelmann angefaßt hat. Hattest du dir denn überhaupt die Zähne geputzt, ehe du es wagtest, mich zu küssen?«
    Marianne fing an zu zittern. »Verlassen Sie sofort mein Zimmer! Augenblicklich, sonst schreie ich!«
    »Schrei doch. Weißt du, was ich denen dann erzähle? Daß du mich in dein Zimmer gelockt hast und gemein wurdest, weil mir die Bezahlung, die du gefordert hast, zu hoch war. Du kannst es ja darauf ankommen lassen, wem man glauben wird – dir oder einem Baron?«
    »Du … du Schwein!«
    »Danke.« Er verbeugte sich spöttisch im Sitzen. »Solche Schmeicheleien höre ich öfter. Wie mir scheint, hat mein Bruder Pedro, der stille Träumer mit den Märchenaugen, der Mann mit der tiefen Seele, einen großen Eindruck auf dich gemacht, dir sozusagen die Unterschiede der Aarfelds bewußt gemacht. Und nun träumst du vielleicht gar davon, Herrin auf Aarfeld zu werden, du kleine Goldgräberin. Ja, stimmt's? Aber das werde ich dir versalzen. Sicher wäre Pedro, der Majoratsherr, der keine Zeit zu verlieren hat, eine Frau zu finden, wenn er im Besitz des Erbes bleiben will, eine gute Partie für eine kleine Kokotte, aber …«
    »Hinaus!«
    »… aber ich werde ihm die Augen öffnen, werde ihm sagen, wie du's in jenem Ohio-Séparée mit mir getrieben hast. Dafür gibt's Zeugen, die Kellner nämlich, und schon ein Kuß ist in den Augen meines stinkseriösen Bruders etwas ganz anderes als anscheinend hundert Küsse in den deinen, das kannst du mir glauben. Sollte er aber immer noch nicht genug haben, werde ich ihm erzählen, welchen Kampf es mich gekostet hat, mich von dir, als ich dich nach Hause brachte, nicht in dein Zimmer mit hineinziehen zu lassen. Wenn er das hört, bist du in seinen Augen ganz sicher nur noch eine Dir…«
    Er hatte das Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als Marianne schon mit einem Satz vor ihm stand und mit der ganzen Kraft, die ihr Wut und Verachtung verliehen, zuschlug und klatschend seine Backe traf.
    Sie hatte ihn überrascht, so daß er gar nicht dazugekommen war, den Schlag abzuwehren.
    Stumm, mit lodernden Augen blieb er noch zwei, drei Sekunden lang sitzen, dann aber sprang er ruckartig auf. Sein Mund war verzerrt. Wie eine Fratze sah sein Gesicht aus, wie eine diabolische, schauderhafte Fratze.
    »Das wirst du mir büßen«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. »Auf den Knien wirst du liegen und wimmern und mich anflehen, diesen Schlag zu vergessen …«
    Er riß Mantel und Hut an sich, die auf der

Weitere Kostenlose Bücher