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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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haben.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie stirnrunzelnd, »was Sie Ordnung nennen. Man könnte da geteilter Ansicht sein, nicht? Kommen Sie, mein Vater wartet.«
    »Er wartet? Teufel, wieso denn?«
    »Der Wagen, der Ihnen folgte, hat Telefon.«
    »Nicht schlecht«, entfuhr es mir, »dagegen komm’ ich natürlich nicht auf.«
    Tatsächlich erwartete uns der Colonel auf der Terrasse.
    Er deutete mit einer knappen Handbewegung auf einen Korbstuhl.
    »Setzen Sie sich bitte, Mr. Warner. Ich nehme an, Sie wollen mir eine Erklärung für Ihr — äh — eigenartiges Verhalten geben.«
    »Eigentlich wollte ich nicht«, bemerkte ich bescheiden, »aber ich fürchte, es wird mir nun nichts anderes übrigbleiben. Miss Mary-Ann hat mich in Phoenix angerufen, und ich sagte ihr, ich würde kommen. Sie sagte mir aber nicht ihren Namen. Das muß ich vorausschicken, um zu beweisen, daß nicht ich es war, der mit dieser Geheimniskrämerei angefangen hat. Warum sind Sie«, wandte ich mich an das Mädchen, »nicht wie vereinbart zum Flugplatz gekommen?«
    »Ich war dort«, sagte sie, »aber ich sah, daß Sie von jemand anderem erwartet wurden.«
    »Ach so«, sagte ich und blickte von ihr zu ihrem Vater. »Wissen Sie, wer das war?«
    Lennox nickte.
    »Die Chefsekretärin Ihrer Zeitung, June Tresker.«
    »Sie sind ja schon sehr gut im Bilde«, sagte ich. »Und wozu nun der ganze Aufwand? Haben Sie denn tatsächlich einen positiven Anhalt dafür, daß Bill ermordet wurde?«
    »Keinen Beweis«, sagte der Colonel, »aber ziemlich reale Vermutungen.«
    »Welcher Art?«
    »Darüber möchte ich vorerst noch nicht sprechen«, sagte Lennox.
    »Zum Henker!« rief ich, »dann kommen wir auch nicht weiter! Sie tun gerade so, als ob ich Bill umgebracht hätte. Weshalb haben Sie mich denn hergerufen, wenn Sie jetzt nicht mit mir reden wollen? Ich bin bereit, alle meine Karten aufzudecken, aber nur, wenn Sie das gleiche tun. Ich bin jetzt fest davon überzeugt, daß Bill nicht verunglückt ist. Er war sportlich viel zu gewandt. Sind Sie meiner Ansicht, dann haben wir doch wohl die gleichen Interessen, und dann hat’s keinen Sinn, daß wir voreinander Verstecken spielen. Wissen Sie vielleicht auch schon, was in Phoenix geschehen ist? Wissen Sie, was in meinem Haus passiert ist?«
    Lennox schüttelte schweigend den Kopf.
    »In der gleichen Nacht«, erzählte ich, »nach Ihrem Anruf, Miss Mary-Ann, hat jemand auf mich geschossen. Am Morgen erfuhr ich, daß meine Telefongespräche abgehört worden sind. Der Mann, der auf mich schoß, war klein, schmächtig, schwarzhaarig und braunhäutig. Ein Mann, auf den diese Beschreibung paßte, flog in der gleichen Maschine mit mir nach Los Angeles. Die Stewardess fotografierte ihn für mich. Da ich zunächst glaubte, June Tresker habe mich angerufen, und da ich mich daraufhin mit ihr verabredet hatte, fuhr ich mit ihr zu meinem Häuschen im San-Fernando-Tal, um die Angelegenheit mit ihr in Ruhe zu besprechen. Hierbei fanden wir einen toten Mann in meinem Wohnzimmer. Es war der Privatdetektiv Benjamin Rogers. Er war erschossen worden. Die Polizei von San Fernando bearbeitet diesen Fall. Am Abend entwickelte ich den Film und machte Vergrößerungen davon. Dann brachte ich Miss Tresker in die Stadt zurück, und als ich heimkam, waren Film und Bilder gestohlen. Heute morgen sprach ich mit Esther Nicholas. Sie hat ungeschickterweise Bills sämtliche Papiere der Redaktion gegeben, bis auf ein Notizbuch. Darin entdeckte ich Ihre Telefonnummer. Alles Weitere wissen Sie. Als ich hierherkam — ich meine das erstemal — , wußte ich noch gar nichts von Ihnen, und deshalb — na ja, das ist alles.«
    Der Colonel und Mary-Ann hatten schweigend zugehört. Ich fuhr fort:
    »So, das sind meine Karten. Jetzt bitte Ihre.«
    »Ihr Spiel ist besser«, sagte Lennox ernst. »Sie haben mehr Trümpfe in der Hand. Vor etwa zehn Tagen sagte Bill, ein junger Reporter müsse versuchen, sich einen Namen zu machen. Er sei gerade hinter einer Sache her, die ihn mit einem Schlage berühmt machen würde. Ich nahm das nicht sonderlich ernst; junge Männer haben hin und wieder das Bedürfnis,, sich ein wenig wichtig zu machen. Am Sonntagabend — aber das kann Ihnen Mary-Ann besser erzählen.«
    »Bill war zum Abendessen bei uns«, sagte sie, »und — sagten Sie was?«
    »Ich sagte nur >Aha<, weil Bill mir erklärt hatte, er habe am Sonntagabend einen Artikel über kernlose Orangen zu schreiben.«
    Mary-Ann lächelte ein wenig, dann erzählte sie

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