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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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daß ich sie sofort anrufen würde, wenn ich eines hätte. Dann verschwand sie und hatte die Rechnung gleich bezahlt. Nun saß ich in dem Café und überlegte, was ich machen sollte. Ich konnte nicht in Frankfurt bleiben, denn was sollte ich in einer Stadt, in der ich niemanden kannte.
    In der Nähe des Cafés hatte ich ein Hotel gesehen, und ich beschloß, mir dort ein Zimmer für die Nacht zu nehmen. Ich wollte mir auch genau überlegen, was ich in Zukunft machen würde. Im Hotel bekam ich ein Zimmer, das ich nicht im voraus bezahlen mußte. Als ich dort meine Tasche verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg, um mir etwas zum Essen zu besorgen, denn ich hatte Hunger. Nachdem ich etwas gegessen hatte, griff ich in die Tasche und holte die Nummer von Gabi heraus, die sie mir im Café gegeben hatte. Sie meldete sich sofort, und ich bat sie, dort hinzukommen, wo wir vorhin zusammen waren. Sie sagte zu und kam sofort. Nun saßen wir wieder in dem Café und überlegten, was wir mit dem angebrochenen Abend machen sollten. Wir beschlossen, in eine Disco zu gehen, die Gabi kannte. Sie wollte den ganzen Abend bezahlen, denn sie wußte, daß ich nicht viel Geld hatte.
    So fuhren wir in diese Disco, in der wir uns ein wenig vergnügten. Wir tranken beide nicht gerade wenig Alkohol, und schon nach kurzer Zeit lagen wir uns in den Armen und knutschten miteinander rum. Gabi hatte mir gesagt, daß sie nie einen festen Freund besessen hatte, denn sie war die meiste Zeit nicht in Deutschland, sondern befand sich in der Luft. Nun hatte sie nur ab und zu einen, aber meistens ging es nicht lange, und dann war wieder Schluß. Als es Mitternacht vorbei war, fuhren wir zu ihr nach Hause. Wir hatten beide schon einen gewaltigen Schwips, aber sie konnte immer noch Auto fahren.
    Dort vernaschte ich seit langem wieder einmal eine Frau. Ich hatte schon gar nicht mehr gewußt, wie es war, aber verlernt hatte ich noch nichts. Als Gabi eingeschlafen war, lag ich immer noch wach neben ihr, denn ich konnte nicht pennen und überlegte, was ich machen sollte.
    Ich beschloß, am nächsten Tag nach Villingen zu fahren und dort einmal mit meinen Großeltern zu sprechen. Vielleicht würden sie mir ein wenig helfen. Dann würde ich vielleicht Rita wiedersehen und auch einmal mein Kind sehen, von dem ich nicht einmal den Namen wußte.
    Ich schlief den Rest der Nacht nicht, sondern dachte nur nach. Da ich sowieso wach war, stand ich in aller Frühe auf.
    Gabi schlief immer noch fest, und ich machte so leise, wie ich konnte, damit ich sie nicht aufweckte. Ich nahm meine Kleider mit aus dem Schlafzimmer und ging ins Bad. Dort duschte ich mich anständig und zog mich an. Dann ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee, den ich nötig hatte. Ich setzte mich an den Tisch und überlegte, ob ich Gabi wecken sollte und ihr sagen, was ich vorhatte.
    Als ich fertig war, hatte ich beschlossen, es ihr nicht zu sagen, sondern mich heimlich aus dem Staub zu machen. Also ging ich leise zum Schlafzimmer, öffnete die Türe und schaute hinein. Sie schlief immer noch fest, und ich machte die Türe wieder zu. Dann verließ ich leise die Wohnung und schlich mich davon wie ein reudiger Hund, der etwas verbrochen hatte.
    Mit dem Taxi fuhr ich zu meinem Hotel.
    Während der Fahrt griff ich in meine Jackentasche, um mir eine Zigarette anzustecken, die ich dort hineingesteckt hatte.
    Auf einmal spürte ich in der Tasche etwas, das sich wie Papier anfühlte und zog es mit den Zigaretten heraus.
    Als ich näher hinschaute, sah ich, daß es zwei Hundert-markscheine waren. Gabi mußte sie mir in die Tasche gesteckt haben. Ich schob die Scheine wieder in die Jacke und nahm mir vor, sie anzurufen und mich bei ihr zu bedanken. Im Hotel bezahlte ich meine Rechnung, holte die Tasche aus dem Zimmer, fuhr mit der Untergrundbahn zum Bahnhof, schloß meine Tasche in ein Schließfach und ging ein bißchen spazieren.
    Auf einmal stand ich vor einer Telefonzelle, in die ich hineinging und Gabi anrief. Sie nahm den Hörer ab, und ich hatte mich noch nicht einmal mit dem Namen gemeldet oder sonst etwas gesagt, als sie in die Muschel rief:
    »Hallo Fritz!«
    Ich war so überrascht, daß ich kein einziges Wort herausbrachte. Mir war, als wenn ich einen Kloß im Hals hatte, und ich konnte nicht sprechen. Ich wußte nicht einmal, warum, aber ich glaubte, ich schämte mich, weil ich einfach abgehauen war. Als ich mich wieder gefangen hatte, sagte ich:
    »Hallo Gabi!«
    »Ich weiß, warum du

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