Auch Deutsche unter den Opfern
grinst: Er hat schon einige Szenen für den zweiten Teil geschrieben, seine Co-Autorin ebenfalls – sichere Lacher, sagt Schweiger. Was kümmert ihn Ute.
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Betriebsbesichtigungen mit dem Berliner Wirtschaftssenator
Senator Wolf hat neun Minuten – der Tagesplan ist straff, Fabriken sollen besichtigt werden, allerlei Geschäfts-, Verbands- und Werksführer möchten was sagen. Neun Minuten für »Begrüßung und Einführung«. Ein paar Minuten gehen schon mal für heimliches Lachen drauf, denn Harald Wolfs Amtsbezeichnung ist einfach immer wieder zu komisch: »Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen«.
Um viertel nach acht waren gut zwanzig Journalisten vor der Senatsverwaltung in einen Bus gestiegen, um gemeinsam mit Wolf mal »vor Ort« zu gucken, wie es der Ernährungsindustrie in Berlin (in Politikerdeutsch: am Standort Berlin) so geht. Es geht ihr prima, führt Wolf nun ein; 11 000 Beschäftigte, jährliche Investitionen von über 100 Millionen Euro und ein Jahresumsatz von 11 Milliarden – so »roundabout«. Roundabout ist eines der Lieblingswörter des Senators, er könnte auch »circa« sagen oder »ungefähr«, aber »roundabout« klingt natürlich wirtschaftsweltläufiger. Insgesamt also werde »ein amtliches Volumen bewegt«, lobt Wolf.
Der erste zu besichtigende Betrieb produziert Extrakte und Aromen, wie das geht, erklärt Geschäftsführer Thomas Eller auf Schwäbisch und mit Hilfe einer beeindruckenden »Powerpoint-Präsentation«. Hinter ihm flackern Bilder und Zahlen auf, der Senator guckt aber im Moment lieber auf sein Taschen-Mail-Gerät, roundabout ein »Blackberry«, vielleicht gehen da grad Frauen-Mails ein. Oder Technologie-Mails.
Nun ziehen sich alle Rundgänger einen weißen Kittel an, setzen sich eine weiße Haube auf, und los geht der hygienisch unbedenkliche Marsch durch die Produktionshallen, flankiert von wissenswerten Details der Art, dass der »Erdbeerbedarf« dieser Firma bei 1000 Tonnen pro
Jahr liegt. Wolf blickt durch den Rundführer hindurch, wippt auf den Füßen und muss jetzt sehr achtgeben, nicht einzuschlafen.
Auf zur nächsten Fabrik, der »Nummer eins bei Essig, Rotkohl, Gurken, Gemüse in Essig und Dressing«. Wolf hat im Bus intensiv geblackberryt, ist jetzt aber ganz bei der Sache und erfährt, dass die Fondue-Saison eine Würzsaucen-Absatzspitze markiert und es die Vision dieser Firma ist, dass eines Tages »jeder in Europa, der ein Saucen-Problem hat«, sich vertrauensvoll an sie wendet. Wolf greift zum Blackberry, steckt ihn wieder ein und spielt ein bisschen Klavier auf dem Kantinentisch. Als der Senator hört, dass hier »Trends beim Salatdressing« gesetzt werden, schiebt er die Zeigefinger unter die Brille und massiert sich die Augen.
Fragt man die Unternehmer, ob ein Wirtschaftssenator der Links-Partei ihr wahr gewordener Albtraum sei, schütteln sie den Kopf, nein, besonders viel könne der eh nicht ausrichten, sie sähen das sehr pragmatisch. Dass Wolf sie nicht weiter stört, kann den zahlreichen Schwirrköpfen seiner Partei kaum gefallen. Ach die, sagt Wolf, die gibt es doch in jeder Partei. Dann guckt er wieder auf seinen Blackberry.
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Plakate für die Hessen-Wahl
Krise, Krise, auf allen Fernsehkanälen dieses Wort, sogar in den Unterhaltungssendungen. Selbst in Werbespots wird man daran erinnert – gab es das immer schon, oder sind die Warnhinweise in den Reklamefilmchen der Finanzdienstleister neu? »Bei Finanztermingeschäften stehen den Gewinnchancen hohe Verlustrisiken gegenüber.« Und Rauchen gefährdet die Gesundheit, denkt man, steckt sich noch eine an und schaltet weiter: Werbung für Autos – Krise, fällt es einem wieder ein, die kriselnde Automobilindustrie! Ob die Politik sie retten kann, wird sicherlich gerade auf einem anderen Sender verhandelt, bei diesem Spot der Firma Renault aber kommt einem der Gedanke, dass vielleicht die Autowerbung die hessische SPD retten könnte: Man sieht zwei Männer, die über die verschlungenen Wege einer normalen Biographie sprechen. »Du wolltest niemals Kinder haben« – Schnitt, man sieht den so Charakterisierten geduldig einem mit Gemüsebrei herumsauenden Baby das Löffelchen halten. »Und du konntest dir nicht vorstellen, einen Renault zu fahren« – Schnitt, genau: Nun fährt er einen Renault.
Gute Werbung, diese Firma weiß also um ihr Imageproblem, thematisiert es sogar unerschrocken – und überwindet es somit. Auf einem anderen Kanal windet sich derweil
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