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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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gleichgültig über die Anzeige.
    »Ich kann nichts Besonderes dabei finden«, sagte sie. »Vielleicht hängt es mit einem der Fälle zusammen, die er sonst noch bearbeitete?«
    »Ja. Vielleicht auch mit Bill. Bill hatte nämlich auch solche Inserate gesammelt.«
    Sie blickte mich überrascht an. Ihr Mund war halb geöffnet wie zu einer Frage, aber diese Frage kam nicht.
    »Es war das einzige«, fuhr ich fort, »was ich aus Esther herausbekam. Sie sagte mir, Bill habe in letzter Zeit Inserate aus unserer Zeitung geschnitten. Ich nehme an, daß es ähnliche Inserate waren.«
    June nahm die Zeitung wieder auf, las das Inserat langsam und halblaut vor und sagte:
    »Ich kann wirklich nichts Auffälliges entdecken.«
    »Ich auch noch nicht. Das einzig Auffällige ist, daß diese Inserate zwar alle verschieden sind, sich aber doch irgendwie gleichen.«
    »Welche Inserate? Kennst du die — von Billy?«
    »Ja.«
    »Und was sagt die Polizei dazu?«
    »Die kennt sie nicht. Ich habe nichts davon gesagt, weil ich nicht will, daß mir jemand was verdirbt.«
    »Aber — du sagtest doch eben, Esther hätte dir davon nur erzählt?«
    Ich zog meine Brieftasche heraus und legte die anderen Anzeigen vor June auf den Tisch.
    »Da sind sie. Na, wie bin ich? Fein, was? Nicht ganz so dumm, wie du dachtest. Ich wollte dich nur überraschen. Schau dir das mal an. Bill hatte sie im Umschlag seines Notizbuchs versteckt. Glaubst du nun immer noch, daß sie nichts zu bedeuten haben?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Das ist merkwürdig«, sagte sie nachdenklich.
    »Eben! Ich finde es auch merkwürdig. Du hast doch mit Brown nicht darüber gesprochen?«
    »Nein. Weiß sonst noch jemand von diesen Inseraten?«
    »Nein. Und ich werde es auch niemandem sagen.«
    »Und du meinst, daß Brown...«
    »Ach wo, ich hab’ keine Ahnung. Es gibt ja eine Menge Leute bei uns. Es könnte genauso gut der Chef der Anzeigenabteilung sein.«
    »Frederic Parker?« murmelte sie, »das glaube ich nicht. Parker ist kein großes Licht, aber grundanständig.«
    »Ich hab’s ja auch nicht behauptet. Jedenfalls möchte ich der Sache auf den Grund kommen. Kannst du mir dabei ein bißchen helfen?«
    Sie schaute mich lange und nachdenklich an.
    »Eigentlich«, sagte sie endlich, »sollte ich es nicht tun. Ich sollte dich nicht auch noch bestärken, Jimmy. Schließlich sind das alles noch keine sehr überzeugenden Argumente. Und wenn dir wirklich was passiert — nicht auszudenken! Dann würde ich mich auch noch schuldig fühlen.«
    »Aber zum Teufel, was soll ich denn sonst tun?« rief ich ungeduldig. »Irgendwas muß doch geschehen!«
    »Du solltest mit Sam Hazlitt sprechen.«
    Nun blieb mir der Mund verblüfft offenstehen. Sam Hazlitt war der Inhaber unserer Zeitung. Er hatte einen prachtvollen Landsitz in Santa Monica, er hatte einen Chefredakteur, er hatte sechs weitere Redakteure, und er hatte vor allem June Tresker als Sekretärin. Er war ein Mann, der morgens nach dem Frühstück zuerst seine eigene Zeitung, dann die Bilanz seines Unternehmens studierte und der von mir fast genausoweit entfernt war wie der Mars. Außerdem erzählte man sich, er sei im Kopf nicht ganz richtig, was June jedoch immer energisch abstritt. Sie verehrte ihren Chef - bei der Stellung, die sie bekleidete, konnte sie das leicht tun.
    »Was soll ich denn dem erzählen?« fragte ich lachend. »Der weiß ja nicht einmal, wer ich bin. Und sehr erbaut wird er auch nicht gerade sein, wenn ich ihm sage, daß in seiner Zeitung irgend etwas stinkt.«
    June schaute mich spöttisch an.
    »Du wirst gleich sehen, wie sehr du dich irrst.«
    Sie stand auf, nahm den Hörer ab, und als sich die Zentrale meldete, verlangte sie Hazlitts Privatnummer in Santa Monica.
    »Ja«, hörte ich sie sagen, »guten Abend, Mr. Hazlitt. Hier spricht June Tresker. Störe ich gerade? — Nein, es handelt sich um eine etwas merkwürdige Sache, die vielleicht auch Bill Nicholas betrifft... ja, denn Mr. Warner ist gerade bei mir und... Ja, ja, ganz recht, Mr. Hazlitt, das ist James Warner... vielleicht würde es Sie interessieren, mit ihm... ja, Mr. Hazlitt, ja, ich denke... einen Augenblick bitte...« Sie hielt den Hörer mit der Hand zu. »Kannst du gleich nach Santa Monica fahren?«
    Ich nickte, immer noch völlig verblüfft. Sie nahm die Hand wieder weg und fuhr fort:
    »Ja, Mr. Hazlitt, er kommt gleich hinaus. Ja, vielen Dank, Mr. Hazlitt.«
    Sie hängte ein und sah mich triumphierend an.
    »Na, was sagst du

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