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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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aus der Stadt hinausführen. Als wir etwa eine Meile gefahren sind, biegt sie plötzlich nach links in ein Wohngebiet ein.
    »Mir ist nach einer Nacht zu Hause.«
    Sie biegt nach rechts ab, dann nach links und wieder nach rechts, schleudert um die Kurven, poltert über Bodenschwellen zur Verkehrsberuhigung, folgt dem Gewirr von Anliegerstraßen, fährt Slalom durch ein weiteres Legoland-Projekt. Es ist unserem ziemlich ähnlich, nur dass die Häuser größer sind, vornehmer – alle frei stehend mit Auffahrten und Doppel-, wenn nicht sogar Dreifachgaragen. Die Autos in den Auffahrten sind von Mercedes, BMW, es gibt auch ein paar Porsches und viele Geländewagen.
    Die Straßen sind nach den Bäumen benannt, die ausgerissen wurden, um diesen Häusern für gehobene Ansprüche Platz zu machen: Eiche, Esche, Buche, Limonen. Sie wohnt im Zypressenweg. Caro hält an, und das elektronisch gesteuerte Gattertor gleitet auf. Sie rast um einen kleinen Kreisel herum und auf einen mit Säulen versehenen Eingangsbereich zu. Ihr Haus steht ein bisschen abseits und ist größer als die anderen. Es wirkt wie ein etwas zusammengestrichener Herrensitz.
    »Nett«, sage ich.
    »Nein, ist es nicht. Es ist bescheuert.« Sie parkt irgendwo und schwingt die Beine aus dem Auto. »Es ist halt was zum Wohnen. Mehr nicht.«
    Ich gehe hinter ihr her. Alles ist in verschiedenen Schattierungen von Beige und Hellbeige gehalten. Sehr geschmackvoll. Ich unterdrücke den Impuls, die Schuhe auszuziehen. Sie führt mich ins Wohnzimmer: cremefarbener Teppich, riesige Ledersofas, Couchtisch aus Rauchglas. Der Raum ist gewaltig und L-förmig mit einem Essbereich, wo ein weiterer Rauchglastisch mit hochlehnigen Stühlen steht, mitten darauf eine Obstschale. Eine Tür führt zum Wintergarten.
    »Sieht aus wie ein Musterhaus«, sage ich.
    »Ist es auch. Deshalb hat meine Mutter es gekauft.« Sie zeigt um sich. »Möbel. Bilder. Alles.«
    Ich stehe mitten im Raum und weiß nicht so recht, was ich machen soll. Es ist, als wären wir beide zu einer Party gekommen und niemand taucht auf.
    »Willst du einen Drink?« Sie drückt einen Knopf am Sideboard. Ein Paneel gleitet zur Seite und legt eine Reihe von Flaschen frei. »Hier gibt’s alles, wirklich. Oh, außer Tequila. Den hab ich wohl leer gemacht.«
    »Gibt’s auch Wodka?« Tequila mag ich nicht so. Ist mir zu ölig. »Im Tiefkühler. Ich hole ihn.«
    Ich gehe zu einem großen Glasschrank, der eine ganze Wand des Raums einnimmt. Er ist voller Trophäen. Sie kommt mit einer Flasche Wodka zurück, an der sich Reif gebildet hat, und zwei Gläsern, von Eis beschlagen und dampfend.
    »Was ist das?« Ich tippe gegen die Glasscheibe vor den Trophäen. »Die passen nicht so ganz zum Haus.«
    »Die sind von Trevor«, sagt sie und gießt einen kräftigen Schuss Wodka in jedes der beiden Gläser.
    Ich frage sie nicht nach ihrem richtigen Vater, da ich nicht annehme, dass sie mir irgendwas erzählen würde. Stattdessen mache ich mit dem Trophäenthema weiter. »Wofür hat er sie bekommen?«
    »Schießen.«
    »Schießen?«
    »Ja.«
    »Mit Kanonen?«
    »Nein, mit Pusteröhrchen. Was glaubst du denn?«
    »Hat er welche hier? Kanonen, meine ich.«
    »Natürlich.«
    »Was für welche?«
    »Jede Art. Jagdgewehre, eine Schrotflinte, eine Reihe von Pistolen und Revolvern – eine Glock 9   mm und einen Colt M1911.«
    »Es ist verboten, Handfeuerwaffen zu besitzen«, sage ich. Ich weiß das, weil Großvater seine abgeben musste.
    Sie zuckt mit den Schultern. »Deshalb hält er sie ja auch verschlossen.«
    »Was ist er denn? Irgend so ein Gangster?«
    »Nein. Er ist Makler. Er mag einfach Schusswaffen, das ist alles.«
    »Kannst du schießen?«
    »Ja. Ich bin gar nicht so schlecht.« Sie könnte genauso gut übers Klarinettespielen reden. »Meine Mutter mag es nicht. Deshalb mache ich es.«
    »Sie mag keine Kanonen?«
    »Nein, nicht so besonders.«
    Als sie wiederkommt, ziehe ich das Zigarettenetui aus der Tasche,das Cal in einem Trödelladen gefunden hat, und nehme zwei Joints raus. Die habe ich schon vorher gedreht. Ich habe in Robs Versteck geräubert. Sie hat keine Einwände, ganz im Gegenteil, aber wir gehen in den Wintergarten. Im Haus mag sie den Rauchgeruch nicht.
    Da drin gefällt es mir besser. Der Boden besteht aus cremefarbenen Fliesen, und ich habe nicht solche Angst, etwas zu verschütten. Der Wintergarten steht voller Rattanmöbel und Pflanzen. Ein paar von denen sind groß – baumhoch. Es gibt einen Wasserfall,

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