Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
einer beschichteten Pfanne in Gemüsebrühe
zu. Da sie zu jeder Mittag- und Abendmahlzeit ein bestimmtes Quantum an Gemüse
oder Salat essen sollte, kochte sie zusammen mit dem Fisch das tiefgefrorene
Gemüse. Dazu durfte sie ein halbes Stück Vollkornbrot und zum Nachtisch einen
mittelgroßen Apfel essen. Die Kinder bedauerten sie, aber Inge kam es gar nicht
so wenig vor und sie fühlte sich wirklich satt. Sie hatte sich für heute
Nachmittag ein riesiges Arbeitspensum aufgeladen, nur um sich vom Essen
abzulenken. Sie war wirklich fleißig und stürmte bei ihrer Aufräumaktion die
Treppen mit so viel Elan hoch und runter wie in ihren Teenagerjahren. Die
Kinder ulkten „Mutti ist heute schlimmer als eine Dampflok, sie ist nicht zu
bremsen.“ Als Inge sie aufforderte ihr zu helfen, verzogen sie sich schnell in
ihre Zimmer und sie konnte in Ruhe ihre Arbeit erledigen. Am Abend wiederholte
sie die Prozedur des Teekochens. Sie bereitete für ihre Familie nur eine
Brotzeit vor, denn Peter aß nun in der Kantine. Für sich hatte Inge einen
Salatteller gemacht und ein Schälchen Magerquark mit Selterswasser, Süßstoff und
einer Kiwi, angerichtet. Außerdem nahm sie Magnesiumtabletten. Peter wollte
sich wieder bedauern lassen: „Oh je, Mutti fängt schon wieder eine Diät an, da
werde ich....“ aber bevor er weitersprechen konnten, warfen ihm Sabine und
Sandra bitterböse Blicke zu und riefen: „Papa, jetzt lass Mutti endlich in
Ruhe. Immer wenn sie abnehmen will, fängst du an zu nörgeln, anstatt sie zu
unterstützen“, und Florian meinte altklug: „Man könnte meinen, du willst nicht,
dass Mutti abnimmt.“
„Vielleicht hat Papa Angst, es könnten sich andere Männer
für sie interessieren“, feixte Felix.
Peter sah sich diesen verbalen Angriffen nicht gewachsen
und wechselte, wie immer in brenzligen Situationen, geschickt das Thema.
Zwei Tagen später schaute Inge im Slim-Vital-Institut
vorbei und wurde gewogen. Siehe da, sie hatte bereits 1,5 Kilogramm abgenommen.
Dr. Müller gab ihr eine Spritze und fragte, ob sie irgendwelche Beschwerden
hätte. Aber Inge fühlte sich trotz des wenigen Essens ausgezeichnet und hatte
zum ersten Mal in ihrem Leben bei einer Diät keine Kopfschmerzen. Der Arzt
versicherte ihr, dass dies an den Magnesium- und Vitaminpräparaten liege, denn
hierdurch würde ihr Körper keine Mangelerscheinungen erleiden.
Inge hielt sich nicht nur mit dem Essen. Jeden Abend
machte sie eine halbe Stunde Callanetics-Übungen um ihre Haut zu straffen.
Zusätzlich machte sie Gesichtsgymnastik und pflegte sich besonders intensiv.
Bis zum Sonntag hatte Inge bereits drei Kilogramm
abgenommen und war in euphorischer Stimmung. Nichts und niemand konnte sie
ärgern und aus der Ruhe bringen. Bei dem gemeinsamen Mittagessen bei Sophie an
diesem Sonntag hatte Inge sich auch hier mit dem Essen gehalten und Frau
Klaffke um einen großen Salatteler zu ihrem Steck gebeten. Nach dem Essen
wollten die Kellers endlich ihr neues Zuhause inspizieren. Sie starteten im
Keller, der einen Wellnessbereich mit beheiztem Swimmingpool, Sauna und
Whirlpool, einen Fitnessraum, eine Kellerbar, einen Heizungsraum und diverse
Lagerräume beherbergte. Die Gesundheitsfanatiker, Anton und Sophie, hatten den
unternen Bereich vor zwei Jahren renovieren lassen, und alles war tipptopp
gepflegt. Die Kinder gerieten ins Schwärmen, welche Geräte hier noch
aufgestellt gehörten. Aber Peter und Inge entschieden, dass der Heimtrainer und
der große Spiegel mit der Ballettstange vorläufig genügten. Sie ließen sich
allerdings zu dem Zugeständnis, hier noch eine Tischtennisplatte aufzustellen,
hinreißen. Die Räume im Erdgeschoss, Küche, Hausarbeitsraum, Besen- und
Speisekammer, Esszimmer, Wohnzimmer mit Wintergarten, Gästetoilette und
Arbeitszimmer, sollten genutzt werden wie bisher. Im 1. Stock kam es zwischen
den Kindern fast zu Rangeleien, nur die Anwesenheit von Oma hielt sie davon ab,
herumzuschreien. An das bisherige Schlafzimmer von Anton und Sophie trauten sie
sich nicht heran, denn allen war klar, dass es die Eltern nutzen würden, da es
einen Ankleideraum, ein eigenes Bad und einen Balkon hatte. Aber um die anderen
vier Zimmer und die zwei Badezimmer entstand die reinste Schlacht. Oma Sophie
fand die Lösung. „Was haltet ihr Mädels davon, wenn ihr unters Dach zieht. Da
könnt ihr euch so richtig ausbreiten und für jede von euch wären zwei Zimmer
vorhanden.“
„Oben ist aber kein Bad“, maulte Sandra.
„Und
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