Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
gut für ihn. Keiner von uns ist da, um auf seinen Hintern aufzupassen, und diese Leute haben wirklich keine Skrupel. Keinen Kodex, wenn du verstehst, was ich meine. Ein Job wie der kann viel Schaden anrichten, und es ist schon genügend angerichtet worden.«
Er hat den Blick eines Mannes, der zu viel gesagt hat und doch nicht genug. Er starrt in sein leeres Glas, als würde er sich fragen, wohin der Inhalt verschwunden wäre. »Willst du noch eins?«
»Nein, danke. Es reicht.«
Er geht wieder zur Theke, und ich überlege zu gehen, als ich spüre, wie sich ein Arm schwer über meine Schultern legt. Rob.
»Wohin willst du, kleiner Bruder? Hinter der Tussi her, die du im Auge gehabt hast?«
»Nein«, sage ich, obwohl ich genau das im Sinn hatte.
»Würde mir an deiner Stelle die Mühe nicht machen. Hat keinen Sinn.« Er schüttelt langsam den Kopf. »Sie spielt nicht in deiner Liga.«
»Vielleicht.«
»Garantiert.«
Ich weiß nicht, wie viel er schon geschluckt hat, aber so, wie es aussieht, eine ganze Menge. Er ist dabei, sich mit mir anzulegen. Das sehe ich an seinen Augen.
»Sieht so aus, als würde sie erwachsene Arschlöcher lieber haben, als so kleine Kinderärschchen wie dich.«
Er schnaubt ein bisschen, als ob das lustig wäre, und lächelt auf eine angespannte Art. Er starrt mich völlig leer aus seinen blauen Augen an. Immer schon neigte er dazu, ganz plötzlich umzuschalten.In einem Augenblick nett, und im nächsten musste man auf der Hut sein. Er reizt mich, schätzt ab, welche Wirkung seine Worte auf mich haben, wartet darauf, dass ich reagiere. Er wird weitermachen, bis ich das tue.
»Ich gehe jetzt einfach. Das ist alles. Hier drin ist keiner, den ich kenne. Ich gehe woanders hin.«
»Wohin?«
»Weiß ich noch nicht. Ich hab mich noch nicht entschieden. Aber wohin auch immer, dir würde es da doch nicht gefallen.«
»Warum denn?« Seine Stimme ist leise, als würde er nach einer anderen Möglichkeit suchen, mich zu packen.
»Da sind nur Leute in meinem Alter.«
Er wirft mir einen langen Blick zu. Bei mir fängt das Bier an zu wirken. Ich war nicht entschieden genug. Ich habe einen falschen Zug gemacht.
»Du schämst dich für mich«, sagt er.
»Nein, tue ich nicht.«
Ich wende mich ab. Ich habe keine Lust, mich wieder mit der alten Geschichte rumzuschlagen, mit der Feindseligkeit gegen Martha und mich, nur weil wir uns dafür entschieden haben, auf der Schule zu bleiben, und vorhaben, zu studieren, während er die Schule geschmissen hat, sobald er konnte. Seit er zurückgekommen ist, steht das zwischen uns, aber es ist schlimmer, wenn er betrunken ist. Es ist dumm. Etwas, das er sich zurechtgeschustert hat, um uns anzumachen. Ich möchte nicht daran denken, dass es auch was Schlimmeres sein könnte. Eine Wahnvorstellung.
Er packt meinen Arm und zieht mich zurück. Er will weder von mir ablassen noch von dem Streit, den er heraufbeschwört. Esscheint, als ob er den bräuchte. Als müsste er Öl ins Feuer kippen.
»Doch, das macht ihr. Du und Martha. Ihr haltet mich für so einen dämlichen Versager, während ihr beiden mit jedem Tag eingebildeter werdet. Wenigstens sie ist dabei ehrlich. Sagt es mir direkt ins Gesicht. Weißt du, an wen du mich erinnerst? An die Ruperts. Untaugliche Jungoffiziere mit dem Namen Jonty, Tim und Toby. Ein Pack von Wichsern. Du bist genau wie sie. Du bist ein kleiner … « Er flüstert mir das kurze schonungslose Wort ins Ohr, sein Atem ist heiß, biergeschwängert. »Wenn du nicht ein so kleiner … wärst«, er sagt das Wort wieder, lauter und die Leute fangen an, sich umzudrehen …»dann würdest du wollen, dass ich und die Jungs mit dir kommen. Stell uns deinen Rupertkumpeln und ihren Schickimicki-Tussis vor.«
»So ist das nicht, und das weißt du. Ich möchte einfach gehen. Sei doch nicht so blöd!«
Bei dem Wort »blöd« wird sein Griff fester.
»Ich hab dir doch gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst!«
»Lass ihn gehen, Rob, Kumpel. Das reicht.«
Bryn steht plötzlich neben uns. Er zwingt Robs Hand von meinem Arm und hält ihn fest bei den Schultern. Die anderen Jungs sind auch bei ihm.
»Ja, Mann«, sagt einer von ihnen, »lass ihn gehen. Trink noch ein Bier. Du hinkst hinterher.«
Sie umringen Rob so, dass er nicht loslegen kann. So gibt es keinen Ärger. So bemerkt keiner der Sicherheitsleute was.
Ich reibe mir den Arm und steuere auf die Tür zu. Ich bin wütend. Ich hasse es, wenn Rob bei mir so wird. Ich passe nicht
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