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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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das Tattoo der Scharfschützen, zwei gekreuzte Gewehre mit einem S darüber, das er auf dem Oberarm trägt. Robs Zeichen ist auf dem Oberschenkel.
    Bryn kommt gerade von einem Einsatz in Helmand zurück.
    Als ich ihn frage, wie es war, sagt er nur: »Heiß. Ja. Da war es heiß.«
    Er will nicht mit mir darüber reden. Das hat auch keinen Sinn, denn ich würde es doch nicht begreifen. Nur sie wissen, wie es ist, dort draußen zu sein. Sie haben ihre eigene Sprache. Sie sprechen untereinander in bestimmten Begriffen und Abkürzungen: die L69, SA80, ein Sangar, Schanzkörbe und GMWs, VSPs, IEAs, und VOBs. Darüber würde er nicht mit mir reden, es sei denn, ich stelle eine bestimmte Frage, doch es ist klar, dass ich nicht frage.
    Er ist älter als die anderen. Er spricht von seinem Urlaub, nach Hause zu Frau und Kindern zu kommen. Er konnte es gar nicht erwarten, hat die restlichen Wochen gezählt, dann die Tage, die Stunden, doch jetzt hat er schon genug davon. Er will wieder dort sein, das kann ich in seinen Augen lesen. Er will wieder zurückin die Hitze der Wüste, will wieder irgendwo auf einem Dach unter einem flatternden Tarnnetz liegen, an einem L69 mit seinem SIMRA D-Nachtvisier entlangpeilen, die Gegend mit seiner Nachtsichtbrille absuchen oder was immer sie dort machen. Er liebt es und er hasst es. Das geht allen so. Deshalb besaufen sie sich und hauen auf den Putz. Versuchen, den Adrenalinstoß zu bekommen, versuchen, sich eine gewisse Erregung zu verschaffen.
    »Dein Dad war auch dabei, oder?«, fragt er mich.
    »Ja, mein Großvater auch. Wir sind eine Soldatenfamilie.«
    »Hast du schon mal daran gedacht, auch einer zu werden?«
    »Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Das ist nichts für mich.«
    »Was willst du dann machen?«, fragt er, während er mir noch ein Glas bestellt.
    »Arzt«, sage ich, obwohl nicht ich das werden will, sondern Martha. Ich habe noch keine Ahnung, was ich machen will.
    »Du kannst auch da Arzt werden. Die zahlen die Ausbildung, die Praktika, alles.«
    »Ja, weiß ich. Aber ich will nicht.«
    Ich will noch hinzufügen: »Schau dir doch an, was mit Rob passiert ist«, doch ich lasse es sein. Es wäre nicht richtig, das zu sagen. Aber er versteht sie doch, die unausgesprochenen Worte.
    »Shit happens«, sagt er leise. »Er fehlt mir. Uns allen. Er war der Beste. Spitzentrefferzahl in der Einheit. Drei Einsätze und kaum einer zu kassieren. Und dann bei einer Routinepatrouille – rums!« Er seufzt. »Da draußen brauchst du Augen am Arsch. Verlier die Konzentration nur einmal und   … « Er schüttelt den Kopf. »Kann jedem von uns passieren. Wie geht’s dem Jungen denn? Scheint ganz in Ordnung zu sein.«
    Sein Lachen kommt wie ein tiefes Rumpeln aus der Kehle. Wir schauen hinüber, wo Rob mit irgendeiner Tusse redet.
    »Hm.« Ich trinke einen Schluck. »Das ist nur heute Abend so.«
    »Hat Schwierigkeiten, was?« Er blickt mich an, plötzlich ganz ernst. Soldaten machen sich über fast alles lustig, aber er macht sich wirklich Gedanken über Rob. Das sehe ich seinen Augen an.
    »Hat er Probleme, sich wieder einzuleben?«
    Ich nicke. Er hat richtig vermutet.
    »Weißt du, es ist besser für ihn, wenn er nicht mehr dabei ist.«
    »Er sieht das nicht so. Er hat es geliebt. Es war sein Leben.«
    »Trotzdem ist es besser für ihn, wenn er nicht mehr dabei ist. Es hat ihn gepackt. Er ist langsam besessen geworden. Er ist alleine auf kleine Einsätze gegangen, hat Rechnungen beglichen, ist natürlich streng verboten. Es ist nicht gut, sich so zu engagieren. Es ist nicht gut, wenn du vergisst, dass dein Ziel ein Mensch ist.«
    »Er hat davon gesprochen, wieder zurückzugehen. Er hat gesagt, es gäbe Möglichkeiten. Aber ich glaube nicht, dass er das könnte. Du weißt schon, mit seinem Bein   … «
    »Er meint nicht die Army. Er könnte bei einer der privaten Unternehmungen anheuern.«
    »Du meinst als Söldner?«
    Er lacht. »Sie nennen sich ›Private Sicherheitsdienste‹.«
    »Aber was ist mit   …?«
    »Mit seiner Verletzung? Die spielt keine Rolle. Er hat spezielle Fähigkeiten, dein Bruder. Die müssen nicht mehr tun, als ihn hinzubringen und wieder rauszuholen. Er muss nur das Ziel treffen. Den Rest der Scheiße muss er sich nicht bieten lassen.«
    »Glaubst du, dass er das wirklich macht?« Ich frage mich, wie Mum wohl reagieren würde.
    »Könnte sein.« Er zuckt mit den Schultern. »Es ist eine Möglichkeit. Aber ich hoffe, dass er es nicht macht. Weißt du, das wäre nicht

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