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Auch Deutsche unter den Opfern

Auch Deutsche unter den Opfern

Titel: Auch Deutsche unter den Opfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Stuckrad-Barre
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Martinek!« Wow. Dann geht Cruise kurz hinein, der Vorstellung der Mitwirkenden und schließlich dem Filmstart beizuwohnen – und kommt dann zurück ans Gitter, bis jeder, dem es nicht zu kalt geworden ist, ein Autogramm und ein Foto hat. Cruise trägt keinen Mantel, keine Mütze, keine Handschuhe, keinen Schal. Ferngesteuert, maschinell, hyperprofessionell – solche Attribute haften ihm an, und man sollte nicht zu viel geben auf Filmkritiker, die sich als Hobby-Psychologen betätigen. Aber man fragt sich doch, als man dann vorzeitig das winterkalte Feld räumt: Warum friert Tom Cruise eigentlich nicht?

[ Inhalt ]
    Mit Til Schweiger im Kino
    Vielleicht Halteverbot, aber auf jeden Fall ein guter Parkplatz – Til Schweiger steigt aus seinem ziemlich großen Auto, mit dem man bestimmt toll durch Nevada fahren kann, natürlich auch durch Berlin, allein die Parkplatzsuche ist in der Stadt etwas beschwerlich. Unter der Windschutzscheibe liegt kein Anwohnerparkausweis, sondern ein Stofftier, »Keinohrhase« genannt. Dieses Tierchen spielt eine Rolle in Til Schweigers aktuellem Film, der nach diesem Tierchen benannt ist, die Plüschvariante kann man für 10,95 Euro kaufen, einhundertsechzigtausend Menschen haben das bereits getan, nämlicher Kinofilm hatte bislang knapp fünf Millionen Zuschauer.

    Vor dem »Cubix«-Kino am Alexanderplatz stehen ein paar Berlinale-Besucher-Karikaturen und unterhalten sich über unheimlich interessante kleine Filme. Kino 1 ist ausverkauft, dort läuft Schweigers Blockbuster, der Hauptdarstellerautorregisseur schleicht an popcornkaufenden Kinobesuchern vorbei und nimmt unauffällig seinen Platz in der letzten Reihe ein. »Dienstagabend, achte Woche – und das Kino ist voll«, registriert er zufrieden flüsternd. Grad laufen noch Werbung und Trailer, Schweiger sinkt in den Sessel. Zu enervierendem Shakira-Gelärme wird nun die Verfilmung des Márquez-Romans »Die Liebe in den Zeiten der Cholera« annonciert; »ist mein Lieblingsbuch gewesen, früher mal«, murmelt Schweiger.
    Ende der Werbung, Licht an, Licht aus. Schweiger – immerhin Urheber, Star und Macher des nun folgenden, nicht mehr sinkbaren Erfolgsfilms – sitzt jetzt sehr verkrampft da; zwar weiß er genau, dass dieser Film funktioniert, aber jedes Publikum ist anders.
    Es geht los, die Menschen lachen, sie lachen an vielen Stellen des Films. Einige Male sind imposant muskulöse Körperteile Schweigers unverhüllt zu sehen, die Arme, der berühmte Hintern, und da quieken die Mädchen im Saal vorschriftsmäßig, die Jungs schwanken zwischen Neid und Anerkennung – und Til? Schweigt.
    Vor knapp zwei Monaten wurde die Premiere des Films hier im »Cubix« gefeiert, und Til Schweiger hat eigentlich seither keinen Grund gehabt, mit dem Feiern aufzuhören, der Erfolg des Films ist exorbitant. Bei der Premiere sei weniger gelacht worden als an diesem Abend, freut er sich.
    Abspann, schnell raus, und ein Lob an Til Schweiger, da ist ihm etwas Außerordentliches gelungen.
    Kein Strafzettel, Schweiger hat unübersehbar zur Zeit das, was man einen Lauf nennt. Im Auto dann dezidierteres Lob, auch einzwei dezent kritische Anmerkungen – da wird Schweigers Blick blitzkühl, er tritt jetzt ziemlich aufs Gas. Und, ach, was soll’s denn auch. Schweiger kann momentan jeder Kritik den Mittelfinger zeigen, via Rückspiegel. Ohnehin sitzt er in dieser Sorte Wagen, die einem das Gefühl vermittelt,man könne, wenn sich ein kleines, hupendes Nichts einem entgegenstellt, zur Not auch glatt drüberwegfahren.
    Schweiger schließt seine Kreuzberger Lofttür auf, hinter der es so großzügig, luxuriös und trotzdem lässig ausschaut wie in den Wohnungen seiner Film-Charaktere. Er gießt sich einen Rotwein ein und klappt seinen Küchentisch-Laptop auf; es ist jetzt alles genau so wie in einem Til-Schweiger-Film. Wunderbar. Schweiger »geht in die Zahlen« – guckt also, wie viele geguckt haben: 41 757 Zuschauer waren es allein heute, kein anderer Film hatte mehr. Kurzes Überfliegen der gewohnt säuerlichen Filmkritiken, Schweiger regt sich ein bisschen auf, aber nicht zu sehr. Als Gegenbeweis zeigt er Volkes Stimme, das Gästebuch auf der »Keinohrhasen«-Internetseite: Lob, Begeisterung, Ekstase, vieltausendfach. Bloß einer hat es nicht gefallen, sie heißt Ute und ist sehr zornig. »Blöde Gans!«, ruft Schweiger, und wenn sich unterm Küchentisch ein Gaspedal befände, er würde jetzt kraftvoll drauflatschen.
    Schweiger klappt seinen Laptop zu und

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