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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Lächeln um ihre Mundwinkel.
    »Sie haben sich also für ihn geopfert«, sagte sie.
    »Es war kein großes Opfer«, wehrte ich ab, »das Mädchen war wirklich hübsch. So hübsch, wie nur Mädchen sein können, die von Grund auf verdorben sind. Im übrigen will ich mich nicht besser machen, als ich bin: Mädchen gehören zu meinem Leben wie Zigaretten und Whisky. Hat Ihr Vater mir alles gesagt?«
    Nun traf mich ihr voller Blick. Ich bildete mir ein, viel Vertrauen darin zu sehen.
    »Ja, Mr. Warner. Aber ich habe nicht alles gesagt, was ich weiß. Es war nämlich in letzter Zeit zwischen Billy und mir nicht alles so, wie es eigentlich hätte sein sollen.«
    »Habt ihr euch gestritten?«
    »Nein. Oder vielleicht doch. Nein, es war nicht richtig gestritten. Bill wollte, daß wir bald heiraten sollten. Aber...«
    Sie brach ab. Ich drängte sie nicht.
    »Ich mochte ihn schrecklich gern«, fuhr sie entschlossen fort, »aber ich — ich wollte noch warten. Er war sehr jung und in vielen Dingen...« Wieder brach sie ab, und ich half ihr: »…noch ein ziemlich grüner Junge, nicht wahr?«
    »Er stellte sich alles so leicht vor. Auch Paps meinte, er müsse noch viel lernen und sich viel Wind um die Ohren wehen lassen. Mit einer Frau am Bein, meinte Paps, sei’s damit vorbei, und über kurz oder lang würde er es bereut haben.«
    »Und das sah Billy natürlich nicht ein.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Er war wütend und glaubte, ich würde das nur als Vorwand benutzen. Er dachte, er würde noch zu wenig verdienen, aber das war’s bestimmt nicht.«
    »Versteh’ schon.«
    Ich holte meine Zigaretten aus der Tasche und gab ihr eine. Als wir zwei oder drei Züge geraucht hatten, sagte sie hastig:
    »Ich mach’ mir jetzt natürlich Vorwürfe. Womöglich hat er sich da in eine Sache eingelassen, um sich einen Namen zu machen, um mir zu beweisen, daß er...«
    Wieder brach sie ab. Tränen hingen in ihren Wimpern.
    »Kindchen«, sagte ich, »das ist alles großer Unsinn. Keine fünf Ehefrauen hätten Bill von etwas abbringen können, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Er war ehrgeizig bis zum Exzeß. Sie brauchen sich deshalb keine Sorgen zu machen.«
    »Aber — er war — mit dieser Frau zusammen!«
    Es klang wie ein Hilferuf.
    »Mit welcher Frau, Mary-Ann?«
    »Mit June Tresker.«
    Ich nahm ihre Hände in meine und streichelte sie.
    »Mary-Ann!« sagte ich, »das ist nicht wahr! Ich kenne Bill viel länger als Sie, und ich weiß, daß er keine andere Frau mehr anschaute, seit er Sie kennengelernt hatte. Wie kommen Sie überhaupt auf diesen Gedanken?«
    Sie tupfte sich mit einem winzigen weißen Taschentuch die Augen ab.
    »Ich fand etwas in seinem Wagen!« stieß sie hervor.
    »Na und«, sagte ich, »was ist denn da schon dabei? In Billys Beruf kommt man mit vielen Menschen zusammen, und man nimmt auch mal ein Mädel ein Stück im Wagen mit. Was haben Sie denn gefunden? Ein Haar?«
    Sie schüttelte den Kopf, und von neuem standen Tränen in ihren Augen.
    »Einen Kamm«, schluchzte sie.
    »Ach du lieber Himmel, Miss Lennox! Das sagt doch gar nichts!«
    »Er hatte einen silbernen Rücken und steckte in einem Täschchen aus rotem Saffianleder, und darauf war ein silbernes Monogramm: J. T.«
    »Na und?« wiederholte ich. »Der gehört natürlich June Tresker. Ich kenn’ ihn sogar. Sie ist schon mit uns allen gefahren, wenn mal gerade kein anderer Wagen frei war. Was haben Sie mit dem Kamm gemacht?«
    »Ich habe ihn Bill gegeben und ihn danach gefragt.«
    »Und was sagte Bill?«
    Sie streifte mit dem Fuß über ein vorstehendes Grasbüschel. Es war eine gleichgültige Bewegung, aber sie versuchte nur, damit ihre Erregung zu verbergen.
    »Das ist es ja«, sagte sie, »er wurde schrecklich böse. Er sagte, ich solle ja nicht anfangen, ihm nachzuspionieren. Er hätte mir das doch auch ruhig erklären können, wie Sie’s eben getan haben. Darm hätte ich auch nichts dabei gefunden. So aber mußte ich mir doch Gedanken machen.«
    »Sie müssen ihm zugute halten, Mary-Ann, daß er nervös gewesen ist, weil ihn diese andere Sache beschäftigte. Jetzt begreife ich auch, warum Sie am Flugplatz nicht zu June und mir gekommen sind. War’s aus diesem Grunde?«
    Sie nickte nur. Ich nahm sie am Arm und ging langsam mit ihr zum Gartentor.
    »Eifersucht ist eine ganz dumme Sache und...«
    »Ich war nicht eifersüchtig, Mr. Warner.«
    »...und wenn Sie auf irgendeinen Menschen in der Welt nicht eifersüchtig zu sein brauchten, dann war es

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