Auch Du stirbst einsamer Wolf
anrufst. Du brauchst dich nicht zu bedanken, ich habe es dir gerne gegeben.«
»Aber ich bin doch einfach so abgehauen und ich wollte…«
Weiter kam ich nicht, denn sie unterbrach mich und sagte:
»Ich weiß, aber das macht doch nichts. Eigentlich habe ich nichts anderes erwartet. Du willst eben nicht in dieser Stadt bleiben. Ich hätte es nicht anders gemacht, glaube mir.«
Nun kamen mir fast noch die Tränen, und es tat mir unendlich leid, daß ich sie einfach sitzen gelassen hatte, ohne mich von ihr zu verabschieden. Dann sagte ich zu ihr, mit einer komischen Stimme:
»Es tut mir leid Gabi, daß ich heute morgen einfach so abgehauen bin, und ich will mich bei dir entschuldigen. Es ist nicht meine Art, mich so aus dem Staub zu machen, und dann will ich mich trotzdem noch für das Geld bedanken.«
»Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ja. Warum?«
»Na, weil du auf einmal so komisch sprichst.«
Ich gab ihr keine Antwort mehr, denn mir kullerten die Tränen runter. Warum ich anfing zu weinen, wußte ich nicht, aber ich fühlte mich auf einmal hundeelend. Ich hängte den Hörer in die Gabel und verließ die Telefonzelle. Langsam lief ich die Straße hinauf, und als ich mich wieder beruhigt hatte, setzte ich mich in ein Lokal. Dort trank ich einen Kaffee und versuchte die Zeitung zu lesen, die auf dem Tisch lag. Aber schon nach der ersten Seite legte ich sie wieder hin, denn ich konnte mich nicht konzentrieren, da meine Gedanken total durcheinander waren.
Dann ging ich zum Bahnhof und holte mir eine Fahrkarte, denn ich hatte es mir abgewöhnt schwarzzufahren.
Der Zug fuhr direkt nach Villingen. Während der Fahrt versank ich wieder in Gedanken. Ich hoffte nur, daß mir die Großeltern ein wenig helfen würden, damit ich wieder auf die Beine kam. Aber davon war ich überzeugt, denn die Sache mit dem Einbruch hatten sie mir bestimmt schon verziehen. Ich saß alleine im Abteil, und je näher ich Villingen kam, um so mehr freute ich mich, wieder einmal die Großeltern, Rita und auch mein Kind zu sehen.
Dann fuhr der Zug in den Bahnhof ein, und es war schon dunkel. Ich beschloß sofort die Großeltern anzurufen. Ich ging an den Telefonautomaten, steckte etwas Geld hinein und wähl-te die altbekannte Nummer, die ich noch nicht vergessen hatte.
Dann ertönte das Freizeichen, und kurz darauf wurde der Hörer abgenommen. Oma meldete sich, und ich sagte zu ihr:
»Hallo Oma, ich bin es, der Fritz.«
Dann war es einen Augenblick still am anderen Ende der Leitung. Ich dachte schon, die Verbindung sei unterbrochen worden, als auf einmal Oma sich wieder meldete:
»Fritz, bist du es wirklich?«
»Ja, Oma.«
»Wo bist du denn?«
Ich wußte nicht, was ich ihr sagen sollte, und so erzählte ich ihr einfach:
»In Frankfurt am Flughafen.«
»Was machst du denn dort, und warum bist du in Deutschland? Ich denke, du bist in Frankreich.«
»Nein, ich bin von Afrika gekommen, und in Frankreich war ich schon lange nicht mehr.«
»Wir haben gedacht, dich haben die Haifische gefressen.«
»Wieso denn das?«
»Na, weil die Polizei bei uns war und gesagt hat, du seist ertrunken. Sie hätten ein Segelschiff in Frankreich oder Italien gefunden, mit dem du unterwegs gewesen sein sollst. Aber ihr ward nicht auf dem Schiff, und der Polizist hat gesagt, daß es mindestens zwei Männer waren, die ertrunken sind, und einer von ihnen sollst du sein. Aber sie hatten noch keine Leichen gefunden, und so waren sie sich noch nicht ganz sicher, ob ihr wirklich tot seid.«
»Wie du hörst, lebe ich noch und bin kerngesund, Oma.«
»Ja, und was willst du nun machen, hier in Deutschland?«
»Ein neues Leben anfangen, und ich wollte euch fragen, ob ihr mir dabei ein wenig helfen könnt.«
»Ja, weißt du, zu uns kannst du nicht mehr kommen, denn Opa würde dich sofort rauswerfen.«
»Wegen dem Einbruch?«
»Ja, immer noch wegen dem Einbruch in dieses Café.«
»Aber das ist doch nun bald ein ganzes Jahr her.«
»Das macht nichts, er will dich auf jeden Fall nicht mehr sehen. Er sagt: Mit Mördern und Verbrechern will er nichts zu tun haben.«
»Aber Oma. Ich habe doch niemanden umgebracht, und weil ich einen Einbruch gemacht habe, bin ich doch nicht gleich ein Verbrecher.«
»Nein Fritz, zu uns kannst du nicht kommen.«
»Ist in Ordnung, Oma.«
»Fritz! Was willst du nun machen?«
»Ich fahre trotzdem nach Villingen.«
»Ja, das ist gut, denn du mußt auf die Bank, weil sie dein Konto gesperrt haben. Es ist laufend Geld
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