Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
Zimmer müsst
ihr sogar noch ordentlicher aufräumen, als bisher, denn die Putzfrau kommt
zweimal die Woche und da muss alles aufgeräumt sein, damit sie putzen kann.“
„Dann kochst du gar nicht mehr für uns?“, murrte Peter
fragend.
„Ach was, am Samstag und Sonntag hat Frau Klaffke frei.
Die Sklavenzeiten sind vorbei, an denen die Dienstboten rund um die Uhr
verfügbar waren. Am Wochenende werden wir uns die Arbeit aufteilen.“
Peter fiel die Kinnlade runter. Damit hatte er nicht
gerechnet, dass er bei den Hausarbeiten helfen sollte, wo er doch vier große
Kinder hatte. Schließlich hatte er geheiratet, um eine Frau zu haben, die ihn
rund um die Uhr versorgte. Aber Inge zog ihm den Zahn und versicherte ihm, dass
diese Zeiten vorbei sind. Schließlich habe sie ihren Beruf aufgegeben, um die
gemeinsamen Kinder zu versorgen, und nicht um ihren Mann von vorne bis hinten
zu bedienen.
„Schau Peter, früher als wir beide keine Kinder hatten,
hat es doch auch geklappt. Wenn ich später von der Arbeit heimkam als du,
hattest du sogar gekocht. Und am Wochenende teilten wir uns die Arbeit. Ich
erledigte die Hausarbeit und du bist einkaufen gegangen und hast die Gartenarbeit
gemacht. Und wenn wir in der Apfelallee wohnen, werden Frau Klaffke, die
Putzfrau und der Gärtner die meisten Arbeiten erledigen und am Wochenende
bleibt für uns nur noch die Kocherei und ein paar kleinere Aufräumarbeiten.“
Peter sah ein, dass er sich wohl ober übel mit der
Situation abfinden musste, denn die Erbschaft abzulehnen wäre echt hirnrissig.
„Ach,“ fiel ihm plötzlich ein, „deine Mutter hat gesagt, wir sollen am Sonntag
zum Mittagessen vorbeikommen. Da könnten wir alles wegen des Umzugs besprechen
und die Kinder könnten sich schon ihre Zimmer aussuchen.“
Auf das Stichwort „Zimmer aussuchen“ plärrten die Kinder
aufgeregt durcheinander, denn jeder hatte genaue Vorstellungen, welcher Raum
sich als Zimmer eignen würde. Inge und Peter ließen die vier in der Küche bei
ihren Diskussionen zurück und tranken ihren Cappuccino im Wohnzimmer, um dem
Tumult zu entgehen. Peter drückte seine Frau liebevoll am Arm, eine seltene
Geste, wo doch Vertraulichkeiten außerhalb des Bettes bei ihm selten waren, und
meinte: „Du hast mir echt einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt, Inge. Nachdem
mir Sophie von Elviras Entgleisung erzählt hat und sie fürchtete, du könntest
dir was antun, hat mich dieser Gedanke bis nach Hause verfolgt. Elvira ist
einfach ein gemeines Aas. Diese Erbschaftsgeschichte hat ihr den letzten Rest
gegeben. Ich weiß, wie ihre spitzen Bemerkungen dich kränken. Nehme dir ihre
Boshaftigkeit bloß nicht zu Herzen. Denke einfach „Leck mich am Arsch!“
Inge musste unwillkürlich über Peter schmunzeln. Erst die
selten liebevolle Geste, nun auch noch der ungewohnte Kraftausdruck. Sie fand,
er war sichtbar aufgewühlt und sagte: „Ich nahm mir Elviras Bemerkung gleich
heute Mittag sehr zu Herzen und habe mich in einem Schlankheitsinstitut
angemeldet“ und bevor Peter protestieren konnte fuhr sie fort: „Ich habe den
Vertrag bereits unterschrieben. Diese Schlankheitskur ist zwar teuer, aber da
ich nun nicht mehr auf jeden Pfennig zu gucken brauche, werde ich mir einfach
einmal etwas für mich und meine Gesundheit gönnen. Ich glaube auf diese Weise
werde ich es endlich schaffen.“
Peter wurde von Inge Optimismus zwar nicht angesteckt,
aber er hielt sich mit einer zynischen Bemerkung zurück. Die Angst, seine Frau
zu verlieren, steckte ihm noch in den Knochen.
An diesem Abend studierte Inge intensiv ihre
Diätvorschriften und stellte sich einen Essensplan für den nächsten Tag
zusammen. Sie hatte sich vorgenommen, dies jeden Abend zu tun, denn bei ihrem
ausgefüllten Tagesprogramm musste sie alles genauestens einplanen, ansonsten
würde ihre Diät zu kurz kommen. Aber dieses Mal würde sie hart bleiben, sie
würde es Elvira zeigen.
Gleich nach dem Aufstehen am nächsten Morgen kochte sich
Inge einen Schlankheitstee, den sie eine halbe Stunde vor dem Essen trinken
sollte. Nachdem sie Mann und Kinder verabschiedet hatte, aß sie zwei Scheiben
Knäckebrot mit Hüttenkäse und nahm ihre Zusatzpräparate. Dies musste bis zum
Mittagessen reichen. Gegen neun Uhr verließ sie das Haus und arbeitete bis 13
Uhr. Wieder daheim braute sie ihren Tee und bereitete das Mittagessen für sich
und die Kinder zu. Für die Jugend gab es Spagetti Bolognese und für sich selbst
bereitete sie 100 Gramm Lachssteak in
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