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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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sieht sich ständig um, die Augen immer in Bewegung: Eingänge, Ausgänge. Wer ist hier: Frau, Mann, Typ, Alter, wie ist die Verteilung im Raum. Ihm entgeht nichts. Es ist, als würde er immer noch nach Mördern Ausschau halten. Er ist schreckhaft. Nervös. Sein gutes Bein kann nicht stillhalten. Die Finger seiner linken Hand trommeln auf den Oberschenkel, haben ihren eigenen Rhythmus, schneller als der der Musik, die der DJ auflegt. Um zu entspannen, muss er trinken, und er braucht eine Menge davon.
    Er geht dazu über, nicht mehr den ganzen Raum zu überblicken, sondern konzentriert sich auf die Frauen. Sein Blick zuckt von einer Gruppe zur anderen. Mädchen, die einen Mädelsabend haben, Mädchen, die nur mit einer Freundin zusammen eine Flasche Wein trinken, Mädchen in gemischten Gruppen, Mädchen mit ihrem Freund.
    Er flüstert mir Kommentare ins Ohr, wägt ab, ob sie verfügbar sind und welche körperlichen Eigenschaften sie haben. Ich muss aufpassen, dass ich nicht mein Bier um mich herum versprühe. Er macht das eindeutig lustig, doch politisch absolut unkorrekt.
    »Jede Menge guter Frauen hier heute Abend. Irgendjemand, den du verehrst, kleiner Jamie?« Er kippt sein Bier runter. »Ich persönlich mag lieber Schlampen. Macht weniger Probleme.«
    Er hatte eine Freundin, Sonia, und sie wollten sich eigentlich verloben, aber als er zurückkam, hat sie ihn abserviert. Diese Erfahrung hat möglicherweise seine Gefühle gegenüber Frauen negativ beeinflusst.
    »Was ist mit der da?« Er zeigt auf Caro. »Gefällt dir die da?«
    »Könnte schon sein.« Ich nehme einen Schluck.
    »Hab ich mir gedacht. Du hast sie ununterbrochen angeglotzt. Und was unternimmst du jetzt deswegen?«
    Ich zucke wieder mit den Schultern.
    Er macht Anstalten, hinzugehen. Ich packe ihn am Arm.
    »Nein, Rob! Sie ist doch mit Leuten zusammen!«
    »So?« Er dreht sich um und schaut mich an. In seinen Augen steht eine Mischung aus Mitleid und Verwirrung. »Sie ist nicht mit Leuten zusammen. Wie oft muss ich es dir denn sagen? Sie ist mit einem Haufen von Arschlöchern zusammen. Es gibt keinenGrund, hier zu stehen und in dein Glas zu heulen. Du musst zuschlagen, kleiner Bruder, oder du kriegst keine ab.«
    Er ist weg, bevor ich ihn aufhalten kann. Ich beobachte, wie er sich vorbeugt und ihr etwas zuflüstert. Sie blickt auf und lächelt. Er sagt noch etwas und sie lacht. Er ruckt mit dem Kopf in meine Richtung und sie blickt zu mir herüber. Ich winke kurz und komme mir echt blöd vor. Ich weiß nicht, was er gesagt hat, aber es sieht so aus, als wollte sie herkommen. Da mischt sich der Künstlertyp ein. Er stellt sich vor Caro und plustert sich auf. Ich vermute, dass er erwartet, Rob würde sich zurückziehen, denn er ist ein großer Kerl und Rob ein bisschen kleiner, aber so läuft das nicht. Rob geht mit geballten Fäusten und angewinkelten Armen einen Schritt auf ihn zu. Den Kopf nimmt er leicht zurück, nur um einen Bruchteil. Ich weiß, was er jetzt tun wird. In einem mitfühlenden Reflex schließe ich die Augen. Ich erwarte das Zermalmen von Knorpeln zu hören, das tiefe Aufheulen aus einer Kehle, die voller Blutblasen ist. Aber das passiert nicht. Caro stößt Rob mit der flachen Hand zurück und zieht den Künstlertyp weg. Sie beherrscht die Situation. Es wirkt so, als würde sie täglich erleben, dass sich Kerle ihretwegen einen Kampf liefern.
    Die Freunde ziehen mit ihnen ab. Der Platz, den sie frei machen, wird sofort von einer anderen Gruppe in Beschlag genommen. Rob kommt nicht zu mir zurück. Vorübergehend verliere ich ihn aus den Augen, während ich mein Glas austrinke. Bryn, einer seiner Kumpels, gibt mir ein anderes, und so unterhalte ich mich eine Weile mit ihm.
    Ich habe ihn schon früher getroffen. Er und Rob waren im selben Zug. Er ist Waliser. Groß und dunkel, tief gebräunt vom letztenEinsatz. Seine Haare sind so kurz geschnitten, dass die Kopfhaut im wechselnden Licht weiß durchscheint. Die schwarzen Stoppelhaare glitzern vor Schweiß und Gel. Er hat ruhige braune Augen und wirkt hart, aber freundlich. Vor Kurzem ist er zum Sergeant befördert worden, und ich verstehe, warum. Er war der beste Kumpel von Rob. Hat auf ihn aufgepasst. Er ist Scharfschütze. Das sind sie alle. Er war Robs Nummer zwei, sein Aufklärer, der die Ziele ausgemacht hat, der Sachen abgeklärt hat wie Entfernung und Windrichtung, der ihm den Arsch gedeckt hat. Sie haben so eng wie Brüder zusammengearbeitet. Er verschränkt die Arme und ich sehe

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