Auch Engel Moegens Heiss
Entschlossenheit darauf herum. Daisy nutzte die Gelegenheit, um aus ihren Arbeitssachen zu schlüpfen und ein Sandwich zuzubereiten. Noch bevor sie damit fertig war, hörte sie ein Scheppern aus dem Wohnzimmer und lief barfuß hinüber, wo sie entdeckte, dass er irgendwie die Fernbedienung des Fernsehers vom Beistelltischchen geschubst hatte und sie nun zu zerlegen versuchte. Sie nahm ihm die Fernbedienung ab und versteckte sie an einem sicheren Ort.
Total begeistert stürzte er sich auf ihre roten Nägel. Immer wieder sprang er an ihr hoch und versuchte, ihre Finger in seinen Mund zu bekommen; erschrocken zuckte sie jedes Mal mit der Hand zurück, denn seine kleinen, scharfen Babyzähne taten weh. Schließlich ließ sie die Hand einfach hängen, während er ihre Finger in den Mund nahm, als wollte er ihren Geschmack aufnehmen, und sie nach einer Weile zufrieden wieder freigab.
Endlich wurde er schläfrig. Er fiel praktisch mitten im Lauf um, plumpste, einen dicken Seufzer ausstoßend, auf den Bauch und schloss die Augen.
»Ich glaube, das war ein anstrengender Tag für dich, mein Kleiner«, redete sie ihm leise zu. »Vermisst du deine Mama und deine Geschwister? Bis jetzt hattest du immer jemanden zum Spielen, stimmt’s? Und plötzlich bist du allein.«
Mittlerweile war es nach sieben Uhr und sie halb verhungert. Sie machte ihr Sandwich fertig und aß es im Stehen, wobei sie ihn ständig im Auge behielt. Er sah so süß und winzig aus, wenn er schlief, aber sobald er die Augen aufschlug, würde er mit voller Kraft weiter Unsinn machen.
Er schlief mit der absoluten Selbstvergessenheit eines Babys. Sie beschloss, kurz zu duschen, ließ aber die Badezimmertür offen, damit er hereinkommen konnte, falls er zwischendurch aufwachte. Die Sachen auf den Boden fallen lassend, zog sie
sich aus und stieg in die Wanne. Kaum hatte sie sich eingeseift, da hörte sie ein Geräusch, teilte den Vorhang und sah einen hellbeigen Fellball mit ihrem Höschen im Maul durch den Flur flitzen.
Daisy sprang aus der Wanne und sauste nackt und glitschend hinterher. Irgendwie schaffte er es, mit seinem erbeuteten Schatz hinter der Couch zu verschwinden. Sie zog die Couch von der Wand weg und rettete ihr Höschen. Natürlich war ein Loch drin. Er wedelte mit dem Schwanz.
»Du kleiner Schlawiner!« Sie hob ihn hoch und nahm ihn mit ins Bad. Dort schloss sie die Tür, sodass er nicht verduften konnte, legte ihre Anziehsachen auf dem Spülkasten der Toilette ab, wo er nicht hinkam, und stellte sich wieder unter die Dusche. Die ganze Zeit über stand er kläffend auf den Hinterbeinen und versuchte, zu ihr in die Wanne zu klettern.
Die Episode mit dem Mopp hatte sie etwas gelehrt; statt auf den Badevorleger zu treten und sich dort abzutrocknen, blieb sie in der Wanne stehen. Auf den Hinterläufen hockend, verfolgte er das Zucken des Handtuchs mit sehnsuchtsvollen Blicken und engelsgleicher Miene.
Sein kleines Gesicht wirkte so glücklich, und sein Mund schien zu einem ewigen Lächeln geöffnet. Unter dem bleichen Fell und den langen blonden Wimpern sahen die dunklen Augen mit den dunklen Rändern ungemein exotisch aus, fast als hätte jemand sie mit Khol ummalt. Er war von einer unglaublichen Neugier und so begeistert über alles und jedes, dass der kleine Schwanz ununterbrochen hin- und herzuckte wie ein überdrehtes Metronom.
»Auch wenn du ein kleiner Teufel bist«, sagte sie. »Du bist mein kleiner Teufel, und ich hatte mich schon in dich verliebt, als du in meinen Schoß geklettert bist.« Als er ihre Stimme und den liebevollen Tonfall darin hörte, wedelte er noch heftiger mit dem Schwanz.
»Ich brauche noch einen guten Namen für dich, einen, der
groß und gefährlich klingt. Schließlich bist du zu meinem Schutz da, weißt du? Und ich glaube nicht, dass sich viele Einbrecher abschrecken lassen, wenn ich rufe: ›Schnapp ihn dir, Flauschi, oder? Was hältst du von Brutus ?«
Er gähnte.
»Recht hast du; du bist kein Brutus. Dafür bist du zu hübsch. Und wie wär’s mit Devil ?« Nach einer kurzen, nachdenklichen Musterung verwarf sie den Namen wieder. »Nein, das passt nicht, denn ich bin hundertprozentig sicher, dass du ein ganz süßer Hund sein wirst, wenn du erst mal groß bist.«
Den ganzen Abend über probierte sie Namen aus. Conan, Duke, King, Rambo, Rocky, Samson, Thor, Wolf. Keiner passte. Sie brachte es einfach nicht fertig, diesem lächelnden kleinen Geschöpf einen gefährlich klingenden Namen zu verpassen.
Sie
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