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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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fertig war. Sie mußte sich überlegen, was sie später einmal werden wollte, und so wie sie sagte, wollte sie gerne Ärztin werden, da sie anderen Menschen helfen wollte, die in Not waren. Aber dazu hätte sie weiter zur Schule gehen müssen. Doch sie hatte keinen Bock mehr und wollte sich ein wenig ausspannen. Das war für mich sehr verständlich, und ich war erstaunt, daß sie so gebildet war. Sie erzählte mir ihr ganzes Leben, und als sie damit fertig war, waren über zwei Stunden vergangen. Auf einmal sagte sie zu mir:
    »Gib mir bitte einen Kuß. Den habe ich mir nun redlich verdient.« Ich gab ihr einen ziemlich langen, denn wir saßen in einer Ecke und waren gut abgeschirmt von den anderen. Als ich sie noch im Arm hielt, sagte eine bekannte Stimme hinter uns:
     
    »Kaum läßt man sie alleine, sind sie nur noch am Poussieren.«
    Wir fuhren sofort auseinander und schauten Salem an. Neben ihm stand eine Frau, die ungefähr um die fünfunddreißig Jahre war. Diese schaute uns ebenfalls an und unterdrückte ein Lächeln. Dann sagte Salem:
    »Darf ich euch die Dame einmal vorstellen?«
    »Ja, warum denn nicht?«
    »Also, das ist Mademoiselle Doumonte. Das ist Fritz und Nathalie, die wir gerade in dieser hübschen Pose erwischt haben. Aber ihr könnt ruhig Cristine zu ihr sagen. Du hast doch nichts dagegen, Cristine, oder?«
    »Nein, mir ist es auch lieber, wenn ich mit dem Vornamen angesprochen werde.«
    Nun hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, Salem zuzusehen, wenn er eine Frau erobert. Ich war noch ganz baff, denn ich hatte nicht damit gerechnet. Dann setzten sich Salem und Cristine zu uns und bestellten beim Kellner eine Flasche Sekt.
    Ich betrachtete ein wenig Cristine und mußte feststellen, daß sie sehr gut aussah und Salem einen guten Geschmack in bezug auf Frauen hatte. Sie war nicht klein, aber auch nicht groß, hatte eine gute Figur und ein hübsches Gesicht. Sie hatte lange braune Haare, die ihr über die Schultern hingen, mit einer leichten Dauerwelle. Sie war sehr gut angezogen, und ich mußte feststellen, daß sie ein sehr hübsches Mädchen war, wenn man zu einer Frau in diesem Alter noch Mädchen sagen darf.
    Wir saßen da und unterhielten uns über allen möglichen Kram. Nach über einer Stunde fiel Salem ein, daß er mal wieder tanzen könnte. Da Nathalie und Cristine damit einverstanden, ja begeistert waren, war ich ebenfalls nicht dagegen, obwohl ich ein schlechter Tänzer war. Cristine und Salem kannten ein TanzCafé, das zu später Stunde noch offen war.
    Im Auto saßen Nathalie und ich wieder hinten und die anderen beiden vorne. Man konnte sehen, daß es zwischen ihnen gefunkt hatte, und ich freute mich und hoffte, daß vielleicht Cristine aus Salem wieder einen Mann machte, der glücklich sein, eine Familie haben und endlich seine verstorbene Frau vergessen würde. Salem war an diesem Abend anders als sonst, und ich glaubte sogar, daß er in Cristine verliebt war, auch wenn er sie noch nicht lange kannte.
    Ich hatte ihn zwar nie in Begleitung einer Frau gesehen, und deshalb konnte ich mich auch täuschen. Aber das glaubte ich weniger, denn so etwas habe ich im Gefühl.
    Das Tanzlokal war nicht weit vom Kasino entfernt. Es war eine Art Disco, aber nicht mit lauter Musik und so einer miserablen Einrichtung, wie man sie in Discotheken vorfindet.
    Die Musik war nicht schlecht, denn einmal spielten sie langsame und ein andermal schnelle Musik.
    Salem und Cristine machten sich auf den Weg zur Tanzfläche, denn es wurde ein Song gespielt, den er sehr mochte. Ich konnte diesen Tanz nicht, und so bat ich Nathalie, erst auf die Tanzfläche zu gehen, wenn etwas kam, was ich auch tanzen konnte. Sie verstand mich und gab mir einen Kuß, weil ich nicht irgendwelche Ausreden erfand, sondern klipp und klar sagte, daß ich ein beschissener Tänzer war. Aber Salem und Cristine schwoften wie die Weltmeister, und ich fragte mich, warum sie sich nicht gegenseitig auf die Füße traten. Dann kam ein langsamer Stehblues, den ich ebenfalls tanzen konnte, und so ging ich mit Nathalie auf die Fläche. Als wir an den andern beiden vorbei kamen, sagte Salem:
    »Ich habe schon gedacht, ihr wollt gar nicht tanzen und nur zuschauen, wie wir uns amüsieren.«
     
    »Von amüsieren ist keine Rede, wenn man zwei linke Beine hat wie ich«, sagte ich zu ihm.
    Der Stehblues war einfach zu tanzen, aber als dieser zu Ende war, wollte ich von der Fläche verschwinden, denn es kam etwas, bei dem ich mir bestimmt Knoten in

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