Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
Frau belasten, da sie selbst umsorgt und verwöhnt werden
wollen, ist ihnen dies hinderlich.“
„Jetzt redest du aber Unsinn. Rüdiger macht sich wahnsinnige
Sorgen um dich.“
„Sicher, aber noch größere Sorgen macht er sich um seine
Bequemlichkeit. Inge dies ist keine Bosheit von mir, dies ist lediglich die
Wahrheit.“
Inge versuchte ihrer Schwester die trüben Gedanken zu
vertreiben, aber ihr fehlte selbst die Zuversicht auf eine Heilung und so
konnte sie ihr nur halbherzig Trost spenden. Sie blieb zwei Stunden bei Elvira
und als sie merkte, dass diese erschöpft war, verabschiedete sie sich von ihr
und versprach am nächsten Tag wieder zu kommen. So schlimm dieser Tag auch
gewesen war, so froh war Inge nun, sich mit ihrer Schwester ausgesöhnt zu
haben.
Kapitel
Neun -- 82 – 87 -- Der Rückfall
Elvira musste zwei Wochen im Krankenhaus bleiben bis sich
ihr Zustand stabilisiert hatte. In dieser Zeit besuchte Inge ihre Schwester
regelmäßig und sie hatte den Eindruck, dass sich ihr gestörtes Verhältnis
besserte. Sie verstanden sich so gut wie noch nie. Inge war zwar etwas
enttäuscht, weil Elvira nie erwähnte, dass sie abgenommen hatte und keine
Bemerkung über ihre neue Frisur und Kleidung machte. „Sie hat andere Sorgen“,
tröstete sie sich. „Was zählen da ein paar Kilogramm und neue Klamotten.“
Endlich konnte Elvira aus dem Krankenhaus entlassen werden. Sie fühlte sich
wieder besser und hatte von den Ärzten Anweisungen bekommen, wie sie ihr Leben
in Zukunft gestalten sollte.
„Stell dir vor“, erzählte Elvira ihrer Schwester am
Telefon „Professor Sendler meinte sogar, dass ich nur eine leichte Form der
Multiplen Sklerose habe und nicht unbedingt im Rollstuhl landen werde.“
Inge freute sich mit ihr und lud ihre Schwester mit
Familie am Sonntag zum Essen ein.
„Du bist unverbesserlich“, knurrte Peter als er es
erfuhr. „Erst beleidigt sie dich wo sie nur kann und dann spielst du den
barmherzigen Samariter und lädst sie auch noch ein.“
„Sie hat sich geändert, glaube mir. Ihre Krankheit hat
sie geläutert.“
„Dein Wort in Gottes Ohr, aber glaube mir Biest bleibt
Biest. Lade doch deine Mutter und Lydia auch dazu ein, dann ist die
Familienidylle wieder komplett.“
Obwohl Peter dies eigentlich zynisch gemeint hatte,
küsste Inge ihren Mann aufs Ohr und hauchte: „Das ist eine gute Idee mein
Schatz. Und weil du innerlich eh schon kochst, kannst du deinen Dampf mit mir
in der Sauna ablassen. Kommst du mit, ich habe sie schon aufgeheizt?“
Achselzuckend tapste Peter sanftmütig hinter seiner Frau
her und verdrängte seine negativen Gedanken, denn er wusste, dass sich so ein
Saunagang immer sehr stimulierend auf ihr Liebesleben auswirkte. Die ganze
Familie nutzte mit Begeisterung den Wellness- und Fitnessbereich in ihrem neuen
Zuhause. Jedes Familienmitglied hatte seinen Favoriten und Peter und Inge
hatten die Sauna für ihren erklärt.
Am Samstag fuhrwerkte Inge wie eine Wilde in der Küche
herum und buk, als hätte sie eine ganze Fußballmannschaft zum Essen eingeladen.
Aufgeregt bereitete sie das Essen vor, denn am Sonntag sollte alles perfekt
sein. Felix machte sich ebenfalls in der Küche breit. Er versuchte alles
Essbare zu erhaschen und gab, während er die Schüsseln ausschleckte, seiner Mutter
fachmännische Tipps, wie es noch besser schmecken könnte. Die Mädchen und
Florian waren unauffindbar, was Inge nicht sonderlich störte, denn schon Felix
in der Küche nervte sie gewaltig. Peter wurde abkommandiert Lydia, die ein paar
Tage bleiben wollte, vom Bahnhof abzuholen. Inge hatte ihre Mutter eingeladen
auch einige Tage zu kommen, aber diese lehnte ab: „Nein mein Kind, bei euch ist
mir zuviel Trubel. Außerdem kommt am Samstagabend meine Canasta-Runde.“ Sophie hatte sich in der Luxuswohnanlage, wo
sich viele ihrer Bekannten eingekauft hatten, schnell eingelebt. Sie liebte die
Stadt und genoss es nun mitten in München „natürlich in bester Lage“ zu wohnen.
Der Samstagabend mit Lydia verlief sehr harmonisch. Die
Familie unterhielt sich mit diversen Brettspielen und so fiel es gar nicht ins
Gewicht, dass nur Inge die Gebärdensprache beherrschte. Man amüsierte sich
vorzüglich und es wurde viel gelacht. Am Sonntagmorgen frühstückten alle
gemeinsam in bester Laune, aber allzu viel Ruhe war Inge nicht vergönnt, denn
ihr Menü musste noch fertiggestellt werden. Während sie kochte und Lydia ihr in
der Küche Gesellschaft leistete und
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