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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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dran, es zu werden«, antwortete ich ebenso kurz.
    »Wenn’s stimmt«, sagte er, »was Sie und der Colonel behaupten, hat die Polizei versagt. Kein Grund zur Annahme, daß Nicholas nicht verunglückt ist.«
    »Irren ist menschlich«, sagte ich, »und auch die Polizei ist nicht unmenschlich.«
    »Auch noch frech, he?«
    »Colonel Lennox teilt meine Ansicht«, sagte ich.
    Smith verzog sein Gesicht, warf Lennox einen kurzen Blick zu und brummte:
    »Der Colonel übte etwas mehr Zurückhaltung als Sie, Warner. Colonel Lennox und ich sind uns gerade einig geworden, daß keine Beweise vorliegen. Alles nur Vermutungen.«
    »Es ist mir neu«, bemerkte ich, »daß die Polizei nur mobil wird, wenn ihr von Zivilisten Beweise vorgelegt werden. Früher hat’s auch mal so was Ähnliches wie einen Verdacht gegeben. Fest steht, daß Rogers und Bill zusammen an einem Fall gearbeitet haben, daß Bill — nennen wir’s ruhig — verunglückt ist, daß Rogers unter Mißbrauch meines Namens und mit Hinweis auf Bill Nicholas in mein Haus gelockt und dort erschossen wurde. Wenn Ihnen das unverdächtig erscheint, dann möchte ich wissen, was noch alles passieren muß, damit Sie Verdacht schöpfen.«
    Smith pustete laut vor sich hin, schaute zu Lennox und fing an, laut zu lachen. Wenn seine Zähne echt waren, dann konnte er damit sicherlich einen mittleren Kalbsknochen ohne Schwierigkeit durchbeißen.
    »Ist der immer so wortgewandt?« fragte er Lennox.
    Nun lächelte auch der Colonel. Ich spürte, daß sich die Stimmung entspannte.
    »Ich weiß es nicht, Inspektor«, sagte Lennox, »so lange kenne ich ihn auch noch nicht. Aber ich finde, so ganz unrecht hat er eigentlich nicht.«
    Smith öffnete seine Manschettenknöpfe und krempelte die Hemdsärmel hoch. Er hatte Arme wie ein Hufschmied.
    »Meinen Sie«, sagte er, »ich bekäme einen Ventilator? Keine Spur.« Hierauf wandte er sich an mich:
    »Sie haben dem Colonel erzählt, daß jemand in Phoenix auf Sie geschossen und Ihre Telefongespräche überwacht hat. Können Sie das beweisen?«
    »Ich wohnte im Hotel Tucson. Rufen Sie dort an. Ich hatte sogar die Kugel, aber die hat man mir auch geklaut.«
    Anscheinend hatte er keine Lust, auf meinen Vorschlag einzugehen, denn er winkte ungeduldig ab.
    »Das können wir immer noch tun. Nehmen wir einmal an, Sie hätten ausnahmsweise nicht gelogen. Dann würde das bedeuten, daß der oder die Burschen auch hinter Ihnen her sind. Weshalb?«
    »Weil ich mit Bill Nicholas befreundet war.«
    »Verdammter Schwindel«, sagte Smith im gleichen schnarrenden Tonfall, »ganz verdammter Schwindel! Sie wissen mehr als wir alle miteinander. Sie wissen ganz genau, wer da die Karten mischt. Aber ihr gottverdammten Zeitungsleute wollt ja immer klüger sein als wir, und euch ist alles recht, wenn ihr nur nachweisen könnt, daß sich die Polizei aus einem Haufen von Dummköpfen zusammensetzt. Das Publikum frißt euch diesen Dreck aus der Hand, und ihr nutzt das aus. Wissen Sie genau, daß Sie morgen noch leben?«
    »Nicht ganz genau«, gab ich zu, »aber ich hoffe es. Obwohl...«
    »Obwohl — was?«
    »Obwohl ich jetzt, seit ich hier bei Ihnen bin, beinahe daran zweifeln möchte.«
    »Freche Leute«, sagte er mißbilligend, »so freche Leute wie Sie leben zwar lustiger, aber nicht länger als andere. Und wenn Sie’s auch erwischt? Was dann? Soll ich Ihnen sagen, welche Schlagzeile ich dann in die Zeitung setzen lasse?«
    »Bitte.«
    »Idiotischer Reporter nimmt sein Geheimnis mit ins Grab. Gut, was?«
    Er lachte lange und herzlich, wischte sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen aus, hieb plötzlich mit der Faust krachend auf den Schreibtisch und schrie mich an:
    »Wollen Sie jetzt endlich sagen, was Sie wissen, oder ist es Ihnen lieber, wenn ich Sie einsperren lasse?«
    »Einsperren?« fragte ich erstaunt. »Weshalb denn?«
    »Herr des Himmels! Wenn Sie mich nicht vorhin liebenswürdigerweise drauf gebracht hätten, mir wär’ das ja nie eingefallen: wie wär’s denn mit einem kleinen Verdacht? Und wenn ich’s etwas verzögere, kann die Antwort aus Phoenix mindestens drei Tage brauchen. Außerdem haben Sie vorhin versucht, sich einen beruflichen Vorteil durch Irreführung der Polizei zu verschaffen. Stevenson würde das sicherlich bezeugen. Also? Raus mit der Sprache.«
    »Wenn ich etwas wüßte, hätte ich es schon Colonel Lennox gesagt; Ihnen vielleicht nicht. Ich konnte ihm aber nicht mehr sagen, weil ich nicht mehr weiß.«
    »Und wenn ich Sie jetzt

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