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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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aufgegeben, gegen Windmühlen zu kämpfen, Leutnant. Man wird alt und müde, nicht wahr, und man tut nur noch das, was die anderen von einem erwarten.«
    Er blickte mich verdutzt an, schüttelte nachdenklich den Kopf, und im Gehen sagte er:
    »Kenn’ ich nicht, diesen Herrn. Aber ich glaub’, ich hab’ Sie verstanden.«
    Laut brummend verschwand der Jeep auf dem steil abfallenden Waldweg.
    June und ich gingen ins Haus. Ich rückte die Möbel im Wohnzimmer beiseite, rollte den Teppich zusammen und trug ihn zum Holzschuppen neben das Gehege. Hierauf holte ich ein Stück Zwieback aus der Küche und gab es dem Waschbären, der eilig damit zum Bach rannte, wo er sich ins Wasser setzte und begann, seinen Zwieback im Wasser zwischen seinen kleinen Händchen zu reiben.
    Ich holte eine dreiviertel volle Flasche Whisky und legte sie zum Kühlen in den Bach, dann setzte ich mich mit June auf die wacklige Bank vor dem Hause.
    Unter uns, fünf Minuten zu gehen, lag der See; sein Blau schimmerte durch die Bäume. Es war alles ganz still, nur das Plätschern des Baches war zu hören.
    »Es geschehen merkwürdige Dinge«, sagte ich endlich. »Billy verunglückt. Das passiert ausgerechnet dann, wenn ich nicht da bin. Heute nacht bekomme ich einen Anruf im Hotel, daß Billy nicht verunglückt sei. Kurz danach schießt jemand auf mich und — «
    June richtete sich mit einem Ruck auf und starrte mich entsetzt an.
    »Auf dich — hat jemand — geschossen?«
    »Ja. Ich lag schon im Bett. Irgend jemand kletterte auf den Balkon und schoß auf mich. Ich hab’ die Kugel in meinem Koffer, ich werde sie dir nachher zeigen. Zuerst glaubte ich, es hätte gar nicht mir gegolten, sondern meinem Zimmernachbarn. Dann aber sagte mir jemand, meine Telefongespräche seien überwacht worden. Man hat dem Portier vom >Tucson< Geld dafür gegeben. Ich kann mir das alles nicht zusammenreimen, aber es sieht doch so aus, als ob das alles zusammenhinge, nicht? Hat denn Billy nichts gesagt? Ich meine, ob er keine Andeutungen gemacht hat?«
    »Nicht mir gegenüber«, sagte June nachdenklich. »Es ist mir aber auch nichts aufgefallen. Meinst du, er war hinter irgend etwas her?«
    »Das Mädchen«, erklärte ich, »das mich heute nacht anrief, sagte, Billy habe zuviel gewußt. Also muß sie auch etwas wissen. Ich muß dieses Mädchen finden. Verdammt noch mal, er hat sie mir nie gezeigt, und ich kenne nicht einmal ihren Namen. Auch das kommt mir jetzt merkwürdig vor, aber erst jetzt. Bisher dachte ich immer, Billy hätte womöglich Angst, ich könnte ihm sein Mädel ausspannen. — Wann mußt du denn zurück sein?«
    Sie lehnte sich weit zurück und schloß die Augen. Ein Sonnenstrahl, der durch die Zweige brach, lag direkt auf ihrem ebenmäßigen Gesicht. Ihre Augenbrauen waren dunkel nachgezogen, und ihre langen, dichten Wimpern schimmerten bläulich dunkel.
    »Ich bin frei bis morgen abend«, sagte sie.
    Sancho Pansa kam prustend vom Bache her. Er schnupperte an Junes Schuhen, an meinen und begann hierauf, gemächlich an mir hochzuklettern. Da er patschnaß war, setzte ich ihn wieder zu Boden, was er mit einem beleidigten Murren quittierte.
    »Er mag den Leutnant nicht«, sagte ich, »er hat ihn sofort angefaucht.«
    June lächelte.
    »Das kann ich ihm nachfühlen.«
    »Ich habe noch Reis da«, sagte ich, »und Nudeln. Und ein paar Büchsen mit fertigem Essen und mit Fleisch.«
    Sie wandte mir den Kopf ein wenig zu und blinzelte.
    »Warum küßt du mich nicht, Jimmy?«
    »Wen würde es ärgern, wenn ich’s täte?«
    Um ihren Mund zuckte es.
    »Zur Zeit wahrscheinlich niemanden«, sagte sie. »So gut solltest du mich immer noch kennen.«
    Ich nahm sie in den Arm, legte ihren Kopf in meinen Schoß, zog ihr die weiße Kappe ab, vergrub meine Hände in ihrem Haar und küßte sie.
    Später gingen wir in die Küche, um das Mittagessen zu bereiten. Ich setzte mich auf einen Hocker und schaute zu, wie June das Essen richtete. Es war sehr schön, ihre flinken Bewegungen zu beobachten, und es war sehr schön, sich vorzustellen, daß dies jeden Tag so sein könnte.
    Kein noch so zahmer Waschbär kann einem auf die Dauer eine Frau ersetzen, und noch so viele Mädchen können einen nicht vergessen machen, daß man eigentlich nur ein einziges sucht.
    Als das Essen fertig war, trugen wir den gedeckten Tisch hinaus unter die Bäume. Wir fanden dort etwas Weißes, das aussah wie ein Berg Watte. Es war Junes Kappe, aus der sich Sancho Pansa ein Nest zurechtgerupft

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