Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
haben wie dieses, aber er starb leider, bevor ihm dieser Wunsch in Erfüllung gehen konnte.
    Als Nathalie fertig war und so hübsch wie sie war aus dem Bad kam, machte sie den Vorschlag, ein wenig spazieren zu gehen. Ich stimmte ihr zu, und so nahmen wir unsere Mäntel und gingen hinunter. Für Salem hinterließen wir eine Nachricht. In der Empfangshalle traf ich den Kellner, der uns das Frühstück gebracht hatte. Ich griff in meine Tasche, holte fünfzig Francs heraus, drückte sie ihm in die Hand und sagte:
    »Das ist noch für das Frühstück. Ich konnte vorhin leider nicht aus dem Bett, da ich nichts anhatte.«
    Der Kellner grinste verschmitzt und sagte:
    »Das habe ich mir gedacht, aber wir sind nicht scharf auf Trinkgeld, und Sie sind nicht verpflichtet, uns welches zu geben.«
    »Das weiß ich, aber ich gebe immer Trinkgeld.«
    »Also, auf Wiedersehen, wir sind bald wieder zurück, und halten Sie mir einen Tisch für vier Personen frei, denn wir haben Gäste zum Abendessen.«
    »In Ordnung, ich werde Ihnen einen reservieren.«
    Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang, und wieder war ich von dem Panorama, das Nice bot, gefangen genommen. Auch Nathalie war begeistert davon, obwohl sie es schon länger kannte, da sie öfters in Nice war. Wir gingen noch in ein Café, das auf dem Weg lag und kamen gegen Abend wieder ins Hotel zurück. Kaum standen wir in der Empfangshalle, kam der Kellner, dem ich aufgetragen hatte, uns einen Tisch zu reservieren, auf mich zu und meinte:
    »Herr Mertens. Da warten ein Herr und eine Dame auf Sie und Ihre Frau.«
    Das konnte nur Salem sein. Wir gingen zum Tisch, und er sagte:
    »Na, ihr Herumtreiber. Seid ihr auch wieder einmal im Lande? Ich habe schon gedacht, ihr würdet gar nicht mehr kommen.« Er grinste mich dabei an, wie es seine Art war.
    »Was heißt hier Herumtreiber? Du bist heute morgen auch nicht gekommen, und wir haben auf dich gewartet.«
    Wir hatten zwar geschlafen, aber irgend etwas mußte ich ihm unter die Nase binden.
    »Das kann aber nicht sein, denn ich habe heute morgen angerufen. Und da du dich nicht gemeldet hast, obwohl du im Zimmer warst, wie mir der Portier gesagt hatte, nahm ich an, daß ihr euch einmal richtig ausgeschlafen habt.«
    Der Schuß mit dem Warten ging ins Wasser, und alle mußten lachen. Salem war so gut wie gar nicht übers Ohr zu hauen, stellte ich mal wieder fest. Aber ich hatte kein Telefon an diesem Morgen gehört, genausowenig wie Nathalie. Nachdem ich Cristine begrüßt hatte, die ganz ruhig da saß und immer noch vor sich hinlächelte, setzten wir uns an den Tisch. Dann gaben wir unsere Bestellung auf und unterhielten uns.
    Nach dem Essen beschlossen wir, nach Monaco zu fahren, das nur vierzehn Kilometer von Nice entfernt war. Dort solle es sehr schöne Lokale geben und alles andere, was man brauchte, um einen Abend zu gestalten. Monaco oder Monte-Carlo soll die reichste Stadt und der reichste Staat sein, da es dort nur Bonzen und nochmals Bonzen hatte, so wie mir Salem erklärte.
    Dort soll sich angeblich Gott und die Welt treffen, meinte er.
    Ich hielt zwar nichts davon. Dort gab es bestimmt nur die eingebildeten Reichen, die an den Tischen flüsterten, da sie Angst hatten, daß ein anderer mitbekommen könnte, was sie für krumme Geschäfte machten. Und sie flüsterten auch, weil man nicht so laut sprach in diesen gehobenen Kreisen. Aber dennoch willigte ich ein.
    Schon als wir in Monaco einfuhren, merkte man, daß diese Stadt überreich war. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, weil mir Salem erzählt hatte, daß es dort nur Reiche gab. Dem ersten Polizisten, den ich sah, sah man an, daß er nicht für einen Hungerlohn arbeitete, denn er trug eine Uniform, die maßgeschneidert sein mußte. Jeden, der an ihm vorbeiging, grüßte er mit einem leichten Kopfnicken, und mir schien es, daß er den ganzen Tag nur auf der Straße stand und mit dem Kopf nickte. Wir fuhren direkt in die Stadtmitte, und ich stellte fest, daß es in dieser Stadt bald mehr Bullen gab als Einwohner, denn an jeder Ecke stand einer der gestriegelten Gesetzeshüter, schaute dumm in die Weltgeschichte und nickte mit dem Kopf. Die Stadt war auch nicht dreckig, wie es zum Beispiel Marseille war. Nirgendwo entdeckte ich einen Clochard, die es in Frankreich doch so massenhaft gibt. Weder stand irgendwo einer, noch saß einer auf der Straße mit einem Schild vor dem Bauch und bettelte. Gar nichts gab es in dieser Beziehung. Es war eine mustergültige Stadt, wie sie

Weitere Kostenlose Bücher