Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
tat Lydias Einspruch mit einer wegwerfenden Gestik
ab und machte Inge ihre Kampfansage: „Du wirst es noch bereuen, dass du mir
alles, was ich mir gewünscht habe, weggenommen hast. Du heimtückische Schlange!
Du tust, als ob du kein Wässerchen trüben könntest und dann hintergehst du mich
auf das Gemeinste.“
„Elvira, glaube mir, ich habe niemals gedacht, dass Vater
mir das Haus hinterlässt und mich als Geschäftsführer einsetzt“, begann Inge
sich zaghaft zu verteidigen. Aber als sie Elviras vor Hass verzerrtes Gesicht
betrachtete, stieg die Wut in ihr hoch: „Aber Vater hat nun einmal so
entschieden und ich finde es widerlich, wie du dich aufführst. Können wir uns
nicht wie normale Menschen unterhalten?“
„Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben“, brüllte
Elvira. „Es ist absolut lächerlich, dass Vater so einem dicken Trampel wie dir
die Geschäftsleitung übergeben hat. Mit dir als Dick-Madam werden wir uns vor den
Kunden bloß blamieren.“
Elviras bösartige Worte trafen Inge wie ein Schlag ins
Gesicht. Entsetzt über soviel Gemeinheit, blieb ihr die Sprache weg. Es
schossen ihr Tränen über die erlittene Beleidigung in die Augen, aber sie
musste sich beherrschen. „Nicht weinen“, dachte Inge, „fange bloß nicht in der
Firma an zu heulen. Du verleihst Elvira Macht über dich, wenn sie merkt, dass
sie dich so tief getroffen hat.“ Sie holte tief Luft und sagte so kühl sie
konnte: „Bist du nun endlich fertig mit deinen Ausführungen. Ich habe nicht den
ganzen Tag Zeit mir dein geistloses Gebrabbel anzuhören“ und zu ihrem Schwager
gewandt meinte sie: „Rüdiger, ich warte in Vaters Büro auf dich. Vielleicht
kannst du nachkommen, wenn sich deine Frau beruhigt hat.“ Hocherhobenen Hauptes
verließ sie, gefolgt von Lydia, den Konferenzsaal.
Lydia, die den Streit von den Lippen abgelesen hatte,
signalisierte: „Inge ich bin stolz, dass du trotz dieser Gemeinheiten so
beherrscht geblieben bist. Unsere Schwester ist wirklich unerträglich.“
„Lydia, danke, dass du zu mir hältst. Aber der Eklat mit
Elvira war mein ganz persönlicher Knackpunkt. Ich weiß, dass ich es nun
schaffen werde abzunehmen und ich weiß auch schon wie.“
Kapitel
Sieben -- 99 - 82 -- Die Slim-Vital-Kur
Nach der Besprechung mit Rüdiger fuhr Inge mit der S-Bahn
in die Innenstadt. Ihr Ziel war ein Schlankheitsinstitut, dass sie vor einigen
Tagen nahe am Bahnhof entdeckt hatte. Dieses Gesundheitscenter mit dem Namen
„Slim-Vital“ versprach allen, die bei ihrer Schlankheitstheraphie mitmachten,
eine Gewichtsabnahme von 30 Pfund in 90 Tagen. „Wenn die mir nicht helfen
können, kann mir keiner mehr helfen.“ Inge öffnete zaghaft die Tür zu einem
hellen modernen Empfangsraum. Sofort kam ihr eine freundliche, gertenschlanke
Mitarbeiterin in einem blütenweißen Kittel entgegen. „Grüss Gott! Womit kann
ich Ihnen dienen?“
Erfreut registrierte Inge, dass es auch schlanke Frauen
gab, die Dicke nicht von oben herab behandelten. „Ich möchte unbedingt
abgenehmen und hätte gerne mehr über Ihr Programm erfahren.“
Die Dame, die sich als Frau Emges vorstellte, holte
einige Broschüren unter der Theke hervor. „Sehen Sie die dicke Frau auf dem
Bild, das war ich vor einem Jahr.“ Inge konnte es nicht fassen und schüttelte
den Kopf. „Das ist ja unglaublich wie Sie sich verändert haben. Ich hoffe ich
schaffe, das auch.“
„Es erfordert schon einige Disziplin, aber wenn Sie sehen
wie schnell die Pfunde purzeln, erfasst Sie eine solche Euphorie, dass es kein
Zurück mehr gibt. Meinen ersten Einkaufsbummel danach erlebte ich wie im
Rausch. Endlich normale Größen tragen. Keine Panickattacken mehr im
Umkleideraum beim Anblick der eigenen Speckrollen. Es war ein tolles Gefühl.“
Inge war Feuer und Flamme. Sie konnte sich richtig in
Frau Emges hineinversetzen. Wie oft hatte sie depremiert über ihren Anblick im
dreidimensionalen Spiegel die Modeabteilung ohne neue Klamotten verlassen. Sie
nickte verstehend. „Ich bin dabei. Ich mache alles was Sie sagen, wenn ich nur
endlich abnehme.“
„Also, bevor Sie die Kur beginnen, wird einer unserer
Ärzte Sie untersuchen. Wenn von seiner Seite her keine Bedenken vorliegen, kann
es losgehen. Sie kommen dreimal die Woche zu uns. Bei diesen Besuchen werden
Sie immer gewogen, erhalten eine Vitaminspritze und Sie können auftretende Probleme
und Schwachstellen mit unserem Arzt sprechen. Hier ist übrigens unser
spezieller Slim-Vital-Tee.
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